Sport Der bei der WM eingesetzte Videobeweis findet Zuspruch

Die Internationale Handball-Föderation handelte, wie sie meist handelt: fast unbemerkt und undurchsichtig. Einen Tag vor Turnierbeginn versteckte sie die Nachricht, dass bei der Weltmeisterschaft in Katar eine Torlinientechnik eingesetzt wird, neben vielen anderen Ankündigungen auf ihrer Website. Beim Spiel der Deutschen gegen Polen kam sie zum Einsatz und löste Diskussionen aus. Für Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki war es keine neue Entwicklung, denn die Spieler der Rhein-Neckar-Löwen waren vor Ort dabei, als während der EHF-Cup-Finals 2013 in Nantes die neue Technologie erstmals auf internationalem Terrain eingesetzt wurde. An der Querlatte des Tores sind verschiedene Weitwinkelkameras angebracht, die die Torlinie überwachen. In strittigen Fällen haben die Schiedsrichter die Chance, bei einem Offiziellen am Spielfeldrand nachzufragen, der die Kameras auf einem Monitor überwacht. Bei den Champions-League-Finals-Fours war die Technik ebenfalls im Einsatz, wurde aber nicht benötigt und blieb deshalb unkommentiert. Das änderte sich in Doha, nachdem ein regulärer Treffer der Polen beim 26:29 gegen Deutschland per Videobeweis von den Unparteiischen abgesichert wurde. Nur sie können auf die Technik zurückgreifen, die Mannschaften haben nicht die Möglichkeit, beim Offiziellen nachzufragen. Im Gegensatz zu der Technik im Fußball gibt es allerdings keine videogesteuerte Prüfung. Der Offizielle am Spielfeldrand muss per Videostudium entscheiden, ob der Treffer regulär war, weil der Ball die Torlinie komplett überschritten hat. „Ich finde diese Sache top“, sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson kurz und knapp. Der deutsche Torwart Carsten Lichtlein, der die Möglichkeit vorher nicht kannte und als Beteiligter zunächst überrascht war, gewinnt der neuen Technik Positives ab: „Erst war es komisch, aber grundsätzlich eine gute Geschichte.“ „Der Geist des Spiels, und das ist wichtig, wird damit nicht verändert und das System stellt eine Hilfe für die Schiedsrichter dar, deshalb ist es eine gute Sache“, sagt Lars Geipel. Er bildet mit Markus Helbig das deutsche Schiedsrichtergespann bei der WM in Katar. Bei ihren bisherigen Einsätzen mussten sie auf die Hilfe aber noch nicht zurückgreifen. In der Bundesliga wird die Torlinientechnik mittelfristig noch nicht eingeführt. Die Installation sowie der Einsatz eines zusätzlichen Offiziellen, der die Kameras überwacht, sind schlichtweg zu teuer und weder vom Ligaverband noch den Klubs zu tragen. (mxk)

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