Sport Erfolgreicher Trainer – guter Mensch

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ZUZENHAUSEN. Gute Mannschaften schafften es, eine ganze Saison an ihr Optimum heranzukommen, sagt Julian Nagelsmann. Der Trainer der TSG 1899 Hoffenheim sieht derzeit keine Anzeichen, dass seine Elf nachlässt und gibt vor dem Spiel morgen (20.30 Uhr) bei Hertha BSC Berlin zu: „Die Tabellensituation sieht danach aus, als ob es für uns um die Frage Europa League oder Champions League geht.“

Mit einem Sieg in Berlin könnte sich der Bundesligavierte acht Punkte Vorsprung vor Hertha auf Platz fünf verschaffen. Es gehe darum, die „brutale Aggressivität“ des Gegners anzunehmen und dann „fußballerische Lösungen“ zu finden. Die Berliner stellen die heimstärkste Elf der Liga. Aber Hoffenheim sei als viertstärkstes Team auf fremdem Terrain nachweislich „auch nicht ganz blind.“ Zumal Nagelsmann taktisch keinen Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen macht. In Berlin kann er voraussichtlich aus dem vollen Kader auswählen. Auch der längere Zeit verletzt pausierende Mark Uth ist wieder eine Option für den Sturm. Nagelsmann begriff die Länderspielpause für seine Profis als „Chance zur Erholung“, um nun noch einmal „neu durchzustarten“. In der „englischen Woche“ mit dem Auftritt in Berlin, dem Gastspiel des FC Bayern München am Dienstag (20 Uhr) in Sinsheim und dem Gang zum Hamburger SV werden die Weichen für den Saisonendspurt gestellt. Weniger als ein Europa-League-Platz wäre nach dem bisherigen Saisonverlauf „nicht so schön“, bekennt der 29-Jährige. Mental sieht Nagelsmann seine Spieler für das Schlussviertel gerüstet. Der Großteil der Profis habe schon viel zusammen erlebt. In der letzten Saison beispielsweise eine extreme Delle und einen stabilen Schlussspurt. Damals schaffte die TSG nach der Amtsübernahme des Jugendtrainers Nagelsmann doch noch den Klassenerhalt. Für ihn verlief die Länderspielpause nicht ganz so ruhig. Zunächst wurde er vom DFB als Trainer des Jahres 2016 ausgezeichnet. Was ihn witzeln ließ: „Wenn ich den Preis als Pfeife des Jahrhunderts bekommen hätte, wäre das schlimmer.“ Und dann gab es erneut mediale Spekulationen über seine Zukunft, nachdem er bei einem Frauen-Bundesligaspiel in München auf der Tribüne hinter Bayern-Präsident Uli Hoeneß abgelichtet wurde. „Vielleicht war ich blauäugig, aber es war skurril, was daraus gemacht wurde“, sagte der Coach. Sein Vertrag endet am 30. Juni 2019. Er werde die Spekulationen um seine Zukunft nicht jede Woche kommentieren, stellt Nagelsmann gestern klar. Einen Karriereplan habe er ohnehin nicht, das führe nur zu Enttäuschungen, wie er als Spieler „mit 1,8 Millionen Verletzungen“ schmerzhaft habe erfahren müssen. In der nächsten Saison wird er noch in Hoffenheim arbeiten: womöglich dann sogar in der Königsklasse. Dass er einmal einen Titel gewinnen will – klar. Aber das ist nicht das absolute Ziel, beteuert Nagelsmann: „Ich freue mich, wenn man am Ende sagt: Ich war ein guter Mensch.“

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