Panorama Ja, die Jugend von heute. Wieder mal

Kinder verstehen: Warum alle wissenschaftlichen Erhebungen der Welt das Wesentliche nicht erfassen, wenn es um den Nachwuchs geht.

Die heutige Jugend. Was könnte man nicht alles über sie schreiben. Oberflächlich ist sie. Angepasst. Auf Servern daheim, mit Insekten überfordert. Keinen Musikgeschmack hat sie. Lebensfern. Altklug. Den Kopf ins Display geklemmt. Verwöhnt. Faul. Langweilig. Ja, wenn man da an seine eigenen glorreichen Jahre zurückdenkt. Was war man nicht alles: Sturm und Drang, ständig auf der Straße und im Wirtshaus. Laut, mit dem Mofa, mit dem Moped, mit dem Auto. Nie daheim. Lange Null Bock. Plötzlich schnell im Beruf. Ganz schnell ein Spießer. Das waren halt noch Zeiten. Und Marius Müller-Westernhagen und Herbert Grönemeyer hatten noch nicht die 60 überschritten. Der Zahn der Zeit – warum eigentlich kriegt der nie so eine fette Karies? Glaubt man der neuen, unvermeidlichen Shell-Jugendstudie, die schon früher viel Unsinn über einen selber erzählt hat und es bis heute regelmäßig tut, dann ist 95 Prozent der jungen Leute heute ein sicherer Job wichtig bis sehr wichtig, die Karriere aber eher zweitrangig. Das ist jetzt in der Tat ein gewagtes Ergebnis, das jungen Leuten jeden Realitätssinn abspricht. Denn wie jeder weiß, gibt es in der Kombination sicherer Job mit zweitrangigen Karriereaussichten nur eine Berufsgruppe: Beamter. Und wir können doch nicht das ganze Land verstaatlichen wie weiland die Griechen? Selbstverständlich sprechen wir in diesem Zusammenhang von der Athenischen Demokratie der Antike. Zudem stellt sich die Frage, wer sich dann künftig in Unternehmen selber so lange ausbeutet, bis er die anderen ausbeuten darf? Dass sich ausgerechnet die moderne Jugend um diesen unseren Volkssport bringt, ist kaum zu glauben. Zudem behaupten die Shell-Professoren, das Interesse der Jugend an der Politik nehme wieder zu. Das ist jetzt auch so eine leere Worthülle, weil überhaupt keiner mehr weiß, was Politik ist, wo doch alle das Gleiche machen, wenn sie am Ruder sind – nämlich rudern. Womit wir wieder in der Antike beim Attischen Seebund wären. Wir sagen: Die Jugend ist so, wie sie immer war – ein Küken im warmen Nest, das den Schnabel weit aufsperrt. Was folgende Beobachtungsstudie belegt. Weinfest, der Sohn streunt ums Eck mit seinen Kumpels, erspäht die Eltern, hält auf sie zu und dröhnt: „Ah, da sind ja meine mobilen EC-Automaten.“ Kleine, süße Vögel. Nur zwitschern tun sie anders.

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