Panorama Planschen an der Berliner Museumsinsel

So könnte es aussehen: In einigen Jahren soll schwimmen im Spreekanal – wie hier am Lustgarten – wieder möglich sein.
So könnte es aussehen: In einigen Jahren soll schwimmen im Spreekanal – wie hier am Lustgarten – wieder möglich sein.

«Berlin.» Etwas Mut gehört schon dazu, morgen im Spreekanal um den Flussbad-Pokal zu schwimmen. Wenn es nach einer Gruppe engagierter Berliner geht, soll baden in dem Fluss aber bald gefahrlos und vor allem regelmäßig möglich sein. 2025 soll es soweit sein – 100 Jahre, nachdem das letzte Spreebad schließen musste.

Morgen werden die Brücken und Stege über dem Spreekanal überfüllt sein. Manche werden die Nase rümpfen, andere würden am liebsten selbst ins Wasser springen: In der trüben Brühe werden dann über 100 Menschen parallel zu Museumsinsel, Lustgarten und Humboldt-Forum um den Flussbad-Pokal schwimmen. Das ist weit mehr als ein Badespaß. Der Verein Flussbad Berlin möchte mit der Aktion zum einen eine grundsätzliche Neubewertung der Rolle der Spree für die Stadt erreichen und dann ganz konkret für das geplante Flussbad im Spreekanal werben. In einigen Jahren wird auch Angela Merkel nicht mehr unbedingt in die Uckermark fahren müssen, um in sauberem Wasser zu baden. Dann dürften wenige Schritte von der Wohnung der Kanzlerin reichen, um ein erfrischendes Bad zu nehmen. Denn zwischen Humboldt-Forum und Bode-Museum soll ein 750 Meter langes Flussbad entstehen. Direkt am Schlossplatz und am Lustgarten sind große Treppenanlagen vorgesehen, um einen bequemen Zugang zum Wasser zu schaffen. Auf Holzstegen können sich Schwimmer ausruhen – und Touristen ihre Füße im Wasser baumeln lassen. Allerdings haben Denkmalschützer und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bereits Bedenken angemeldet. Sie befürchten, dass sich Stege und Treppen an der Museumsinsel allabendlich in eine Partyzone verwandeln könnten. Der Verein zeigt sich inzwischen kompromissbereit und kann sich auch andere Zugangsmöglichkeiten vorstellen. In der Hauptstadt stehen mit Ausnahme der AfD, die Blindgänger in der Spree vermutet, alle Parteien hinter der beinahe utopisch erscheinenden Idee. Jedenfalls haben das Land Berlin und der Bund für das Projekt Spreebad bis Ende des Jahres schon mal vier Millionen Euro zur Verfügung gestellt. „Flussbad schwimmt im Geld“ kalauerte die „Tageszeitung“. Tatsächlich wird diese Summe für Vorbereitungsarbeiten benötigt. Denn ohne Pickel oder andere Ausschläge zu bekommen, kann man in der Spree oft nicht baden, weil bei stärkerem Regen Abwasser aus der Kanalisation in den Fluss gelangt. Deshalb soll im oberen Teil des 1,6 Kilometer langen Kanals, eine der größten „Funktionsbrachen“ in der Mitte der Hauptstadt entstehen: eine Biotoplandschaft mit dichtem Schilf- und Pflanzengürtel sowie einem Filterbecken mit meterdicker Kiesschicht hinter der historischen Jungfernbrücke zur natürlichen Reinigung des Flusswassers. Derzeit liegt der mit modernsten Filteranlagen umgerüstete alte Lastkahn „Hans Wilhelm“ im Spreekanal, mit dem Wissenschaftler die mikrobiologische Reinigung des Spreewassers testen. Für den kleinen Verein Flussbad Berlin ist das alles ein großer Erfolg. Seit Ende der 90er Jahre versuchen die Macher an eine alte Badetradition in der Hauptstadt anzuknüpfen: die erste Flussbadeanstalt des Militärs, die auch Zivilisten nutzen durften, wurde 1817 errichtet. 1905 zählten die Chronisten 15 Spreebäder mitten in der Stadt. Aufgrund der starken Verschmutzung durch die Industrie und den zunehmenden Schiffsverkehrs verbot der Magistrat dann das Baden in der innerstädtischen Spree; 1925 musste das letzte Flussbad schließen. Genau 100 Jahre später soll das neue Badekonzept Wirklichkeit werden. Als Stadtentwicklungssenator hat Michael Müller (SPD) dieses Zukunftsprojekt mit angeschoben. Der jetzige Berliner Regierungschef ist davon überzeugt, dass das Flussbad „eine Verbindung zwischen historischer Stadt und lebendiger Gegenwart schaffen“ werde. Es ist möglich, dass Müller die Badeanstalt vor der Haustür der Kanzlerin 2025 noch selbst eröffnen wird.

Seit 2015 wird der Berliner Flussbad-Pokal ausgeschwommen. Morgen ist es wieder soweit.
Seit 2015 wird der Berliner Flussbad-Pokal ausgeschwommen. Morgen ist es wieder soweit.
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