Sport Der Raumdeuter und geniale Herumtreiber

Ein eleganter Spieler: Spaniens Isco.
Ein eleganter Spieler: Spaniens Isco.

«Krasnodar.» Nachdem Toni Kroos sang- und klanglos mit der deutschen Mannschaft ausgeschieden ist, kann ein anderer Mittelfeldstar von Real Madrid die WM prägen: Isco ist der bisher auffälligste Akteur beim noch wenig glanzvollen Titelfavoriten aus Spanien.

Isco hat kein schlechtes Gewissen. Warum der Mittelfeldspieler von Real Madrid seinen Hund ausgerechnet Messi getauft habe, nach dem Superstar vom FC Barcelona? „Das war mehr die Idee meines Vaters und Bruders. Von daher wasche ich meine Hände in Unschuld“, erklärte der 26-Jährige einmal. Und wie das denn so sei, wenn er brülle: „Messi, komm!“ Isco scherzte: „Deshalb lass ich ihn nie raus.“ Über das derzeitige Schicksal des Tieres ist nichts bekannt, aber für sein Herrchen gilt: wehe, wenn er losgelassen! Francisco Román Alarcón Suárez, kurz: Isco. Der 26-Jährige ist – bei aller Kritik an der „Selección“ nach ihren bisherigen WM-Auftritten – der herausragende Akteur seines Teams in Russland. Ein genialer Herumtreiber auf dem Rasen, kaum zu fassen vom Gegner und ungemein ballsicher. „Die Geiger finden nicht den Ton – außer Isco“, schrieb die Sportzeitung „As“ dieser Tage über die Mannschaft des Weltmeisters von 2010. Der Real-Profi glänzt auch beim Fußballtennis auf dem Trainingsplatz. Keiner kann`s wie der Ballkünstler, der nicht nur ein fantastischer Raumdeuter und Dribbler ist: Isco schießt Tore – bisher elf in 31 Länderspielen. In Russland kommt ihm zugute, dass er beim Champions-League-Sieger aus Madrid in der vergangenen Saison seine Auszeiten hatte. Sehr zu seinem Unwillen hatte ihn der bisherige Trainer Zinédine Zidane öfter auf die Bank gesetzt; Isco musste um seinen Platz kämpfen. Bei Real habe er „nicht das Vertrauen, das ein Spieler braucht“, klagte Isco. „Vielleicht bin ich das Problem. Ich weiß nicht, wie ich Zidanes Vertrauen bekommen kann.“ Zidane ist nun weg und sein Nachfolger bei Real jener Mann, der im Nationalteam auf Isco baute: Julen Lopetegui. „Er ist ein Trainer, den ich seit vielen Jahren kenne“, sagte die Nummer 22 der Spanier. „Ich habe mit ihm in den Junioren-Auswahlteams zusammengearbeitet. Selbst wenn ich in meinem Klub kein Stammspieler war, er hat mir immer das Vertrauen geschenkt. Abgesehen davon ist er ein großartiger Coach.“ Kein Wunder, dass Iscos Abschiedsumarmung mit Lopetegui in Krasnodar besonders innig ausfiel, als der Chefcoach der Spanier zwei Tage vor dem WM-Auftakt den Posten für Fernando Hierro räumen musste, weil er bei Real unterschrieben hatte. Mühelos und elegant wirkt Iscos Spiel. In Isco hat Spanien seinen Nachfolger für Spielmacher Andrés Iniesta gefunden. „Ich bin extrem happy mit ihm. Er ist exzellent im direkten Zweikampf“, lobte Hierro vor dem ersten K.o.-Spiel am Sonntag (16 Uhr) gegen Russland: „Er ist ein Spieler, der keine Anweisungen braucht.“

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