Fußball Der Anders-Macher-Verein

Ungewöhnlich nach einer Serie von Niederlagen: Sympathiebekundungen der Union-Fans in Richtung des Trainers Urs Fischer.
Ungewöhnlich nach einer Serie von Niederlagen: Sympathiebekundungen der Union-Fans in Richtung des Trainers Urs Fischer.

Union Berlin steckt nach der zwölften Pleite in Serie tief im Abstiegskampf. Doch Vereinsführung und Fans halten weiter zu Trainer Urs Fischer.

Gellende Pfiffe? „Trainer raus“-Rufe? Nein, nicht bei Union Berlin. Selbst nach der zwölften Pleite reckten die Fans auf der Tribüne und die Mannschaft auf dem Rasen gemeinsam die Fäuste in die Luft und skandierten den Schlachtruf „Eisern Union“ mit voller Inbrunst. Beseelt von der Unterstützung von Vereinsführung und Anhängerschaft dachte Urs Fischer keine Sekunde ans Aufgeben im Abstiegskampf. „Ich bin bereit zu kämpfen. Das ist auch nur möglich, wenn du die Unterstützung des Vereins hast. Das sieht im Moment noch so aus“, sagte der Schweizer Trainer nach dem bitteren 0:3 gegen Eintracht Frankfurt am Samstag, als er auf einen möglichen Rücktritt angesprochen wurde: „Von daher gilt auch für mich: dranbleiben, weiter arbeiten und versuchen, schnellstmöglich wieder in die Spur zu kommen.“

Dennoch widerspricht das, was derzeit in Berlin-Köpenick passiert, so ziemlich allen gängigen Gesetzen und Gepflogenheiten des Profifußballs. Schon vor der zwölften Pflichtspiel-Niederlage in Serie hatte Union-Präsident Dirk Zingler Fischer öffentlich den Rücken gestärkt. Der Verein, so Zingler, wäre „schlecht beraten, wenn wir einen der besten Trainer der Bundesliga nach Hause schicken“. Gleichzeitig empfingen die Fans ihren Coach mit „Urs Fischer“-Sprechchören.

Gemeinsam weiter

Fakt ist jedoch, dass Union mit sechs Punkten auf Relegationsrang 16 abgerutscht ist. Wie lange währt also der Rückhalt für Fischer? „Wir haben uns entsprechend geäußert, dass wir diesen steinigen, mühsamen Weg gemeinsam gehen möchten“, so der 57-Jährige. Robin Gosens nahm derweil die Mannschaft in die Pflicht. „Wir müssen uns Sorgen machen, wenn der Trainer uns nicht mehr erreicht, aber das ist nicht der Fall“, sagte der Nationalspieler: „Wir sind in der Bringschuld beim Trainer.“ Zwar bietet jedes Spiel theoretisch die Gelegenheit zur Wende, doch das Schicksal meint es auch beim Spielplan nicht gerade gut mit Union. Erst droht am kommenden Mittwoch bei der SSC Neapel das Champions-League-Aus, dann geht es in der Liga am Sonntag zum überragend aufspielenden Tabellenführer Bayer Leverkusen. Ehe die Länderspielpause etwas Luft zum Atmen bietet, könnten die Berliner bei 14 Pleiten und auf einem Abstiegsplatz stehen.

Sorgen bereitet die Defensive, die bei den beiden frühen Gegentoren durch Frankfurts Torjäger Omar Marmoush (2./14.) übertölpelt wurde, bevor Nacho Ferri (82.) kurz vor Schluss die Partie entschied. Auch wenn Union laut Gosens „ein, zwei Klassen besser als in den vorigen Spielen“ gewesen sei und sich um gefährliche Aktionen bemühte, traf das Fischer-Team im letzten Drittel zu häufig falsche Entscheidungen. Ein Kernproblem der Unioner, die zuletzt am 7. Oktober bei Borussia Dortmund überhaupt ein Tor erzielten.

Fans verwundern Spieler

Dass die Fans bedingungslos hinter der Mannschaft stehen, diese sogar vor dem Frankfurt-Spiel extra vor der Waldseite einschworen, ließ auch die Spieler so dankbar wie verwundert zurück. „Wenn man zwölfmal in Folge verliert und noch solche Fans im Rücken hat, die uns pushen und nicht ein einziges Mal pfeifen, dann ist das in Europa und der ganzen Welt einmalig“, sagte Gosens. Dabei tue es ihm für die Anhänger, „unfassbar leid, dass sie nicht mit drei Punkten nach Hause fahren, sondern immer gefühlt Frustsaufen machen müssen.“

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