Sport Liga kunterbunt

Viele namhafte Vereine beleben die Dritte Liga. Der 1. FC Kaiserslautern mit seiner Westkurve ist dafür das allerbeste Beispiel.
Viele namhafte Vereine beleben die Dritte Liga. Der 1. FC Kaiserslautern mit seiner Westkurve ist dafür das allerbeste Beispiel.

Die dritte deutsche Fußball-Spielklasse nimmt am Freitag den Betrieb wieder auf. Graue Maus? Von wegen! Die Saison verspricht beste Unterhaltung. Auch dank bekannter Namen und reichlich Tradition.

Gekommen, um zu siegen

Traditionsklubs, Spannung bis zum Schluss, toller Zuschauerzuspruch: Die Dritte Liga ist attraktiver denn je. Trotzdem wollen die Zweitliga-Absteiger FC Ingolstadt, 1. FC Magdeburg und MSV Duisburg gleich wieder rein in den Fahrstuhl nach oben. Sie gehören naturgemäß zu den Favoriten. Der 1. FC Kaiserslautern will das Kapitel Dritte Liga nun möglichst nach dem zweiten Jahr erfolgreich beenden. Gekommen, um zu siegen und die Flucht nach oben anzutreten. Auch 1860 München, das zum Auftakt der vorigen Saison vor 41.324 Besuchern beim FCK auf dem „Betze“ spielte, bleibt ambitioniert. Gleiches gilt für den KFC Uerdingen, Hansa Rostock und viele andere. Spannung ist garantiert!

Mit Ruhe und Routine

Wieder ein Comeback für Peter Vollmann (61): Diesmal kehrt der erfahrene Fußball-Lehrer zu Eintracht Braunschweig zurück – als Sportdirektor. Bei den „Löwen“ aus Niedersachsen war der imFußball viel herumgekommene Ex-Zweitligaspieler von Rot- Weiß Lüdenscheid schon mal: als Trainer in der Saison 2001/02. In Braunschweig soll ihm das gelingen, was er bei Hansa Rostock 2011 als Coach geschafft hat– in die Zweite Liga aufzusteigen. Bei der Rückkehr zur Hansa-Kogge 2014 nach seinem Gastspiel beimSVWehenWiesbaden hatte der eher ruhige, unaufgeregte Vollmann kein Glück, wurde nach wenigen Monaten entlassen. Zuletzt war der Intimkenner der Dritten Liga, in der vorigen Saison oft als TV-Experte unterwegs, Trainer beim VfR Aalen. Nun soll er mit dem vom Co- zum Cheftrainer beförderten Christian Flüthmann (37) die Eintracht Richtung Spitzemanövrieren.

Großer Name auf der Bank

Hoeneß auf demBetzenberg – daswarenmeist heiße, zuweilen auch legendäre Duelle. Uli (67) und sein Bruder Dieter Hoeneß (66) wissen viel zu erzählen über die Spiele beim 1. FC Kaiserslautern, meist über ihre Gastspiele mit dem FC Bayern München. Nun befindet sich Dieters Sohn und Ulis Neffe Sebastian Hoeneß (37) in einer Liga mit dem FCK. Er hat beim Drittliga- Aufsteiger FC Bayern II den Trainerposten von Holger Seitz übernommen – der hat eine Führungsfunktion in der FCB-Jugendabteilung bekommen. So rückt Hoeneß junior, bisher U19- Coach und zuvor bei Rasenballsport Leipzig (U17/U19) sowie Hertha Zehlendorf (U19) tätig, auf. Er darf sich mit seinen Jungs auf schöneDuelle gegen viele Traditionsklubs freuen. Erzählen können wird er dann auch schon einiges nach dieser Saison. Mit Onkel Dieter hat FCK-Sportchef Martin Bader übrigens während der Zeit bei Hertha BSC Golf spielen gelernt.

Weiter stürmische Zeiten

Nicht mehr Stadtallendorf, sondern Kaiserslautern undMagdeburg – beim SV Waldhof herrscht nach dem Aufstieg große Euphorie.Nach 88 Toren in der Meistersaison soll die Offensive der Trumpf bleiben. Dafür wurde Torschützenkönig Kevin Koffi (19 Treffer) aus Elversberg geholt. Er stürmt jetzt zusammen mit Valmir Sulejmani (zuletzt 18 Treffer), mit dem er in der Regionalliga Südwest umdie Torjägerkanone gestritten hatte.

Großer Name bei den Zebras

VfB Stuttgart Junioren, Borussia Mönchengladbach, erster A-Nationalspieler der TSG 1899 Hoffenheim, AC Florenz, RB Leipzig, zuletzt Celtic Glasgow – und nun Dritte Liga bei Zweitliga- AbsteigerMSV Duisburg: Die „Zebras“ haben den 34 Jahre alten Innenverteidiger Marvin Compper als eine der Führungsfiguren für die Mission Wiederaufstieg verpflichtet. Trainer Torsten Lieberknecht, der trotz des Abstiegs im Amt blieb, freut sich auf Compper und auf den ebenfalls bundesligaerfahrenen Stürmer Petar Sliskovic (28). Der Ex-Mainzermit Torriecher kommt vomVfR Aalen.

Setzen auf Chef Jeff

Jeff, der Chef! Trainer Jeff Saibene, in Bielefeld erst als Retter gefeiert, beim ersten Gegenwind von der Almgejagt, soll den FC Ingolstadt zurück in die Zweite Bundesliga führen. Der Abstieg, in der Relegation besiegelt, war die Quittung für eine unfassbar chaotische Saison. Der FCI verschliss mit Stefan Leitl, AlexanderNouri, Jens Keller und Tomas Oral vier Trainer. Am Ende stand der Abstieg – mit einer teurenMannschaft, die erst unter Oral funktionierte. Michael Henke, der ewige Assistent Ottmar Hitzfelds, auch in Ingolstadt in besseren Tagen „Co“, soll’s als Sportchef richten.

Manni an der Börse

Klein, aber fein! Die SpVgg Unterhaching geht an die Börse. Ein neuer Versuch von Manfred Schwabl, dem umtriebigen Präsidenten, den kleinen Verein vor den Toren Münchens im Profifußball zu etablieren. Schwabl, Ex-Profi mit Bayern-Erfahrung, steht für denWiederaufstieg derHachinger, die nach famoser Hinrunde in der Rückserie 2018/19 böse abgestürzt sind. Niclas Stierlin (19), vor zwei Jahren aus dem Lauterer Talentschuppen zu den Bullen nach Leipzig gewechselt, trainiert zur Probe in Haching.

Von Ponomarev gepampert

Jan Kirchhoff hat schon viel erlebt und gesehen in der weiten Welt des Fußballs. Sein Stern ist inMainz aufgegangen. Dem Lockruf der Bayern mochte der Defensivspezialist nicht widerstehen. Kirchhoff blieb Statist, scheiterte „auf Schalke“. Das Verletzungspech ließ ihn auch in England beim AFC Sunderland und den Bolton Wanderers nicht glücklichwerden. ImJanuar der Neustart beim 1. FC Magdeburg – Kirchhoff spielte stark, Magdeburg aber stieg aus der Zweiten Liga ab. Der 28-Jährige, auch vom FCK umworben, heuerte im Alt-Star-Paradies in Uerdingen an. Dort versucht der neue Trainer Heiko Vogel, im pfälzischen Wachenheimgroß geworden, das von Investor Mikhail Ponomarev gepamperte Star-Ensemble auf Kurs zu bringen. Nicht vorstellbar, dass Großkreutz, Aigner und Co. nochmal so abstürzen wie in der letzten Rückrunde. Der KFC, bisher in Duisburg kickend, spielt fortan imDüsseldorfer Exil.

Geheimtipp Hansa

Hansa Rostock – von der Infrastruktur her ein Bundesligist – nimmt einen neuen Anlauf Richtung Zweite Bundesliga. Helfen soll der Trainer, der weiß, wie Aufstieg geht: Jens Härtel. Er führte 2018 den 1. FCMagdeburg in Liga zwei. Die Bosse verloren alsbald die Geduld, feuerten Härtel. Magdeburg stieg trotzdem gleich wieder ab. In Rostock frohlockten sie, den klugen, geerdeten Coach engagieren zu können. Jens Härtel weiß, wie die Dritte Liga funktioniert.

Bierofka - Kauz und Original

DieMünchner „Löwen“ – das ist Tradition pur und Chaos hoch drei. Die „Sechziger“ kommen einfach nicht zur Ruhe. Investor Ismaik – Segen und Fluch in einer Person – hat die „Blauen“ mit den dunkelroten Zahlen in den Bilanzen erst vor dem Bankrott gerettet, dann imStreitmit den Präsidialen zumSchafott geführt. DemLizenzentzug 2017 folgte 2018 der Wiederaufstieg – Daniel Bierofka sei Dank. Der Trainer, ein Urgestein der „Löwen“, verzweifelt aber mehr und mehr an den Fakten. Es fehlt an Geld. Marco Vincenzo Raimondo-Metzger (27), aus Ludwigshafen stammender Kapitän der zweiten „Löwen“-Mannschaft, will seinem Klub helfen. Der Abwehrspieler, früher beim FCK II, Wormatia Worms und dem SC Freiburg II aktiv, ist bereit, für 450 Euro zu kicken. Ein „Löwe“ –wie Bierofka.

Haut den Lukas

Lukas Kwasniok (38) gilt als besonderer Trainer – taktisch gewieft, gut ausgebildet. In Jena löste er während der letzten Runde Volksheld Zimmermann ab, wurde auch Sportdirektor und während einer langen Niederlagenserie zum Buhmann der Fans. Sie hatten seine Erklärungen satt. „Halt die Fresse, Kwasniok“ lautete ihre plakative Botschaft. Am Ende wurde der Ex-Karlsruher als Retter des FC Carl Zeiss Jena gefeiert.

Trainer Daniel Bierofka (oben, Mitte) will mit 1860 wieder feiern. Er verzweifelt aber zusehends an den Fakten. Marvin Compper (
Trainer Daniel Bierofka (oben, Mitte) will mit 1860 wieder feiern. Er verzweifelt aber zusehends an den Fakten. Marvin Compper (mittleres Foto) hat in seiner Laufbahn viel erlebt. Nun soll er den MSV Duisburg mit zurück in die Zweite Liga führen. Jan Kirchhoff (unten, im Trikot des FC Bayern) macht Station im »Rentner-Paradies« Uerdingen. Kaum vorstellbar, dass der KFC abermals abstürzt.
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