Sport Die erste Nullnummer des Turniers

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Saint-Denis. Die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich hat gestern Abend erstmals ein Spiel ohne Treffer erlebt. Die deutsche Nationalmannschaft trennte sich von Polen in Saint-Denis 0:0.

Natürlich stand Mats Hummels auch in der Startelf. Schon vor Tagen hatte Bundestrainer Joachim Löw durchblicken lassen, dass dieser nach seinem im deutschen Pokalfinale erlittenen Muskelfaserriss in der Wade im Grunde wieder so weit sei. Shkodran Mustafi musste also wieder auf der Bank Platz nehmen. Dass er beginnen würde, hatte Hummels schon Stunden vor dem Anpfiff öffentlich gemacht – so groß muss die Vorfreude auf seinen ersten EM-Einsatz gewesen sein. Ansonsten lief die selbe Elf auf wie im ersten Gruppenspiel gegen die Ukraine (2:0). Den Polen fehlte Stammtorhüter Wojciech Szczeny, der sich in der Auftaktpartie gegen Nordirland (1:0) verletzt hatte und den Lukasz Fabianski vertrat. Zudem kehrte Linksaußen Kamil Grosicki, der wegen Sprunggelenksproblemen in der Auftaktpartie hatte passen müssen, in die Startformation zurück, aus der er Bartosz Kapustka verdrängte. Ein Stammspieler mehr auf dem Platz hat der deutschen Elf gleich wieder ein ganz anderes Gesicht gegeben. Die Ordnung war zurück. Es war auch wesentlich mehr Kontrolle da. Sich noch einmal aufmischen lassen wie von der Ukraine in der letzten Viertelstunde vor der Pause, das wollte der Weltmeister nicht. Immer wieder nahmen die Spieler das Tempo heraus. Das ist nicht ganz so schön anzusehen. Der Zweck heiligt die Mittel. Was tun also gegen sehr gut sortierte Polen, die lediglich auf Konter lauerten und den Gegner mal schön machen ließen? „Wir sind die Nummer eins der Welt“, sangen die deutschen Fans. Davon war nur bedingt etwas zu sehen. Aber es ist ja auch erst der zweite Spieltag im Turnier. Da kann eine Turniermannschaft, wenn sie denn eine ist, noch nicht glänzen. Angefangen hat das Spiel schlecht, denn Robert Lewandowski nötigte Sami Khedira in der Mitte des Platzes ein taktisches Foul ab – und der kassierte dafür vom einzigen Niederländer bei der EM, Schiedsrichter Björn Kuipers, eine Gelbe Karte. Danach gab es aber gleich eine Chance. Von der linken Seite brachte Julian Draxler eine gute Flanke mit rechts rein, doch der Kopfball von Mario Götze strich über das Tor. Eine scharfe Hereingabe von Jonas Hector verpasste Sami Khedira knapp (6.). Das war nur ein Strohfeuer, denn in der Folge gelang es den Polen, kaum noch etwas zuzulassen. Auf der Gegenseite verbrachte Manuel Neuer, gestern wieder Kapitän, einen ruhigeren Abend als gegen die Ukraine. Eine der besten Chancen für die Polen stoppte Jérôme Boateng, der einen Pass auf Arkardiusz Milik von Lewandowski abfing, der Hummels den Ball abgejagt hatte (15.). Es war der einzige Wackler des ansonsten souveränen Innenverteidigers. Lewandowski, das war klar, brannte darauf, es seinen Münchener Mannschaftskollegen zu zeigen. Doch die ließen sich auf keine Geplänkel ein, sondern versuchten es nach dem Motto: In der Ruhe liegt die Kraft. Nach der Pause gab es gleich einen Wachmacher. Grosicki bediente Milik, der den Ball äußerst knapp verpasste. Die Polen kamen auch noch zu einer guten Freistoßchance, nachdem Europa-League-Sieger Grzegorz Krychowiak im Laufduell mit Thomas Müller zu Boden gegangen war. Doch Lewandowskis Versuch strich knapp am linken Pfosten des deutschen Tores vorbei (56.). Für „Die Mannschaft“ blieb alles schwer. Toni Kroos brachte mal einen Ball Richtung Tor, er ging drüber (65.). Es kam André Schürrle für den sehr blassen Götze. Erst in der 69. Minute zwang Mesut Özil Polens Keeper Fabianski zu einer Glanzparade. Schürrle prüfte ihn aus spitzem Winkel (71.). Und dann kam Mario Gomez. Die deutsche Elf entwickelte dennoch keine Gefahr. Jérôme Boateng bemängelte dies: „Wir haben uns wenig bewegt und müssen froh sein, dass wir 0:0 gespielt haben.“ So spielten sie Deutschland: Neuer (FC Bayern München) - Höwedes (FC Schalke 04), Hummels (Borussia Dortmund), Boateng (FC Bayern München), Hector (1. FC Köln) - Khedira (Juventus Turin), Kroos (Real Madrid) - Müller (FC Bayern München), Özil (FC Arsenal), Draxler (VfL Wolfsburg)/72. Mario Gomez (Besiktas Istanbul) - Götze (FC Bayern München)/66. André Schürrle (VfL Wolfsburg) Polen: Fabianski (Swansea City) - Piszczek (Borussia Dortmund), Glik (FC Turin), Pazdan (Legia Warschau), Jedrzejczyk (Legia Warschau) - Blaszczykowski (AC Florenz)/80. Kapustka (Wisla Krakau), Krychowiak (FC Sevilla), Maczynski (Wisla Krakau)/76. Jodlowiec (Legia Warschau), Grosicki (Stade Rennes)/87. Peszko (Lechia Danzig) - Lewandowski (FC Bayern München), Milik (Ajax Amsterdam) Gelbe Karten: Boateng, Khedira, Özil - Grosicki, Maczynski, Peszko - Beste Spieler: Boateng, Neuer, Hummels - Lewandowski, Grosicki - Zuschauer: 75.000 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Kuipers (Niederlande).

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