Wirtschaft Ludwigshafen: Schub für BASF-Stammwerk

azubisba.JPG
Gut 690 Auszubildende will die BASF in diesem Jahr in ihrem Ludwigshafener Stammwerk einstellen. Diese Größenordnung wird aber nicht reichen, um die Beschäftigung künftig stabil zu halten.

«Ludwigshafen». Der Chemiekonzern BASF fährt in seinem Stammwerk Ausbildung und Investitionen kräftig nach oben. Die Anzahl der Auszubildenden der Konzernmuttergesellschaft BASF SE, die mit dem Stammwerk identisch ist, werde in diesem Jahr um 9 Prozent erhöht, sagte Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor Michael Heinz im Gespräch mit der RHEINPFALZ.

Der Vorsitzende des BASF-Betriebsrats, Sinischa Horvat, hatte kürzlich, wie berichtet, mit Blick auf demnächst dramatisch zunehmende altersbedingte Abgänge gefordert, dass die Anzahl der Auszubildenden im weltgrößten Chemie-Areal mit knapp 35.000 Mitarbeitern deutlich erhöht werden müsse. Das sei notwendig, um eine Lücke beim Wissenstransfer zu vermeiden und um die Beschäftigung stabil zu halten. 2014 gingen 100 Aniliner in Rente, 2017 waren es 350, in diesem Jahr werden es über 500 sein und ab 2022 über 1000. 2017 hat die BASF SE 627 Auszubildende neu eingestellt. 2018 sollen es gut 690 werden. Bis 2010 wurden im Stammwerk jährlich rund 400 Auszubildende neu eingestellt. Wegen der demografischen Entwicklung wurde die Anzahl dann hochgefahren – auf bis zu 750 im Jahr 2013. Über alle Ausbildungsjahrgänge hinweg absolvieren knapp 2000 junge Leute eine Lehre bei der BASF SE.

Investitionen auf 1,2 Milliarden Euro erhöht

Zur Forderung des Betriebsrats, dass jeder Arbeitsplatz, der altersbedingt oder aus anderen Gründen frei werde, eins zu eins nachbesetzt werden müsse, sagte Arbeitsdirektor Heinz: „Wir können nicht jeden Job ersetzen, der wegfällt.“ Die Investitionen im Stammwerk würden in diesem Jahr auf 1,2 Milliarden Euro erhöht. Das sind 200 Millionen Euro mehr als 2017. Da die Investitionen etwa doppelt so hoch sind wie die Abschreibungen auf bestehende Anlagen, betreibt die BASF im Stammwerk Substanzaufbau. Doch in der kapitalintensiven und innovationsgetriebenen Chemie bedeutet nicht jede Investition auch, dass zusätzliche Beschäftigung geschaffen wird. Es kann auch das Gegenteil der Fall sein, wie das Beispiel des Baus der neuen Acetylen-Anlage, die eine ältere ersetzen wird, zeigt. Acetylen ist ein Ausgangsstoff für viele Produkte wie Arzneimittel, Kunststoffe, Lösemittel, Elektrochemikalien und elastische Textilfasern. In Ludwigshafen verarbeiten rund 20 Produktionsanlagen Acetylen weiter. Der Neubau kostet nach RHEINPFALZ-Informationen eine halbe Milliarde Euro. Damit ist die Acetylen-Fabrik das zweitgrößte Investitionsprojekt nach der TDI-Anlage, die gut 1 Milliarde Euro kostet. In der neuen, größeren Acetylen-Anlage werden laut Heinz einschließlich des Wartungsteams 80 Mitarbeiter beschäftigt sein. Das sei die Hälfte der Mannschaft der alten, 1964 gebauten Anlage, so Heinz.

Produktion in Acetylen-Anlage ab Ende 2019

Der Bau der Acetylen-Anlage mit einer Jahreskapazität von 90.000 Tonnen laufe planmäßig, sagte Heinz. Die Produktion soll Ende 2019 starten. Dabei seien Lehren aus den technischen Pannen beim Bau der TDI-Anlage gezogen worden. Deren Fertigstellung war für Ende 2014 geplant. Nach zeitweiligem Betrieb musste sie aber mehrfach stillgelegt werden. Derzeit wird ein neuer Reaktor eingebaut, nachdem der ursprüngliche wegen schwerer Mängel vorübergehend durch einen kleineren Austauschreaktor ersetzt worden war. Der Anteil der Eigenleistung der BASF beim Bau neuer Anlagen, der beim TDI-Projekt bei 20 Prozent gelegen habe, sei erhöht worden, so Heinz. Die Anzahl der Ingenieur-Partnerfirmen sei verringert und die Qualitätskontrollen bei zugelieferten Teilen seien verschärft worden. Weil die Qualität der Arbeit von eingesetzten Fremdfirmen schlechter geworden sei, müssten diese inzwischen ihre Kompetenzen auf einem „Fertigkeitsparcour“ unter Beweis stellen. In einer alten Ausbildungshalle müssten die Mitarbeiter zum Beispiel in Anlagenteile eingebaute Fehler finden und beheben oder komplizierte Leitungen und Pumpen einbauen, ehe die Fremdfirmen auf dem Werksgelände eingesetzt würden.

2017 rund neun Millionen Tonnen Verkaufsprodukte

Die Produktion im Stammwerk sei 2017 leicht auf rund neun Millionen Tonnen Verkaufsprodukte gestiegen, sagte Heinz. Der viele Jahre laufende Rückgang der Produktivität – das ist das Verhältnis des Outputs oder Absatzes zu den Kosten – sei gestoppt worden. Bei verbesserter Anlagenverfügbarkeit sollte 2018 ein leichtes Plus erreicht werden können.

x