Sport 23 Jungs und ein heiliges Versprechen

São PAULO (dpa). Das Ziel ist klar: „Hexacampeão“! Mit einer Gala will Gastgeber Brasilien Milliarden Fußballfreunde an den Fernsehschirmen heute (22 Uhr MESZ) zur WM-Ouvertüre gegen Kroatien verzaubern und den ersten Schritt zum sechsten Titel machen. Die Eröffnungsfeier beginnt gegen 21.30 Uhr.

Die Favoritenrolle hat der fünffache Weltmeister angenommen, die riesige Erwartungshaltung im eigenen Land soll die Brasilianer eher beflügeln als lähmen. „Auch wenn es weitere Anwärter auf den Titel gibt wie Spanien, Deutschland oder Argentinien. Unter Felipe Scolari hat das Team eine Identität gewonnen. Unsere Fans können sicher sein: 23 Krieger werden sich für die Seleção zerreißen und wollen den Titel holen“, versicherte Stürmerstar Neymar. Der 22-Jährige vom FC Barcelona macht sich keine Sorgen über die riesige Erwartungshaltung im eigenen Land. „Den Druck mag ich. Ich fliehe nicht vor ihm. Ich übernehme die Verantwortung. Denn es ist mein größter Traum, den Titel im eigenen Land mit dem brasilianischen Publikum im Rücken zu gewinnen. Ich bin darauf vorbereitet, bei dem Turnier hier der Star zu sein“, sagte Neymar „Sport-Bild“. Trainer Luiz Felipe Scolari weiß vor dem ersten Gruppenspiel heute in São Paulo nur zu gut, dass es bei der Titeljagd um mehr als Tricks und Tore geht: Ein frühes Ausscheiden könnte die Stimmung im Land kippen lassen und die Proteste verstärken. Doch die Spieler um Neymar vertrauen dem 65-jährigen Chefcoach, der Brasilien 2002 zum Titel führte und schon zu Beginn seiner zweiten Amtszeit im November 2012 verkündete: „Ich habe diesen Job angenommen, weil ich zu 100 Prozent sicher bin, dass ich mit Brasilien die WM gewinnen werde.“ Scolari hat die Seleção seit dem 26. Mai im Trainingscamp in Teresópolis etwa 100 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro versammelt. Dort versuchten er, ein Mentalcoach und Sportdirektor Carlos Alberto Parreira (71), Trainer der Weltmeister-Mannschaft 1994, die Stimmung locker zu halten. Musik ist immer dabei. Die Mannschaft hat das Lied „Tá Escrito“ („Es ist geschrieben“) der Samba-Gruppe Revelaçao als ihre WM-Hymne auserkoren. „Wir haben ein richtig gutes Kollektiv. Jeder versucht, dem anderen zu helfen. Das ist unsere größte Stärke“, sagte Wolfsburgs defensiver Mittelfeldspieler Luiz Gustavo. Scolari setzt auf die Unterstützung von 200 Millionen Brasilianern und auf jene Mannschaft, die 2013 im Endspiel des Confed-Cups Weltmeister Spanien mit 3:0 aus dem Maracanã jagte. Die immensen Erwartungen an sein Team sind dadurch weiter gestiegen. „Klar ist die Anspannung groß, aber das motiviert einen als Spieler auch. Wenn wir den Anpfiff hören, ist alles vergessen“, sagte Stürmer Fred, Torschützenkönig im Confed-Cup. Vom Stamm der WM-Mannschaft 2010, als Brasilien wie 2006 im Viertelfinale scheiterte, sind nur noch Torwart Julio César, David Luiz und Dani Alves dabei. Parreira betonte: „Wir haben die teuerste Abwehr der Welt. Wir haben erfahrene Spieler von großer Qualität, die in aller Welt respektiert sind. Und wir spielen zu Hause. Klar sind wir Favoriten.“ Scolari erklärte seinen Spielern: „Es werden etwas mehr als 30 Tage sein, wo man Opfer bringen muss. Aber wenn wir Weltmeister werden, genießen wir es 1430 Tage. Bis zur nächsten WM.“

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