Sport Der Vertrauensvorschuss

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Mannheim. Der in Plastik gegossene Vertrauensvorschuss der Fans heißt im Profisport Dauerkarte. 7005 Jahrestickets hatten die Adler Mannheim bis gestern Mittag verkauft – bemerkenswert viel nach einer verkorksten Saison. Es hat vielleicht auch mit dem neuen Trainer des sechsmaligen Meisters der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zu tun.

Dem erfahrenen und hochdekorierten Sean Simpson wird sehr viel eher zugetraut, eine prominent besetzte Mannschaft zu einer erfolgreichen Einheit zusammenzuschweißen als vor einem Jahr dem dann gescheiterten Greg Ireland. Und die Qualität des Kaders steht für Manager Teal Fowler außer Frage, sagte er gestern bei der Saisoneröffnungspressekonferenz: „Ich denke, dass wir auf dem Papier eine Mannschaft haben, die zu den Mitfavoriten gehört.“ Auch er sieht dabei Ex-NHL-Profi Marcel Goc, bereits vor einem Jahr gekommen, aber verletzungsbedingt kaum erprobt, als „praktisch neuen Spieler“. Aber der größte Hoffnungsträger trägt in diesem Sommer kein Spielertrikot. Sean Simpson, seit vielen Jahren der heimliche Wunschtrainer der Adler, lässt seine neue Mannschaft gleich in der ersten Trainingswoche Vollgas geben. Denn: „Es muss ziemlich schnell gehen in der Vorbereitung.“ Er verweist auf die ersten Testspiele kommende Woche (Donnerstag bei HC Pardubice, Sonntag bei den Bietigheim Steelers), dann auf die Heimspiele in der Champions League des Eishockeys (CHL) am 18. August gegen HC Lugano und am 21. August gegen Tappara Tampere. Anfang September bestreiten die deutschen Nationalspieler der Adler in Riga die wichtige Olympia-Qualifikation, und am 16. September beginnt die DEL-Saison mit dem Gastspiel in Krefeld. Simpsons erste Trainingseindrücke: „Alle motiviert und richtig fit.“ Letzteres nach einem für viele sehr langen Sommer – weil vergangene Saison ja so früh das Eis in der SAP-Arena abgetaut werden musste. Kapitän Marcus Kink hingegen, der sein C auf der Trikotbrust behalten wird, spielte im Mai ja immerhin noch die WM. Nun freut er sich über „sehr intensive Trainings“. Hausaufgaben haben den Profis der neue Coach und sein aus der Schweiz mitgebrachter langjähriger Assistent Colin Müller mitgegeben, in Form eines Buches mit den wesentlichen Systemanforderungen, Spielideen und Trainingsformen. „Da sind schon ein paar Seiten drin“, sagt Kink schmunzelnd. Seine grundsätzliche Idee vom Eishockey sieht Simpson im Stil der damals von ihm betreuten Schweizer Nationalmannschaft, die 2013 sensationell WM-Silber holte: „Da haben wir die großen Nationen mit unserem Offensivspiel und unserem Forechecking unter Druck gesetzt.“ Dass in Deutschland physischer gespielt werde als in der Schweiz, gefällt dem 56-Jährigen: „Das geht mehr in die Richtung kanadischen Eishockeys.“ Bis November werden die Adler ihre Sonntagsheimspiele um 19 Uhr beginnen lassen. Später wird meist um 14 Uhr angepfiffen, informierte Geschäftsführer Matthias Binder, der wie vergangenes Jahr keine Etatangaben machte. Kalkuliert werde mit 10.500 Zuschauern im Schnitt.

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