Handball Bundestrainer Gislason trotz Niederlage: Ich bin stolz auf die Mannschaft

Torhüter Andreas Wolff hielt stark gegen die französische Starauswahl.
Torhüter Andreas Wolff hielt stark gegen die französische Starauswahl.

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft verliert die letzte Gruppenpartie gegen Frankreich mit 30:33 (15:17) bei der EM und geht mit zwei Minuspunkten in die Hauptrunde ab Donnerstag in Köln.

Nun sind die letzten Fragezeichen ausradiert. Alle Gegner der deutschen Mannschaft in der Hauptgruppe stehen fest. Die heißen: Ungarn, Island, Kroatien und Österreich. Island ist am Donnerstag der erste Gegner. „Gegen Island wird es ein sehr besonderes Spiel für mich. Wir haben ein weiteres Ziel: ins Halbfinale zu kommen“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason nach der Niederlage gegen Frankreich.

Das deutsche Team war gleich im Spiel, führte 4:1. Die Franzosen fanden erst nach und nach ihren Rhythmus. Sie brauchten bis zur zwölften Minute, um auszugleichen. Der deutsche Regisseur Juri Knorr ging voran, er spielte mutig auf, riss seine Mannschaft mit. Seine Anspiele an den Kreis saßen. Wichtig: Torhüter Andreas Wolff erwischte einen Glanztag, er hielt klasse. Bei den Siebenmetern kam David Späth und er parierte zwei Strafwürfe von Hugo Descat. Oft konnte die deutsche Abwehr die französischen Angreifer nur durch Fouls stoppen, die mit Siebenmeter geahndet wurden. „Die Franzosen sind eine Weltauswahl. Wir haben aber gut dagegengehalten, waren dann zu unclever“, sagte Torhüter Andreas Wolff.

Rechte Seite ein neuralgischer Punkt

Neuralgischer Punkt in der deutschen Abwehr war die rechte Seite. „Mister Zuverlässig“, Christoph Steinert, kassierte schnell zwei Zwei-Minuten-Strafen, Bundestrainer Gislason brachte lieber Kai Häfner auch in die Abwehr, eine Disqualifikation drohte ja. Aber Kai Häfner ist kein ausgewiesener Abwehrspieler. Häfner musste gegen Ende der ersten Halbzeit Renars Uscins weichen.

Die junge deutsche Mannschaft tat sich zunehmend schwer, Tore zu erzielen. Die französische Abwehr stand am Ende der ersten Halbzeit sehr kompakt. Und dieses Bollwerk zwang das deutsche Team zu Fehlern. Ein Pass von Sebastian Heymann an den Kreis kam nicht an, Juri Knorrs Schuss war nicht scharf genug.

Kentin Mahé (links) war der beste französische Spieler nach der Pause. Rechts: Kai Häfner.
Kentin Mahé (links) war der beste französische Spieler nach der Pause. Rechts: Kai Häfner.

Die Franzosen spielten all ihre Routine und Cleverness aus. Sie gingen tatsächlich mit zwei Toren Vorsprung in die Pause. Nach dem sehr guten Start der Deutschen war das dann doch ärgerlich. Es blieb ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Stimmung in der Mercedes-Benz-Arena war erneut überragend, und die deutschen Zuschauer riss es von den Sitzen, als Timo Kastening bei einem Konter abgedrängt wurde, der Rechtsaußen den Ball in der Not durch den Kreis warf und Lukas Mertens auf der anderen Seite dieses unorthodoxe Zuspiel zum 17:19 verwertete. Die deutschen Außen zeigten Flagge!

Ein Faktor war nun Kai Häfner, der frischgebackene Papa, der nach der Geburt seines Sohnes Matti beim Spiel gegen Nordmazedonien am Sonntag pausieren durfte. Der Halbrechte markierte zwei schöne Treffer. Kentin Mahé war bei den Franzosen im vorangegangenen Spiel nicht dabei, er war der auffälligste Akteur des Olympiasiegers nach der Pause.

Deutschland vergibt mögliche Führung

Es war ein langer, ein schwieriger Weg, aber in der 47. Minute schaffte die deutsche Auswahl wieder den Gleichstand, durch einen Siebenmeter von Juri Knorr. Möglich wurde das, weil Andreas Wolff auch im zweiten Abschnitt sehr gut hielt.

Die entscheidende Phase: Beim Stand von 27:27 hatte das deutsche Team zweimal die Chance, in Führung zu geben – und ließ sie aus. Frankreich war am Ende zu abgebrüht, zog erneut auf drei Tore davon. Auch Remi Desbonnet im Tor Frankreichs war auf dem Pfosten. Es reichte einfach nicht mehr. „Es ist bitter gegen uns gelaufen“, sagte Torhüter David Späth, der die Mannschaft trotzdem auf einem sehr guten Weg sieht.

„Frankreich ist erfahrener und besser aufgestellt“

„Wir waren drin am Ende, aber Frankreich ist extrem breit aufgestellt und körperlich stark. Bei uns war der ein oder andere ein bisschen müde. Beim 27:27 verschießen wir einfache Bälle. Die Franzosen haben mehr Erfahrung im Kader. Wir waren vor einem Jahr dran und haben es damals aus der Hand gegeben. Dieses Mal haben es die Franzosen souverän und abgezockt gespielt“, analysierte Alfred Gislason.

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