Panorama Schmiergeld für einen Studienplatz

«Los Angeles/Boston.» Ein Betrugsskandal an Elite-Universitäten, in den Hollywood-Stars und reiche Unternehmer verwickelt sind, wirbelt die US-Hochschullandschaft durcheinander. Um ihre Kinder in Yale, Stanford oder Georgetown zu platzieren, sollen wohlhabende Eltern Colleges und Universitäten bestochen haben. Nach landesweiten Ermittlungen schlug die Bundespolizei FBI mit Festnahmen und Anklagen zu. Unter den fast 50 mutmaßlichen Tätern sind auch die US-Schauspielerinnen Felicity Huffman (56), die aus der TV-Serie „Desperate Housewives“ bekannt ist, sowie Lori Loughlin (54), die unter anderem in den Sitcoms „Full House“ und „Fuller House“ mitspielt. Huffman, die aus ihrer Ehe mit dem Schauspieler William H. Macy zwei Töchter hat, wurde am Dienstag in ihrem Haus in Los Angeles verhaftet, wurde aber gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt. Ende des Monats wird sie in Boston vor Gericht stehen. Loughlin sollte gestern in Los Angeles vor Gericht erscheinen. Huffman soll laut Anklage 15.000 Dollar (13.000 Euro) Schmiergeld gezahlt haben, um zu erreichen, dass Antworten ihrer ältesten Tochter bei einem landesweiten Einstufungstest nachträglich aufgebessert werden. Loughlin und ihr Mann, der Modedesigner Mossimo Giannulli, sollen sogar 500.000 Dollar locker gemacht haben, um ihre beiden Töchter fälschlicherweise als Ruderinnen auszugeben und sie über das Sportteam an der University of Southern California unterzubringen. Sie machten sich dabei zunutze, dass viele US-Hochschulen herausragende junge Sportler mit Stipendien locken. Ähnliche Vorwürfe werden gegen Investoren im Silicon Valley, Firmenchefs und Unternehmer erhoben; auch ein Weingutbesitzer ist angeklagt. Drahtzieher ist den Angaben zufolge ein 58 Jahre alter Mittelsmann, der sich bereits schuldig bekannt hat. Den Eltern soll er die Bestechungen als „Seitentür“ zur Aufnahme ihrer Kinder in die Hochschulen dargestellt haben. Laut Anklage kassierte er 25 Millionen Dollar (22 Millionen Euro), mit denen er dann unter anderem Sporttrainer und andere Mitarbeiter an den Hochschulen schmierte. Die Fälle reichen bis 2011 zurück. Durch „Bestechung und andere Formen des Betrugs“ hätten die Betroffenen versucht, die Aufnahme ihrer Kinder zu erwirken, heißt es in der Anklage. Die Ermittler gehen allerdings davon aus, dass die Hochschulleiter nichts von den schmutzigen Geschäften wussten. In vielen Fällen seien auch die Schüler und Studenten ahnungslos gewesen, dass die Eltern bei den Aufnahmeprüfungen ihre Finger im Spiel hatten, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Das FBI ermittelte unter dem Decknamen „Operation Varsity Blues“ – vermutlich in Anspielung auf den Film „Varsity Blues“ von 1999 über die Footballmannschaft einer High School in Texas. Die Hauptfigur des Films hoffte auf einen Platz an der renommierten Brown University, bekam dabei allerdings keine unerlaubte Hilfe. Nutzer in sozialen Medien kritisierten das FBI deshalb für den schiefen Vergleich.

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