Sport Erst Götze, dann Klose

Wieder so ein verflixtes zweites Turnierspiel. Da lief gestern vieles schief. Gerade in der Abwehr. Der große Unterschied zum Portugal-Spiel: Diesmal gelang der deutschen Mannschaft nicht die frühe Führung. Ganz im Gegenteil, in der siebten Minute lag sogar das 1:0 für Ghana in der Luft, als Christian Atsu auf Asamoah Gyan legte, dessen Schuss aber über die Latte rauschte, weil Per Mertesacker ihn im letzten Moment noch bedrängte. Neben Mertesacker spielte doch wieder Mats Hummels, der Dortmunder war nach seiner Oberschenkelverletzung rechtzeitig fit. Deutschland hatte mehr vom Spiel, 57 Prozent betrug der Ballbesitz, die Spielanlage war eleganter, doch die Defensive der Afrikaner stand diesmal ziemlich sicher. Ghana war gestern ein weitaus stärkerer Gegner als Portugal zum Start am Montag. Nach einem feinen Hackentrick von Thomas Müller stand in der elften Minute Toni Kroos frei, aber er verzog. Alarmstufe rot in Ghanas Strafraum herrschte dann in der 21. Minute, nach Mesut Özils Pass wurde Thomas Müller, der glorreiche Torjäger vom Auftaktspiel, im letzten Moment von John Boye gebremst. War Toni Kroos der auffälligste Mittelfeldspieler gegen Portugal, so lief gestern sehr viel über Mesut Özil auf der rechten Seite. Auch für den Schuss von Sami Khedira lieferte er die Vorlage. Überhaupt: Über die rechte deutsche Seite ging vor der Pause (wohlgemerkt!) sehr viel. Später war Özil schwächer. Eine Direktabnahme von Mario Götze war nicht platziert genug und eine leichte Beute für Ghanas Schlussmann Fatawu Dauda. Die beste Phase hatten die Afrikaner nach einer halben Stunde. Da entwickelten sie kurz sogar ein Powerplay, während der Phase sah die deutsche Abwehr nicht gut aus. Aber auf Torhüter Manuel Neuer war wieder Verlass. In der 33. Minute parierte er einen Versuch von Sulley Muntari. Die Abwehr bekam den Ball nicht aus der Gefahrenzone. Eine Minute später tankte sich Asamoah Gyan auf der linken Seite durch, wurde nervös und verstolperte. Eine leichte Unsicherheit hatte auch Neuer, als er einen Eckball nicht richtig wegfausten konnte. Das Bruderduell Jérôme Boateng gegen Kevin-Prince Boateng ging vor der Pause klar an den deutschen Verteidiger. In der Halbzeit blieb Jérôme Boateng in der Kabine, er hatte muskuläre Probleme. Für ihn kam wieder Shkodran Mustafi ins Spiel, gegen Portugal durfte er bereits für den verletzten Hummels ran. Und Bruder Kevin-Prince, der völlig abtauchte, wurde in der 52. Minute ausgewechselt. Da war kurz zuvor das 1:0 für die deutsche Mannschaft gefallen. Unglaublich, aber wahr: Mario Götze, der sich zuweilen schwer tat mit der körperbetonten Spielweise Ghanas, schlich sich vom Mittelfeld vor das Tor – und köpfte die toll getimte Flanke von Thomas Müller tatsächlich zum 1:0 ein. Freuen konnte sich Deutschland nicht einmal drei Minuten. Shkodran Mustafi war nicht auf der Hut, er ließ Andre Ayew gewähren und der linke Offensivspieler köpfte den Ausgleich. Per Mertesacker schaute einfach nur zu. Die Vorlage kam wie bei Müller aus dem Halbfeld – von Christian Atsu. Das war dann doch ein bisschen einfach. Deutschland verlor nun völlig den Faden – und Philipp Lahm leistete sich einen folgenschweren Fehler. In der Vorwärtsbewegung wollte er Sami Khedira anspielen, dieser kam nicht an den Ball, Pass in die Schnittstelle zu Asamoah Gyan, Ghanas Kapitän ließ sich die Chance nicht entgehen und zog in der 63. Minute trocken ab. 2:1, die Überraschung war perfekt. Die Routiniers mussten es richten: Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose kamen, Minuten später staubte Klose zum 2:2 nach Kopfballvorlage von Benedikt Höwedes ab. Und feierte mit einem Salto. Sensationell. Nun ist er mit Ronaldo als WM-Rekordtorschütze gleichauf. In der Schlussphase nahmen beide das Visier hoch. Aber es blieb beim 2:2.

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