Sport Nach dem Adrenalin kommen die Glückshormone

Mannheim. Intensive Polizeikontrollen gab’s gestern Morgen rund um die SAP-Arena. Nach einer großen Technoparty auf dem Maimarkt wurde nach Drogen und benebelten Autofahrern gefahndet. Bei den zeitgleich für die Finalserie trainierenden Eishockey-Profis der Adler Mannheim hätten die Beamten lediglich Restspuren von Glückshormonen finden können ...

Christoph Ullmann war 2007 ein Adler, als die Mannheimer zum vorerst letzten Mal deutscher Meister wurden. Er war auch 2012 dabei, als sie die Finalserie gegen die Eisbären Berlin erreichten. Vergleichen möchte er die Teams von damals und heute nicht, „denn es waren und sind doch ganz andere Charaktere, angefangen bei den Trainern.“ Doch etwas fühlte sich vor allem über die Osterfeiertage ähnlich (gut) an: „Die Stimmung ist top“, sagte Ullmann, „das ist vielleicht am ehesten vergleichbar.“ Er will jedenfalls den Tipp seiner Coaches befolgen: „Sie sagen immer, dass man in seinem Leben nicht viele Finals spielen wird. Darum raten sie, das einfach auch zu genießen.“ Die schnelle, gleichwohl unglaublich intensive und emotionale Halbfinalserie gegen Wolfsburg (vier Siege in vier Spielen, dabei dreimal einen Drei-Tore-Rückstand aufgeholt) ist im Grunde schon abgehakt. Die Defizite, die zu den heiklen Situationen und den geschichtsträchtigen Aufholjagden führten, „haben wir sofort nach den Spielen analysiert“, verriet Stürmer Ronny Arendt. Auch er möchte nicht zu weit in die Vergangenheit reisen, stellt nur fest: „2007 war alles schon ein bisschen einfacher, weil wir fast jeden überrollt haben.“ Die anstehende Finalserie gegen den ERC Ingolstadt, die ja auch anders als damals jene gegen Nürnberg im „Best-of-seven-Modus“ ausgetragen wird, also vier statt nur drei Siege erfordert, dürfte so oder so härter werden. Arendt: „Ich glaube, dass die ersten drei Spiele von der Physis geprägt werden. Und danach entscheidet vielleicht auch das Glück.“ Der Entscheider in der letzten Partie gegen Wolfsburg war Kai Hospelt mit seinem Treffer 32 Sekunden vor Schluss zum 4:3 nach 0:3-Rückstand. Ausgerechnet Hospelt! „Ich hatte fünf tolle Jahre in Wolfsburg, bin nun aber auch im zweiten Jahr ein Mannheimer“, betonte er gestern: „Natürlich geht einem in einem solchen Moment viel durch den Kopf. Aber bei so einem wichtigen Tor kann keiner verlangen, dass man nicht jubelt.“ Mit nun vier Toren und acht Vorlagen ist Hospelt in den Play-offs der Topscorer der Adler, gefolgt von Frank Mauer (6/5) und Jochen Hecht (3/7). Verteidiger Kurtis Foster, dem in Überzahl der 3:3-Ausgleich gelungen war, kam ja erst mitten in der Saison nach Mannheim. Dass er da zu einer ganz besonderen Mannschaft mit besonderem Charakter gestoßen war, habe er von ersten Moment an gespürt, versichert der erfahrene Kanadier. „Von den Köpfen der Gruppe, mit den Trainern und Teal Fowler, bis zu den Jungs, die nicht so viel gespielt haben, habe ich das als eine ganz enge Gemeinschaft empfunden“, berichtete der 33-Jährige – in die er dann trotzdem wie selbstverständlich aufgenommen worden sei. Die Halbfinalserie gegen Wolfsburg fasst der NHL-Veteran lachend so zusammen: „Einzigartig – aber auch stressig!“ Entsprechend willkommen ist die unerwartet lange Pause vor dem Finalbeginn am Freitag. Zumal Ingolstadt für Christoph Ullmann „eine wahnsinnig starke Mannschaft ist, mit tiefem Kader, guten Jungs bis in die vierte Reihe.“ Umso besser für die Adler, dass Stürmer Jamie Tardif auch gestern wieder voll mittrainierte.

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