Fußball Champions-League-Finale: Manchester City siegt dank Rodri gegen Inter

City-Kapitän Ilkay Gündogan reckt den Champions-League-Pokal in die Höhe.
City-Kapitän Ilkay Gündogan reckt den Champions-League-Pokal in die Höhe.

Ein Leckerbissen für Fußball-Ästheten war das Champions-League-Finale in Istanbul nicht. Dafür sorgte vor allem Außenseiter Inter Mailand, der den erklärten Favoriten Manchester City alles abverlangte. Am Ende war ein Moment für den Ausgang entscheidend. Und ein deutscher Spieler schloss Frieden mit dem Wettbewerb.

Ilkay Gündogan ließ sich auf den Rasen fallen, als könne er sein Glück kaum fassen. Wunderstürmer Erling Haaland hatte Tränen in den Augen. Pep Guardiola genoss seinen großen Triumph voller Emotionen. Manchester City hat nach mehreren vergeblichen Anläufen die Champions League gewonnen und das Triple mit Meisterschaft und Pokalsieg perfekt gemacht. Tausende Fans feierten in Istanbul vor 72.000 Zuschauern das 1:0 (0:0) in einem intensiven Finale gegen Inter Mailand mit dem am Ende bitter enttäuschten Nationalspieler Robin Gosens.

Inter-Trainer Simone Inzaghi hatte Mailand für das Finale gut eingestellt.
Inter-Trainer Simone Inzaghi hatte Mailand für das Finale gut eingestellt.

„Wie im Märchen, besser geht es nicht“, schwärmte Gündogan. „Es ist ein großes Privileg, nicht nur Kapitän dieser Mannschaft zu sein, sondern auch unter Pep zu spielen, Teil dieses tollen Vereins zu sein.“ Der im Finale engagierte Kapitän erfüllte sich in seinem dritten Finale den langgehegten Traum vom Henkelpott. Sein DFB-Teamkollege Gosens, der bei Inter in der 76. Minute eingewechselt wurde, reist im Gegensatz zu Gündogan ohne den großen Titel zur Nationalmannschaft. Kurz vor dem Ende hatte der Außenbahnspieler eine riesige, aber letztlich vergebene Chance für Romelu Lukaku aufgelegt (88.), nach dem Schlusspfiff starrte er ins Leere.

Guardiolas dritter CL-Erfolg

Für die City-Besitzer aus Abu Dhabi zahlten sich die immensen Investitionen über die Jahre dank des Treffers von Rodri (68.) erstmals in der Königsklasse aus. Sportlich verdient ist der Erfolg: Die Cityzens blieben in der gesamten Europapokalsaison ungeschlagen, besiegten auf dem Weg nach Istanbul unter anderem Bayern München und Real Madrid und ließen sich im Endspiel auch von der frühen Verletzung von Starspieler Kevin De Bruyne nicht unterkriegen.

Manchesters Rodri dreht nach seinem Tor zum 1:0 (links) ab, dahinter schreit Jack Grealish seine Freude heraus.
Manchesters Rodri dreht nach seinem Tor zum 1:0 (links) ab, dahinter schreit Jack Grealish seine Freude heraus.

Für Guardiola war es bereits der dritte Champions-League-Triumph nach zwei Titeln mit dem FC Barcelona – und eine persönliche Genugtuung. Nach seinen gescheiterten Versuchen mit den Bayern und jahrelang mit Man City waren Zweifel an seiner Trainer-Qualität in großen Spielen aufgekommen. Doch diesmal verzichtete er auf Experimente und vertraute seinem eingespielten Starensemble.

Mühsam für Manchester

Der Spanier und sein Gegenüber Simone Inzaghi gestikulierten an der Seitenlinie energisch von der ersten Minute an, beide riefen lautstark Anweisungen auf den Rasen. Zufrieden wirkte Guardiola schon in der ersten halben Stunde überhaupt nicht, sein Ausnahmeteam hatte deutlich mehr Mühe als allgemein erwartet worden war.

Kevin De Bruyne (rechts City-Trainer Pep Guardiola) musste in seinem zweiten CL-Finale wieder früh verletzt vom Platz.
Kevin De Bruyne (rechts City-Trainer Pep Guardiola) musste in seinem zweiten CL-Finale wieder früh verletzt vom Platz.

Zwar kam Bernardo Silva im Strafraum mit dem linken Fuß zum ersten aussichtsreichen regulären Abschluss (6.). Inter zog sich aber keineswegs zurück, sondern spielte sich insbesondere über die linke Seite von Federico Dimarco immer wieder gefährliche nahe an den Strafraum des zu Beginn unsicher wirkenden Manchester-Torwarts Ederson.

Im Mailänder Sturm strahlte der inzwischen 37 Jahre alte, einstige Wolfsburger Bundesliga-Meister Edin Džeko bis zu seiner Auswechslung nach knapp einer Stunde altbekannte Robustheit aus.

Chancen auf beiden Seiten

Beide Team belauerten sich mit hoher Intensität, im City-Mittelfeld ordnete Kapitän Gündogan das Spiel mit Ruhe. Seine Ablage auf De Bruyne leitete der Belgier mit Tempo zu Erling Haaland weiter. Der frühere Dortmunder, der schon vor der Partie praktisch uneinholbar Torschützenkönig des Wettbewerbs war, scheiterte aber an Inter-Torwart Andre Onana (27.). Nur wenige Minuten später rieb sich Guardiola sorgenvoll über die raspelkurzen Haare, als De Bruyne auf dem Rasen am Oberschenkel behandelt werden musste (30.). In der 36. Minute verließ der Starspieler sichtlich niedergeschlagen den Platz – und bittere City-Erinnerungen wurden wach. Vor zwei Jahren im Endspiel gegen den FC Chelsea (0:1) war die verletzungsbedingte Auswechslung De Bruynes nach einer Stunde der endgültige Wendepunkt zugunsten der Londoner gewesen. Ohne den Ausnahmespieler war City nicht mehr der Ausgleich gelungen. Am Samstagabend erholte sich der englische Meister, jetzt mit Phil Foden, bis zur Pause halbwegs. Von der fast schon gewohnten Dominanz – beispielsweise aus den Viertelfinalspielen gegen die Bayern – war aber wenig zu sehen.

Manchesters Erling Haaland hatte gegen die Inter-Abwehr wenig Freiraum.
Manchesters Erling Haaland hatte gegen die Inter-Abwehr wenig Freiraum.

Kurz nach der Pause lag auch Gündogan nach einem Foul des früheren Bundesliga-Profis Hakan Calhanoglu auf dem Rasen, der 32-Jährige konnte aber weiterspielen. Inter hatte die City-Offensive in der Phase weiterhin bemerkenswert im Griff. Der polnische Schiedsrichter Szymon Marciniak musste allerdings oft eingreifen, um die zunehmende Härte beider Team unter Kontrolle zu bekommen.

Rodri traf mit einem überlegten Schuss von der Strafraumgrenze mit der Innenseite, Tausende Man-City-Fans jubelten. Nur gut zwei Minuten später zeigte Dimarco mit seinem Kopfball an die Latte aber, dass noch nichts entschieden war (70.). Die hektischen Schlussminuten des Finales überstand City unbeschadet.

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