Ukraine-Krieg Oscar-Verleihung: Wie umgehen mit dem Kriegsgrauen bei der Glamour-Gala?

Die Oscar-Verleihung wurde immer schon für politische Statements genutzt. In diesem Jahr wird der Krieg in der Ukraine wohl das
Die Oscar-Verleihung wurde immer schon für politische Statements genutzt. In diesem Jahr wird der Krieg in der Ukraine wohl das alles beherrschende Thema sein.

Der Krieg in der Ukraine lässt auch Hollywood nicht kalt. Organisatoren und Teilnehmer der Oscar-Verleihung überlegen, wie sie Russlands Invasion thematisieren können. Einige Filmstars haben sich bereits klar positioniert.

Hollywoodstars nutzen die Oscar-Verleihungen immer wieder, um auf Missstände aufmerksam zu machen. So warnte Leonardo DiCaprio vor der Klimakrise, Joaquin Phoenix empörte sich über die industrielle Tierhaltung. US-Komikerin Amy Schumer, die zu den drei Moderatorinnen der Gala in der Nacht auf Montag gehört, hat vorgeschlagen, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, früher selbst Schauspieler, per Video-Schalte bei der Oscar-Verleihung sprechen zu lassen. Das stieß allerdings auf Zurückhaltung.

„Entscheidend ist die Art, wie damit umgegangen wird“, sagt Scott Feinberg, Kolumnist von „The Hollywood Reporter“, über eine Thematisierung des Ukraine-Kriegs bei der Verleihung der bedeutenden Filmpreise. „Wenn es den Anschein erweckt, dass es nur Appelle oder Vorträge sind, kommt das nicht gut rüber“, warnt der Branchenexperte. „Aber wenn es von Herzen empfunden ist und bedeutsam, dann denke ich, wird es ein anderes Resultat haben.“

Selenskyjs Lob für Mila Kunis und Ehemann Ashton Kutcher

Ein Beispiel für einen erfolgreichen Einsatz von Hollywoodstars für die Ukrainer ist die Spendenaktion von Mila Kunis. Über die Plattform „GoFundMe“ sammelte die in der Ukraine geborene Schauspielerin mit ihrem Ehemann Ashton Kutcher bereits mehr als 35 Millionen Dollar (31,8 Millionen Euro) für ukrainische Flüchtlinge. Das Paar erntete dafür von Selenskyj persönlich Lob.

„Terminator“-Star Arnold Schwarzenegger sorgte mit einem Video für Aufsehen, in dem er den russischen Präsidenten Wladimir Putin aufrief, diesen „sinnlosen Krieg“ zu beenden, und den russischen Bürgern vor Augen führte, dass ihre Regierung sie über den Ukraine-Einsatz belügt. Das Video verbreitete sich rasend schnell im Internet.

Auch Regisseur und Schauspieler Sean Penn macht mit seinem Einsatz für die Ukraine von sich reden. Zu Kriegsbeginn war er in Kiew, um einen Dokumentarfilm über die russische Invasion zu drehen. Später schloss seine Hilfsorganisation Core eine Vereinbarung, um ukrainische Flüchtlinge in Polen mit Unterkünften und Bildungsangeboten zu versorgen. „Die Ukraine ist die Speerspitze im Kampf für demokratische Träume“, begründete Penn sein Engagement.

Dokumentarfilme über den jahrelangen Krieg in der Ostukraine

Weniger bekannte Filmemacher in den USA beschäftigen sich schon seit Russlands Annexion der Krim im Jahr 2014 mit der Ukraine. So zeigten der Dokumentarfilm „A House Made of Splinters“ und das Drama „Klondike“, die im Januar beim Sundance Filmfestival Premiere hatten, die Auswirkungen des jahrelangen Konflikts in der Ostukraine auf Kinder und normale Familien.

Bei den vielen Preisverleihungen, die den Oscars vorausgehen, war die Ukraine bereits ständiges Thema. So sagte Oscar-Anwärterin Kristen Stewart bei den Film Independent Spirit Awards: „Wir stehen hinter den Hunderttausenden Flüchtlingen, die vor dem Krieg fliehen, sowohl Ukrainer als auch andere Ethnien und Nationalitäten, denen ein sicherer Ort verweigert wird.“

Ukraine wird wohl in jeder Dankesrede thematisiert

Die Oscar-Akademie will aber offenbar nicht, dass der Ukraine-Krieg die Stimmung bei der Preisverleihung allzu sehr trübt. Zu Schumers Vorschlag, Selenskyj dort sprechen zu lassen, äußerte sich die Academy nicht öffentlich. Offenbar wurde die Idee aber abgelehnt. Schumer sagte, es gebe „definitiv Druck in der Art: Das ist ein Urlaub, lasst die Menschen vergessen – wir wollen nur diese Nacht haben.“

Doch selbst wenn die Produzenten der Oscar-Gala den Ukraine-Krieg gar nicht thematisieren sollten, werden es die Preisträger mit Sicherheit tun, sagt der Oscar-Experte des Branchenblattes „Variety“, Clayton Davis. „Wenn ich wetten müsste, würde ich sagen, dass fast jede Rede die Ukraine und die Schrecken, die dort vor sich gehen, erwähnen wird.“

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