Panorama Plötzlich Prinzessin

Ganz viele Blumen, eine Kutschfahrt, Salutschüsse und jede Menge Fotos fürs Familienalbum: Gestern hat Prinz Carl Philip von Schweden seiner Sofia Hellqvist das Ja-Wort gegeben. Das einst umstrittene Bikini-Model hat sich zu einer respektablen und im Volke beliebten Prinzessin und Herzogin gemausert.

Nun ist auch das dritte und letzte schwedische Königskind unter der Haube. Mit Freudentränen in den Augen schlossen Prinz Carl Philip von Schweden (36) und Sofia Hellqvist (30) gestern Nachmittag in der Stockholmer Schlosskirche den Bund fürs Leben. Der schwedische Sommer war pünktlich einen Tag zuvor gekommen. „Was für ein schönes Wetter die beiden zu ihrer Hochzeit geschenkt bekommen haben“, sagte die Verkäuferin in einem Kiosk am Schloss. Im Hintergrund lief – wie in vielen Wohnzimmern in Schweden – die neunstündige Fernsehberichterstattung von der Hochzeit. Alle waren dabei. Zu den rund 400 Gästen bei der Trauung zählte die komplette königliche Familie: Prinz Carl Philips Vater, König Carl XVI Gustaf, und seine deutschstämmige Mutter, Königin Silvia, Kronprinzessin Victoria und ihr Ehemann Daniel samt Töchterchen und Thronerbin Estelle sowie die hochschwangere Prinzessin Madeleine und ihr Ehemann, der Millionärssohn Chris O’Neill. Die einfache Familie der Braut aus dem ländlichen Älvdalen nahm gegenüber der Königsfamilie Platz. Aus dem Ausland war Dänemarks Königin Margrethe, Patentante des Bräutigams, mit ihrer Familie angereist. Aus Belgien kam Königin Mathilde, aus Holland Königin Maxima, aus Norwegen Königin Sonia mit Kronprinz Haakon und Mette-Marit, aus Großbritannien Prinz Edward. Aus Deutschland waren Prinz Leopold von Bayern, enger Freund des schwedischen Königs, und Prinz Hubertus von Sachsen-Coburg und Gotha anwesend. Auch schwedische Spitzenpolitiker und Wirtschaftsführer verfolgten die Trauung vor dem Altar. Nach der Zeremonie wurden Braut und Bräutigam in einer Kutsche durch die Innenstadt eskortiert, damit die Schweden und angereisten Fans dem frisch gebackenen Ehepaar zujubeln konnten. Bei ihrer Rückkehr am Schloss feuerte die Armee einen 21-Schuss-Kanonensalut von einer gegenüberliegenden Insel ab. Das sichtlich erleichterte Ehepaar winkte dabei vom Schlossbalkon. Danach gab’s ein Hochzeitsessen, gefolgt von einem privaten Fest. Auf Sofias Wunsch trat das mit dem Coca-Cola-Lied „I Love It“ bekannt gewordene schwedische Duo Icona Pop auf. Auch ein Sommerurlaubsfreund von Prinz Carl Philip legte auf: der schwedische DJ Avicii. Die Hochzeit berührte Schwedens Untertanen – fast genauso wie die von König Carl Gustaf und seiner Silvia 1976 oder von Kronprinzessin Victoria und deren Ex-Fitnesslehrer Daniel Westling vor fünf Jahren. Die bürgerliche Hostess Silvia Renate Sommerlath aus Heidelberg allerdings wäre vor knapp 40 Jahren von den meisten Königshäusern abgelehnt worden. Carl XVI Gustaf konnte sie damals durchsetzten, weil er bereits König war. Auch Kronprinzessin Victoria verliebte sich in einen Mann aus dem Volke, in ihren Fitnesslehrer. Bei der Yogalehrerin Hellqvist hat der Hof dann außerordentlich tolerant agiert. Hellqvist wurde einst dank des Erotikmagazins „Slitz“ bekannt. Die Zeitschrift lichtete die damals 20-Jährige fast komplett nackt ab – nur mit einer Königsboa umwickelt. 2009 begegnete sie dem Prinzen. „Wir haben uns etwas schüchtern angeschaut – und tatsächlich: Es machte Klick“, sagte Sofia später. Ihre Vergangenheit nimmt ihr niemand übel in Schweden. „Sie war so unglaublich schön, ich verguckte mich sofort in ihre tiefen blauen Augen“, sagte Carl Philip kurz vor der Hochzeit über die erste Begegnung. Wie auch schon Silvia und Daniel durchlief auch die frisch gebackene Prinzessin Sofia, Herzogin von Värmland, ein hartes königliches Training – von der Wahl der Gesprächsthemen bis hin zu den Kleidern. Wie Königin Silvia ist auch Sofia für eine Kinderhilfsorganisation tätig. Wo Prinz und Prinzessin die Flitterwochen verbringen werden, ist noch streng geheim.

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