Sport Nichts als Regen

Regen, Regen, Regen, nichts als Regen. Es hat die Nacht durch geschüttet in Recife. Als wir gestern Früh ankamen, regnete es immer noch. Die Straßen standen unter Wasser, viele Mopedfahrer mussten ihre Maschinen durch die Wassermassen schieben: Die Zündkerzen waren nass. Die Reporter gingen auf ausgelegten Holzpaletten über den Parkplatzsee zum Stadion. „Ist das auch Fifa?“, frage ich einen Ordner. Er lacht laut. Durch das Unwetter und die chaotischen Verhältnisse ist auch das Treffen mit meinem alten Weggefährten Harry Braun ins Wasser gefallen. Wir haben es vor langer Zeit ausgemacht und immer wieder darüber gesprochen. Harry Braun, Fußball-Fan und Brasilien-Experte, kam aus Rio de Janeiro zu der Partie gegen die USA. Für Rio hatte er einen ganz prominenten Zimmervermittler: Jorginho, den Weltmeister von 1994. Jorginho selbst hat das Apartment für ihn ausgesucht und vorab ein kleines Video gedreht. Die beiden haben sich kurz nach der WM in den USA 1994 kennengelernt. Damals nahm Harry Braun über den FC Bayern München mit dem früheren Weltklasseverteidiger Kontakt auf, um ihm bei seinem sozialen Projekt zu helfen. Sie wurden Freunde. „Rock for Rio“ geht dieses Jahr zum 20. Mal über die Bühne, natürlich haben sie auch diesmal das Kindererziehungszentrum „Bola pra frente“ besucht. Kobe Bryant von den Los Angeles Lakers schaute auch bei den Kindern vorbei, das lief über Nike. Dank Jorginho haben Harry Braun und ich uns kennengelernt. Denn als Jorginho 2004 mit seinem Freund Bebeto Annweiler besuchte, hat Braun uns frühzeitig darüber informiert. „Es ist wieder super hier, absolut klasse“, so bilanziert Braun die ersten zwei Wochen seiner Stippvisite. Der Plan: noch das Viertelfinale in Rio sehen, das Halbfinale in Belo Horizonte und das Finale in Rio. Im Moment dabei sind seine Kumpels Jürgen Kuntz, Walter Thurm und Wolfgang Dränkow. Alle sind aus Rülzheim. Angesagt war gestern auch das Treffen mit Freunden aus seinem Heimatort Gossersweiler-Stein, mit Karl Walz, Dieter Scherer und Ansgar Braun. Ein Pfälzer Tag in Recife! Auch eine Grünstadt-Sausenheimer Abordnung um Adrian Tabacki und Daniel Stumpf war im Stadion. Und die Schwegenheimer Reisegruppe mit Waldemar Müller. Oder Hans-Joachim Toews, der DFB-Fanbetreuer aus Insheim. Der frühere Trainer Gustav Schneider aus Insheim schrieb mir: „Beste Grüße an Harry Braun.“ Und er hat mir erzählt, dass seine beiden Töchter auch im Stadion sind. Natürlich war Rio turbulent. Braun hat die chilenische Fan-Invasion erlebt. „Wir sind da wieder weggefahren, das war zu explosiv“, meinte er. Die Fan-Feste an der Copacabana – ein Ereignis. „Was da los war. 200.000 Menschen beim Public Viewing beim Spiel Brasilien gegen Kamerun, unglaublich“, sagte er. Live gesehen hat er im Maracanã das Spiel Russland gegen Belgien. Über 20 Mal war Harry Braun schon in Brasilien, 15 Mal war er bei Jorginho. Seit ein paar Tagen ist der Weltmeister nicht mehr zu Hause. Der Assistenztrainer von Dunga bei der WM 2010 flog für seinen neuen Trainerjob nach Dubai. Wenn Braun wieder daheim ist, hat er auch zu tun: Das Jubiläum 20 Jahre „Rock for Rio“ wird am 26. und 27. Juli groß gefeiert, mit einer Gala, einem Lauf und einem Kinderspielfest.

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