Rhein-Pfalz Kreis Rapunzel mal anders

Ein bis zwei Monate braucht Eva-Maria Obermann für einen neuen Roman. Mit ihrem Laptop wird fast jeder Ort zum Arbeitsplatz.
Ein bis zwei Monate braucht Eva-Maria Obermann für einen neuen Roman. Mit ihrem Laptop wird fast jeder Ort zum Arbeitsplatz.

«Schifferstadt.»Autorin, Buchbloggerin, Doktorandin, Dozentin und bald vierfache Mutter – Eva-Maria Obermann aus Schifferstadt hat viel zu tun. Heute erscheint ihr neues Buch „Tropfen der Ewigkeit“ – eine Adaption des Märchenklassikers Rapunzel, die im Steampunk spielt. Der Roman ist Teil des Projekts „Märchenspinnerei“. Dass ihr Werk an einem Freitag, den 13., erscheint, stört die 31-Jährige aber nicht – im Gegenteil.

Eine junge Frau – jahrelang eingesperrt in einem Turmzimmer ohne Kontakt zur Außenwelt. Seit Valeria denken kann, sind ihre einzigen Bezugspersonen ihre Mutter und eine stumme Magd. Sie spürt: Da ist ein Geheimnis, das sie umgibt. Und was hat es mit der Geschichte auf sich, in der es um einen Drachen geht und die ihre Mutter ihr als Kind immer erzählt hat? Valeria macht sich auf die Suche nach Antworten. Das ist der Beginn von „Tropfen der Ewigkeit“, dem neuen Roman der Schifferstadter Autorin Eva-Maria Obermann. Die Geschichte ist Teil der Reihe „Märchenspinnerei“. Dabei handelt es sich um ein Projekt von 15 Autorinnen, die bekannte Märchen abwandeln und so wiederauferstehen lassen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Bei der Wahl ihres Märchens habe Obermann zu Beginn zwischen Rapunzel und Dornröschen geschwankt. Die Entscheidung fiel dann aber doch schnell: „Man hat einfach mehr Dynamik in der Geschichte, wenn die Hauptfigur nicht die ganze Zeit schläft“, scherzt sie. Eine Parallele zum Märchen findet man in dem Roman bereits im Namen der Hauptfigur. „Valeria kommt von Valerianella, das ist der lateinische Begriff für Rapunzel.“ Auch die starke Mutterfigur, die dafür sorgt, dass das Mädchen eingesperrt ist, spielt eine wichtige Rolle. Zuviel will die 31-Jährige nicht verraten, dennoch: Einen Prinzen, wie in der Grimmschen Erzählung, gibt es nicht. Dafür spielt ihre Geschichte im Steampunk-Milieu, das häufig im Bereich der Science-Fiction angelegt ist. „Steampunk ist eine Art nostalgischer Futurismus. Es gibt viele Dampfmaschinen, die Luft ist schlecht. Die Mode ist an das Viktorianische Zeitalter angelehnt“, erklärt Obermann das literarische Konzept. „Tropfen der Ewigkeit“ ist nicht der erste Roman der gebürtigen Speyerin. Bereits als Teenager habe sie begonnen, Gedichte zu schreiben, erzählt sie. „Meine Pubertät war schwierig. Ich wurde gemobbt, die Eltern haben sich getrennt. Schreiben war für mich eine Art Selbsttherapie“, erzählt sie. Dazu habe sie schon immer gern gelesen. „Das hat die Kreativität angeregt.“ Nachdem 2009 der Gedichtband „Seelentropfen“ erschienen war, folgte für die Schriftstellerin die nächste Stufe. „Bei einem Roman ist das schwierige nicht die Idee, sondern der Plan. Ohne Orientierung kann man sich leicht verzetteln“, weiß die 31-Jährige. Die braucht die Schifferstadterin ohnehin – schließlich hat die junge Mutter neben ihrer Arbeit als Autorin viel zu tun: Obermann arbeitet nicht nur an ihrer Promotion zum Thema Mutterfiguren in der Gegenwartsliteratur, sondern ist auch Dozentin an der Universität Mannheim im Bereich Neuere Germanistik. Wenn sie nicht gerade für ihre drei Kinder da ist – das vierte kommt im August – oder an einem Buch schreibt, nutzt sie die Gelegenheit für ein weiteres Hobby: Als Bloggerin berichtet sie über andere Autoren und Bücher, führt Interviews oder schreibt Rezensionen. Das alles geht nicht ohne Organisation. „Ich mache mir einen genauen Zeitplan, sonst wäre das nicht möglich.“ Bei der Arbeit als Autorin sei auch das Netzwerk an Autoren, das sie sich aufgebaut hat und das ihr mit Ratschlägen zur Seite steht, eine große Hilfe. „Wichtig ist, dass man sich nicht nur alleine vor den Schreibtisch setzt. Von anderen Autoren bekommt man sehr viel Input, nicht nur inhaltlich, sondern auch, was die richtige Arbeitsweise angeht.“ Obermann hat mittlerweile Routine. Im nächsten Jahr erscheint bereits das nächste Buch: der dritte Teil ihrer Zeitlose-Reihe, in der es um eine junge Frau geht, deren Träume mit der Realität verschwimmen. Und auch danach wird der 31-Jährigen nicht langweilig. „Ideen habe ich genug“, sagt sie. Ein bis zwei Monate brauche sie in der Regel, um ein Buch mit etwa 200 Seiten fertig zu schreiben. „Das funktioniert aber nur, wenn die Vorarbeit richtig gemacht wurde. Das bedeutet viel Recherche vorab, die Figuren müssen entwickelt sein. Dann geht das recht schnell.“ Bevor sie an künftige Projekte denkt, freut sie sich aber erst mal auf die Veröffentlichung von „Tropfen der Ewigkeit“. Dass ihr neues Buch an einem Freitag, den 13., erscheint, stört Obermann nicht. „Die Bücher der Märchenspinnerei kommen immer an einem 13. raus. Es ist sogar der 13. Band. Ich finde, die Zahl passt super zum Märchengenre. Eigentlich ist das also ein gutes Zeichen.“ Das Buch Der Roman „Tropfen der Ewigkeit“ von Eva-Maria Obermann ist im Buchhandel und online unter ISBN-10: 3961116423 erhältlich. Das Taschenbuch kostet 12,99 Euro, die Kindle-Edition 3,49 Euro. Im Netz www.maerchenspinner.layeredmind.de, www.schreibtrieb.com;

Das Cover des Romans hat die Autorin selbst entworfen.
Das Cover des Romans hat die Autorin selbst entworfen.
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