Panorama „Es gibt Wichtigeres“

Umgerechnet acht Millionen Euro kosten die Sicherheitsvorkehrungen in Windsor. Das finden nicht allen Briten angemessen.
Umgerechnet acht Millionen Euro kosten die Sicherheitsvorkehrungen in Windsor. Das finden nicht allen Briten angemessen.

«London/Windsor.»Hohe Kosten, Medienrummel und das Zelebrieren einer veralteten Staatsform. Die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle bringt einige Briten durchaus auf die Palme. Im Netz und auf Veranstaltungen machen sie ihrem Ärger Luft.

Bei den meisten Briten sorgt die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle für Entzücken. Doch es gibt auf der Insel auch Menschen, die das royale Paar am liebsten auf den Mond schießen würden. Dahinter stecken zum Teil Unbehagen mit der Monarchie, Kritik an den hohen Kosten und Überdruss am Medientrubel. Graham Smith von der Organisation „Republic“, die sich für eine Abschaffung der Monarchie einsetzt, findet es nicht in Ordnung, dass die Öffentlichkeit für die erheblichen Sicherheitsvorkehrungen in Windsor aufkommen soll. Schätzungen zufolge könnte der Polizeieinsatz bei der Feier am Samstag den britischen Steuerzahler umgerechnet etwa acht Millionen Euro kosten. „Unterm Strich ist das eine private Hochzeit, und wenn sie das in Windsor feiern wollen in einer Art, die die Steuerung von Menschenmassen und Sicherheitsmaßnahmen erfordert, dann sollte die Königsfamilie selbst dafür zahlen“, sagt Smith. Er verlangt auch, dass friedliche Proteste in der Nähe der Kutschenroute von Prinz Harry und Meghan Markle nicht eingeschränkt werden. Bei der Hochzeit von Prinz William und Kate wurden 2011 angeblich Monarchiegegner bei einer Protestaktion festgenommen. Auch in den sozialen Netzwerken ist die Stimmung nicht nur positiv, wenn es um das royale Fest geht. Auf Facebook tummeln sich Seiten mit Namen wie „Boycott The Royal Wedding“ oder „Anti-Royal Wedding“. Ein monarchiekritscher Hashtag (#antiroyal) macht auf Twitter die Runde. Die Kunstszene setzt sich mit der königlichen Hochzeit ebenfalls kritisch auseinander. Am vergangenen Wochenende fand in der Londoner Bar Number 177 eine Show mit dem Titel „A Right Royal Group Show“ statt, bei der Künstler Werke zur Königsfamilie und dem Medientrubel um die Hochzeit zeigten. Bereits in der Einladung wurde gewarnt: Manche Stücke könnten Kontroversen auslösen. Initiatorin Sara Lucas ist an den Royals nicht besonders interessiert. „Ich finde, es gibt wichtigere Dinge, über die berichtet werden sollte“, sagt sie. Die Schlagzeile „Mann heiratet Frau“ sei keine Nachricht. „Ich denke, dass die Monarchie veraltet ist und in Geschichtsbücher gehört.“ In einem Pub im mittelenglischen Derby sind alle Themen rund um die Hochzeit verboten. Wer die Wörter „wedding“ (Hochzeit) oder „royal“ (königlich) in den Mund nimmt, muss ein Pfund in ein Sparschwein werfen. Die TV-Übertragung der Hochzeit wird, ebenso wie die von William und Kate 2011, nicht in der Kneipe zu sehen sein. Dazu passt, dass einer Mehrheit der Briten die bevorstehende Eheschließung offenbar egal ist: Laut einer gestern veröffentlichten Umfrage interessieren sich 66 Prozent der Befragten nicht für die Hochzeit zwischen Harry und Meghan.

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