Sport Kommentar: Nummer 1

Es war auch eine unsinnige Diskussion aufgekommen, ob es gerecht sei, wenn Neuer bei der WM die Nummer eins sei. Selbstverständlich ist das gerecht. Er hat über nun fast schon ein Jahrzehnt bewiesen, dass er der beste deutsche Torwart ist. Seine Klasse schützte ihn nie vor Fehlern, die wird er auch weiterhin machen, vielleicht sogar schon beim Auftaktspiel der Weltmeisterschaft in Russland gegen Mexiko. Sollte der Fehler oder auch mehrere darauf zurückzuführen sein, dass Neuer eben doch noch nicht bereit war, nach einer so langen Pause auf höchstem Niveau zu spielen und zu halten, dann hat das Trainerteam um Bundestrainer Joachim Löw falsch entschieden, aber nicht ungerecht. Marc-André ter Stegen fährt als klare Nummer zwei zur WM. Das ist nicht ungerecht, sondern eine Auszeichnung. Bis zum Confed Cup ließ Bundestrainer Löw die Hierarchie hinter Neuer offen. Bei der Generalprobe in Russland änderte sich das. Ter Stegen überzeugte, anschließend bestätigte er die Leistungen mit einer sehr starken Saison beim FC Barcelona. Ter Stegen wird wahrscheinlich nicht der einzige sein, der nach einer überzeugenden Spielzeit nur auf der Bank sitzen wird. Wäre das bei Leroy Sané und Ilkay Gündogan gerecht, die als Stammspieler bei Manchester City 100 Punkte in der Premier League holten? Marco Reus etwa, der Sané vorgezogen werden könnte, bestritt gestern sein erstes Länderspiel seit März 2016. Bevor er im Februar bei Borussia Dortmund wieder auf dem Platz stand, hatte er eine Verletzungspause von etwa zehn Monaten hinter sich. Reus hat mehr Spielpraxis als Neuer, keine Frage. Aber das hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun.

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