Sport Chance und Gefahr

91-96305641.jpg

Da hätte man gerne mal Mäuschen gespielt. Oder eine Kamera installiert und das Filmmaterial unter dem Titel „Spaß muss sein“ verbreitet. Ort des Geschehens: das Arbeitszimmer von Sportdirektor Max Eberl im Verwaltungstrakt des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. Neben Eberl anwesend: Trainer Dieter Hecking. Thema des Dialogs: das angebliche Werben des FC Bayern um den 43-jährigen Manager, der seinen Vertrag bis Mitte 2022 verlängert hat. „Wir saßen oft in seinem Büro und haben darüber gelacht, was alles behauptet worden ist“, erzählte Hecking am Samstagabend nach dem 0:0 im Bundesligaspiel bei Eintracht Frankfurt: „Ich wusste immer, wie der Stand ist. Dass er bleibt, ist für die Borussia eine herausragende Entscheidung.“ Von einem Superlativ war die Gladbacher Mannschaft auf dem Rasen meilenweit entfernt. Allein ihrem Torhüter Yann Sommer verdankte sie das sechste Remis der Saison. Der Schweizer parierte auch einen von Marco Fabián geschossenen Strafstoß in der 78. Minute. „Die deutlich schlechtere Mannschaft hat glücklich einen Punkt geholt“, bekannte Hecking. Der Trainer der Borussen kreidete die Leistung seiner Elf auch sich selbst an: „Ich dachte bei vier, fünf Spielern, sie seien bereits wieder im Rhythmus, das war nicht der Fall.“ Zwischen den Positionen sechs und 16 des Klassements herrscht dichtes Gedränge. Die Borussia ist dem Himmel nah und der Hölle nicht fern. Zum Tabellensechsten 1. FC Köln, der Europa-League-Teilnahme also, beträgt der Rückstand vier Punkte. Ebenso viele Zähler an Vorsprung sind’s auf den FC Augsburg und Relegationsplatz 16. „Die Chance nach oben ist größer geworden, der Blick nach unten gefährlicher“, resümierte Hecking den Spieltag. Eben darum war er „sehr glücklich“, den einen Punkt entführt zu haben. Sein Kollege Niko Kovac betreibt in Frankfurt seit jeher Patchwork. Der Kroate ist nun etwas mehr als ein Jahr Cheftrainer der Eintracht, und er kann sich nicht daran erinnern, dass er zweimal nacheinander dasselbe Team aufbieten konnte. Lädierte, Gesperrte – ein Graus. Am Dienstag in Köln fehlt nun auch Timothy Chandler wegen der fünften Gelbe Karte. Und dann wäre da noch der „Tor-Fluch“. Ein einziges Mal durfte ein Spieler der Eintracht in den vergangenen sieben Bundesligaspielen jubeln: Branimir Hrgota beim 1:2 gegen den SC Freiburg. Immerhin, die Hessen erspielten sich gegen Mönchengladbach eine Fülle an Chancen. Das stimmt Niko Kovac zuversichtlich, auch wenn er hätte „heulen“ können. Denn er weiß: In letzter Instanz zählen allein die Treffer. „Ich glaube, ich habe sechs Chancen plus den Elfmeter gezählt. Wir haben in dieser Saison vier Elfmeter verschossen, ich will nicht wissen, wie viele Punkte wir haben liegen lassen. Wir haben Gladbach in Schach gehalten – und leider das Matt nicht gesetzt.“ Bastian Oczipka überkam der große Frust: „Ich weiß nicht, wie viel Pech wir momentan haben. Es ist sehr enttäuschend.“ Nebenbei: Der ehemalige Lauterer Tobias Sippel hat in dieser Saison noch keine Sekunde für Mönchengladbach gespielt, aber ebenso viele Verwarnungskarten quittiert wie Yann Sommer. Das Gelb sah Sippel am Samstag – beim Aufwärmen.

x