Fussball Liverpool und Jürgen Klopp: Besser als die Legenden?

Eine Szene aus dem Hinspiel: Thiago behauptet sich gegen Juan Foyth vom FC Villarreal.
Eine Szene aus dem Hinspiel: Thiago behauptet sich gegen Juan Foyth vom FC Villarreal.

Das hat auch der große FC Liverpool noch nicht geschafft – vier Titel in einer Saison gewinnen. In diesem Jahr könnte das klappen. Ein weiterer Schritt auf dem Weg dorthin kann nun im Rückspiel des Champions-League-Halbfinales folgen. Ein früherer Münchner spielt dabei eine zentrale Rolle.

Sechs Champions-League-Titel. 19 englische Meisterschaften. Dazu drei Uefa-Cup-Siege, die heute Europa League heißen, und sieben nationale FA-Pokal-Triumphe: In kaum einem anderen Vereinsmuseum dieser Welt werden schon jetzt so viele Trophäen ausgestellt wie in dem des FC Liverpool.

In diesem Frühjahr aber kann der deutsche Trainer Jürgen Klopp mit seiner Mannschaft etwas schaffen, das von Bill Shankly bis zu Kenny Dalglish keiner der unzähligen Klublegenden seit der Vereinsgründung am 15. März 1892 gelang: gleich vier Titel in nur einer Saison zu gewinnen.

Klopp warnt vor Villarreal

Das Champions-League-Halbfinale beim FC Villarreal (Dienstag, 21 Uhr, Amazon Prime) ist die nächste Hürde auf diesem Weg. Nach dem bemerkenswert einseitigen 2:0-Erfolg im Hinspiel ist sie längst nicht mehr so hoch wie ein mögliches Finale gegen Real Madrid oder Manchester City, oder die Aufgabe, die „Cityzens“ an den letzten vier Spieltagen der Premier League einzuholen oder das englische Pokal-Endspiel gegen den FC Chelsea für sich zu entscheiden.

Trotzdem warnte Klopp vor einem „gefährlichen Ergebnis“ und der großen Herausforderung, ständig von einem Wettbewerb zum nächsten zu springen. „Ich bin nicht schlau genug, um zwei Dinge gleichzeitig zu versuchen“, sagte er. „Es ist eine gute Situation für uns. Aber die Anzahl der Spiele, die wir noch spielen müssen, ist sehr hoch. Ob mit oder ohne Champions-League-Finale: Es ist viel für uns. Also gewinnen wir besser jedes Spiel, weil es sonst schwierig werden könnte.“ Das Endspiel im englischen Ligapokal gegen Chelsea gewann der LFC immerhin schon Ende Februar, der erste Titel ist gesichert.

Es ging auf Platz zehn los

Um den Wert von Klopps Arbeit einzuschätzen, lohnt noch einmal ein Blick zurück auf seinen ersten Arbeitstag in Liverpool im Oktober 2015. „Bitte geben Sie uns Zeit für die Arbeit. Aber ich denke: Wenn ich in vier Jahren hier sitze, werden wir vielleicht einen Titel haben“, sagte der Coach bei seiner ersten Pressekonferenz.

Der 54-Jährige übernahm den Klub damals auf Platz zehn der Premier League. Seitdem kamen unter anderem hinzu: das Champions-League-Finale 2018, der Champions-League-Sieg 2019, die englische Meisterschaft 2020 und die Klub-WM im selben Jahr. Nicht allein in Titeln aufzuwiegen ist Klopps Verdienst, ein Team aufgebaut zu haben, das über Jahre Stabilität und Automatismen auf höchstem Niveau beweist. Seit seiner ersten kompletten Saison 2016/17 holte er mit dem FC Liverpool im Schnitt mehr als 83 Punkte pro Saison in der stärksten und herausforderndsten Liga der Welt. Der FC Bayern München hat sein hohes Niveau nach dem Champions-League-Erfolg 2020 nicht halten können. Klopps aktuelles Team scheint noch stärker zu sein als 2019.

Thiago überzeugt

Ein Grund dafür ist auch jener Spieler, der vor zwei Jahren von den Bayern nach Liverpool wechselte: Thiago Alcantára. Der Spanier ist einer der wenigen Spielmacher, der als Balljäger wie Ballverteiler gleichermaßen Weltklasse-Niveau besitzt. Den Münchnern fehlte jemand wie er, als sie sich im Viertelfinale an Villarreal die Zähne ausbissen.

Thiago ist 31 Jahre alt, Kapitän Jordan Henderson ebenso. Abwehrchef Virgil van Dijk ist auch schon 30, Stürmerstar Mo Salah steht kurz davor. Jürgen Klopp wird sein Erfolgsteam in den nächsten Jahren umbauen müssen – egal wie viele Titel es in diesem Jahr gewinnt.

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