Panorama Mehr Risiken als Nutzen

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Berlin/Frankfurt. Zwei Jahre nach der Germanwings-Katastrophe nehmen die großen deutschen Fluggesellschaften eine nach dem Absturz eingeführte Sicherheitsvorschrift zurück. Demnach darf sich ab spätestens Juni ein Pilot wieder allein im Cockpit aufhalten.

Eine Überprüfung habe gezeigt, dass die Zwei-Personen-Regelung keinen Sicherheitsgewinn bringe, erklärte gestern der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) zur Begründung. Durch das häufigere Öffnen der Pilotenkanzel entstünden vielmehr zusätzliche Risiken, dass Unbefugte hineinkämen. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) begrüßte die Rücknahme der verschärften Vorgaben. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass der Sicherheitsgewinn fraglich ist, sagte VC-Sprecher Markus Wahl. Die Risiken der neuen Regelung wögen schwerer als der „unwahrscheinliche Fall eines Piloten-Suizids“. Der psychisch kranke Kopilot hatte den Ermittlungen zufolge im März 2015 die Germanwings-Maschine bewusst abstürzen lassen. Die Behörden gehen davon aus, dass er den Flugkapitän aus dem Cockpit gesperrt hatte. 150 Menschen starben. Die Airlines führten als Sofortmaßnahme die Zwei-Personen-Regel ein. Auswertungen des BDL haben jetzt ergeben, „dass die Gefahr eines Angriffs von außen durch terroristische beziehungsweise kriminelle Handlungen nach wie vor höher eingeschätzt werden muss“. Seit 1931 habe es nur etwa vier vergleichbare Suizidfälle gegeben, davon zwei, in denen der Täter allein im Cockpit gewesen sei. Demgegenüber stünden 1074 Entführungen. Um die Zwei-Personen-Regel einzuhalten, werde die Cockpit-Tür derzeit aber häufiger und vorhersehbarer geöffnet. |dpa

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