Triathlon Richtig was los beim Ironman Hawaii

Da staunt auch Sieger Gustav Iden: Der Franzose Sam Laidlow (links) trinkt auf dem Podium gleich zwei Bier auf einmal.
Da staunt auch Sieger Gustav Iden: Der Franzose Sam Laidlow (links) trinkt auf dem Podium gleich zwei Bier auf einmal.

Hawaii pur, Dramen en masse. Ex-Champion Lange wird ausgebremst. Auch Landsmann Angert. Kienle bekommt dafür seine „Emotionsexplosion“ im Ziel. Und der große Dominator scheitert – auch am Landsmann.

Deutsches Strafendrama und ein deutscher Champion der Herzen, im Ziel ein norwegischer Weltmeister, der nicht Kristian Bummenfelt heißt. Gustav Iden, Kumpel und Trainingspartner des Triathlon-Dominators aus Bergen, hat die Ironman-WM im schnellsten Rennen der Hawaii-Geschichte gewonnen und damit die deutsche Titelserie in der Gluthitze von Kailua-Kona beendet. „Die Insel hat versucht, mich fertig zu machen, ich weiß nicht, ob ich nochmal zurückkomme“, sagte der 26-Jährige abgekämpft und auf einem Stuhl sitzend im Zielbereich.

Idens Fabelrekord

In 7:40:24 Stunden pulverisierte Iden den Streckenrekord von Superstar Jan Frodeno von 2019 um mehr als zehn Minuten (7:51:13) !und verwies Sam Laidlow aus Frankreich auf den zweiten Platz. Erst dann kam Blummenfelt erschöpft und völlig verausgabt ins Ziel.

Nach den deutschen Siegen von 2014 bis einschließlich 2019 und den zwei Jahren ohne WM auf Hawaii wegen der Corona-Pandemie gab es damit erstmals kein Gold auf Hawaii für Deutschlands Ironman-Asse. Bei den Frauen, die erstmals getrennt am Donnerstag gestartet waren, hatte 2019-Weltmeisterin Anne Haug den dritten Platz belegt, Laura Philipp war Vierte geworden.

Kienle unter acht Stunden

Bei den Männern sorgte ausgerechnet der für die beste Platzierung am Samstag, der zum letzten Mal auf Hawaii antrat und 2014 die WM gewonnen hatte: Sebastian Kienle blieb zehn Jahre nach seinem Debüt im Triathlon-Mekka erstmals unter acht Stunden. In 7:55:40 Stunden schaffte es der 38-Jährige auf Platz sechs und er genoss sichtlich gerührt und mit Tränen in den Augen die Ehrenabschiedsrunde im Spalier der Zuschauer und die Umarmung mit seiner Frau und seinem erst gut ein Jahr alten Sohn: „Emotionsexplosion. Viel mehr kann man dazu nicht sagen“, sagte er.

Patrick Lange kam nach 3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometern Radfahren und 42,2 Kilometern Laufen auf den zehnten Platz. Für den Champion von 2017 und 2018 war das Rennen nach einem aussichtsreichen Beginn nach gut einem Drittel auf der Radstrecke praktisch gelaufen. Er hatte wie Landsmann Florian Angert (12. Platz) eine Fünf-Minutenstrafe bekommen, die unter anderem wegen Windschattenfahren verhängt werden kann. Lange kämpfte sich dank seiner Lauffähigkeiten und mit viel Herz noch auf Platz zehn vor. „Ich bin unglaublich stolz auf mich, dass ich das noch durchgezogen habe nach einer für mich fraglichen Zeitstrafe“, betonte Lange im ZDF.

Auch Frust im deutschen Lager

Was ohne die zusätzlichen fünf Minuten drin gewesen wäre, bleibt Spekulation. Dass am Donnerstag Laura Philipp nach einer Zeitstrafe von ebenfalls fünf Minuten, deren Grund ihr bis Samstag immer noch nicht mitgeteilt wurde, als Vierte das Podest verpasst hatte, sorgte für viel Frust im deutschen Lager.

„Absoluter Worst-Case“, urteilte Langes Trainer Björn Geesmann nach der Strafe für seinen Schützling. Angert-Coach Philipp Seip, der auch Laura Philipp trainiert und mit ihr verheiratet ist, war sprachlos und empfand eine „gehörige Ratlosigkeit“. Jetzt fehle nur noch, dass auch Kienle, den Seipp ebenfalls trainiert, auch noch in die Penalty Box müsse.

Musste er aber nicht. Kienle machte, was er schon immer am besten konnte: Den Rückstand als mittelmäßiger Schwimmer auf der Radstrecke aufholen. 46. von 50 Profi-Männern nach der ersten Disziplin. „Die Platzierung hat man nicht immer selbst in der Hand, da reden ein paar andere Leute mit ihrer Leistung auch mit“, betonte Kienle mit Blick auf seinen starken sechsten Platz am Ende. „Manchmal muss man seine eigene Leistung auch losgelöst von der Platzierung beurteilen und da muss ich sagen: Da steht es ganz weit oben.“ Im kommenden Jahr will Kienle seine Karriere ausklingen lassen, Hawaii ist mit diesem Mal jedenfalls vorbei.

Lange wird wiederkommen. Er war nach seiner Zeitstrafe 24., ehe es auf die Laufstrecke ging, seine Paradedisziplin. Und er gab Gas. Lange rannte, schnappte sich eine Fünf-Liter-Flasche Wasser, um sich abzukühlen, gönnte sich Frischwasser aus dem Gartenschlauch. Mehr als Platz zehn war trotz eines Marathons in 2:41:59 Minuten nicht mehr drin. Ganz vorn warteten unterdessen alle auf die Attacke von Blummenfelt. Laidlow, der die Radstrecke in Rekordzeit von 4:04:36 Stunden bewältigte, wurde aber nur noch von Iden überholt. Sieben Kilometer vor dem Ziel war es soweit, beide gaben sich im vollen Lauf die Hände, es war der Handschlag für den neuen Hawaii-Champion.

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