Sport Am Stöhnen erkannt

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Stuttgart. Das Comeback von Maria Scharapowa ist das bestimmende Thema beim Stuttgarter Tennisturnier. Dass die russische Weltklassespielerin eine Wildcard erhalten hat, ist nicht unumstritten.

Hinter aufgehaltenen Auto-Türen, der offenen Klappe des Kofferraums und ihren schützenden Begleitern ist nur ein kurzer Blick auf Maria Scharapowa zu erhaschen. Vom Hintereingang trennen die 30-Jährige nur ein paar Meter. Schnell huscht der wegen Dopings für 15 Monate gesperrte Star in die Sandplatzhalle des SV Sillenbuch, einem ganz normalen Stuttgarter Tennisverein – und nach dem Training wieder hinaus. Abseits des Stuttgarter WTA-Turniers und rund zehn Kilometer von der Arena entfernt hat sich die Russin in den letzten Tagen vor ihrem Comeback vorbereitet. In einem unscheinbaren Klub. Der Trubel bei ihrem ersten offiziellen Auftritt nach der Sperre wird gewaltig sein. Mit einer umstrittenen Wildcard nimmt sie am wichtigsten Damen-Turnier in Deutschland teil. Offiziell in Erscheinung treten und sich auf der Anlage des Turniers blicken lassen, darf sie sich erst morgen. Das Sandplatzevent läuft schon, wenn Scharapowas Sperre endet. Ihr Erstrunden-Match gegen die Italienerin Roberta Vinci ist extra erst für morgen angesetzt. Alles „ein bisschen merkwürdig“, findet das Angelique Kerber. Nicht wenige Top-Spieler, darunter Agnieszka Radwanska, Caroline Wozniacki und Garbiñe Muguruza, haben die Wildcard-Vergabe kritisiert und sich von Scharapowa distanziert. Der Empfang der Konkurrenz sei ihre geringste Sorge, entgegnete die Russin. Bei den Australian Open 2016 war die fünfmalige Grand-Slam-Siegerin positiv auf das Herzmedikament Meldonium getestet worden. Die Welt-Anti-Doping-Agentur hatte es zum Jahresbeginn auf die Liste der verbotenen Mittel gesetzt. Scharapowa gab an, es seit Jahren genommen zu haben. Über die neuen Regeln hatte sie sich nicht informiert. Für zwei Jahre war sie ursprünglich gesperrt worden. Der Internationale Sportgerichtshof CAS reduzierte die Sperre auf 15 Monate. Inzwischen ohne eine Weltranglistenposition müsste die frühere Nummer eins jetzt eigentlich von vorne anfangen und sich von kleinen Turnieren wieder in die Beletage vorarbeiten. Für Stuttgart hat Scharapowa als Zuschauermagnet dennoch ebenso wie für die Masters-Turniere in Madrid und Rom eine Wildcard erhalten. Ein Umstand, der auch für Missstimmung im Fed-Cup-Team von Barbara Rittner sorgte. Julia Görges, am Wochenende noch Retterin in der Relegation gegen die Ukraine, ging bei den Wildcards leer aus. Scharapowas Training in Stuttgart-Sillenbuch sollte eigentlich ein Geheimnis bleiben. Als Scharapowa drinnen auf die Bälle eindrischt, kommen und gehen die Mitglieder. Scharapowa habe nicht gegrüßt, erzählt eine Spielerin, die vor ihr in der Halle war. Ein anderes Vereinsmitglied ist verstimmt, weil der eigentlich gebuchte Platz belegt ist. „Ich kriege mein Geld hoffentlich zurück“, sagt sie. Im ersten Moment habe sie „die Prominenz“ nicht erkannt. „Und ich dachte, okay, die spielt auf unserem Platz. Und dann stöhnt sie, und vom Stöhnen her dachte ich, das ist doch die Scharapowa, oder?“ |dpa

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