Basketball Das deutsche Team: Eine einzige große Baustelle

Artiger Dank ans Hamburger Publikum nach der Klatsche gegen Serbien: die deutsche Mannschaft mit ihrem verletzten Star Dennis Sc
Artiger Dank ans Hamburger Publikum nach der Klatsche gegen Serbien: die deutsche Mannschaft mit ihrem verletzten Star Dennis Schröder (links).

Kurz vor der Heim-EM plagen das Team um den verletzten Dennis Schröder arge Personalsorgen. Nach der Lehrstunde im Supercup sind die großen Ziele in Gefahr. Die deutsche Mannschaft wirkt derzeit wie ein fragiles Gebilde. Ist so eine Medaille drin?

Kein Dennis Schröder, kein Daniel Theis – zwei Plätze im Flieger blieben leer, als die deutschen Basketballer am Sonntagvormittag nach Stockholm aufbrachen. Nach der Lehrstunde im Supercup und den nächsten Ausfällen ist von der NBA-Power im deutschen Team nicht mehr viel übrig, kurz vor der Heim-EM (1. bis 18. September in Köln und Berlin) plagen Bundestrainer Gordon Herbert große Personalsorgen.

„Wir können nach vorne schauen und verstehen, was es zu tun gilt. Oder wir können die Köpfe hängen lassen. Das ist unsere Wahl“, sagte Herbert nach der 56:83-Klatsche gegen EM-Mitfavorit Serbien sichtlich niedergeschlagen – gab dann die Antwort aber gleich selbst: „Wir müssen die Widrigkeiten jetzt annehmen und zusehen, besser zu werden.“

Ein kopfloser Auftritt

Das mit dem „besser werden“ ist allerdings so eine Sache, das deutsche Team gleicht momentan einer riesigen Baustelle. Sportlich und vor allem personell. Von den ursprünglich sechs eingeplanten NBA-Profis machte sich nur noch Franz Wagner mit der Mannschaft auf den Weg zum WM-Qualifikationsspiel in Schweden. Der Supercup in Hamburg lieferte ein Abbild der bisherigen EM-Vorbereitung. Beim Erfolg gegen Tschechien (101:90), in dessen Schlussphase Schröder umgeknickt war, zeigten die deutschen Asse gute Ansätze, während der kopflose Auftritt gegen die Serben um NBA-MVP Nikola Jokic viele Fragen aufwirft. Bundestrainer Herbert sprach hinterher von einer „guten Lehrstunde. Du lernst mehr von Niederlagen als von Siegen.“ Und auch Schröder beteuerte: „Die Niederlage heute wird uns helfen.“

Doch auch wenn der in der Hansestadt aus privaten Gründen fehlende Niels Giffey nun zum Team stößt, dürfte es in der aktuellen Besetzung mit der angepeilten EM-Medaille ziemlich sicher nichts werden. Nach Maximilian Kleber (Auszeit), Isaac Bonga (Operation) und Moritz Wagner (Knöchel) fehlen nun auch noch Center Theis (Knie) und Kapitän Schröder (Knöchel). Während der defensivstarke Theis laut Coach Herbert erstmal sieben bis zehn Tage raus ist und auch für die EM auf der Kippe steht, dürfte zumindest Schröder rechtzeitig zurückkehren. „Tag für Tag arbeite ich an meinem Körper, damit ich fit werde“, sagte Schröder, der in der deutschen Offensive gegen Serbien schmerzlich vermisst wurde: „Die Motivation ist ganz oben, und wir haben Bock drauf, vor unseren Fans alles zu geben und viele Siege einzufahren.“

Schröder will sich EM nicht entgehen lassen

Komplett abgeschrieben hat der Spielmacher die Spiele in der WM-Qualifikation am Donnerstag in Schweden und am Sonntag in München gegen Europameister Slowenien noch nicht. „Wenn ich mich gut fühle, bin ich am Start“, sagte Schröder: „Ansonsten zur EM. Ich werde mir das nicht entgehen lassen.“ Und so werden die kommenden Tage für die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) zum Wettlauf gegen die Zeit. Spätestens 24 Stunden vor dem EM-Start am 1. September muss Herbert seinen zwölfköpfigen Kader benennen, Wechsel sind danach nicht mehr möglich. „Wir müssen uns sicher sein, dass die Jungs gesund in das Turnier gehen“, sagte der Bundestrainer mit sorgenvoller Miene. Er weiß: Die Uhr tickt.

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