Sport Korkut in Leverkusen: Trainer auf Bewährung

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FUSSBALL: Der Lauterer Ex-Coach könnte bei Bayer zur Dauerlösung werden

Leverkusen. Das ist eine Überraschung: Tayfun Korkut (42), bis Dezember beim 1. FC Kaiserslautern in Lohn und Brot, ist gestern vom Bundesligisten Bayer Leverkusen als Nachfolger des beurlaubten Roger Schmidt (49) vorgestellt worden. Der Abschlussjahrgang 2011 verlor am Sonntag einen seiner Fußball-Lehrer, die bei einem Bundesligisten beschäftigt sind. Gestern gewann er schon wieder einen hinzu. Korkut sagte bei seiner Vorstellung, dass er sogar ein „sehr guter Freund“ von Roger Schmidt sei, dessen Arbeit er nun fortsetzen und noch in dieser Saison zu einem guten Ende führen soll. „Wir wollen das Ziel, international dabei zu sein, in Angriff nehmen“, kündigte Korkut an. Er unterschrieb einen Vertrag, der nur bis zum 30. Juni dieses Jahres gültig ist. „Das ist für mich überhaupt kein Problem“, betonte Korkut, der in dem kurzfristigen Engagement „wie bei jeder Veränderung Chancen und Risiken“ sieht. Sportdirektor Rudi Völler stellte in Aussicht, dass der 42 Jahre alte Deutsch-Türke einen Anschlussvertrag erhalten könnte: „Alles ist möglich.“ Es gilt aber als wahrscheinlich, dass in der kommenden Saison ein Trainer in Leverkusen arbeiten wird, der aktuell noch bei einem anderen Verein tätig ist. Gestern um 15 Uhr führte Korkut seine neue Mannschaft, die am Freitag auf Werder Bremen trifft, erstmals auf den Trainingsplatz. „Kommunikativ, nah, ehrlich“, beschrieb er zuvor seine Art, auf die sich die Spieler einstellen müssten. Der Fußball werde dem von Roger Schmidt ähneln: „Anders ist das zu dem Zeitpunkt kaum möglich, an dem ich übernehme. Wir haben keine Vorbereitung, sondern sind in der Endphase der Saison.“ Es folgte aber noch ein wichtiger Nachsatz: „Vielleicht werden wir einen Ticken kontrollierter spielen.“ Das würde auch dem Wunsch Völlers entsprechen, der sich die Mannschaft „ein bisschen stabiler und mit ein bisschen mehr Balance behaftet“ vorstellt. Das wilde, aggressive Element, für das Roger Schmidt steht, sorgte an guten Tagen für attraktiven Fußball, häufig aber auch für Freude beim Gegner, so etwa am vergangenen Samstag bei Borussia Dortmund. Dass Schmidt nach dem 2:6 beim BVB „trotz des Ergebnisses von einem guten Schritt in die richtige Richtung sprach, tat Völler ab: „Naja, das war ein typischer Roger. Er ist ein Typ, der immer ein bisschen gegen den Wind läuft.“ Die eigenwillige Art Schmidts führte unter anderem dazu, dass Leverkusen erst im Januar Jörn Wolf einstellte, der als Mediator zwischen dem Trainer und großen Teilen seines Stabes wirken sollte. Nun ist der ehemalige Mediendirektor des HSV schon wieder weg, genau wie Schmidts Assistenztrainer Markus Krösche. Korkut bringt dafür seinen Vertrauten Xaver Zembrod mit, der auch schon bei Hannover 96 und dem 1. FC Kaiserslautern an seiner Seite war. Im Dezember hatte Tayfun Korkut überraschend und ohne öffentlich Gründe zu nennen seinen Vertrag beim FCK aufgelöst. In Leverkusen sind sich Korkut und Völler einig, dass es zumindest für eine Qualifikation für die Europa League reichen soll. Der Rückstand auf den sechsten Platz beträgt derzeit fünf Punkte.„Ich bin da auch optimistisch“, sagte der Sportdirektor, „ich weiß, dass Tayfun brennt. Er hatte schon immer gute Ideen, wie man Fußballspielen lässt.“ Die Leverkusener Spieler nimmt Völler mehr denn je in die Pflicht: „Wir haben allen das Alibi genommen. Diese eine Entschuldigung ist jetzt weg.“ KOMMENTAR

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