Kultur "Rise Against"-Sänger McIlrath im Interview: "Zähne zeigen!"

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Aussprache-Test: Jenny Back testet das Pfälzisch-Talent von Tim McIlrath.

Wenn Tim McIlrath und seine Kollegen der Punk- und Hardcoreband Rise Against auf der Bühne stehen, flippt das Publikum üblicherweise komplett aus. Moshpits – das ist eine Ansammlung tanzender und sich schubsender Festivalbesucher in der Menge – sind da die Regel und nicht die Ausnahme. Im Gespräch mit der RHEINPFALZ erzählt Leadsänger McIlrath, dass es für ihn das Größte ist, wenn das Publikum seine Songs fühlt, versteht und darauf abgeht. „Manchmal wäre ich sogar selbst gerne in der Menge. Das sieht aus, als hätten die da unten mehr Spaß als ich“, gesteht McIlrath, der über seinen eigenen Gesang sagt, dass manche Worte am besten mit einem Schreien ausgedrückt werden.

Songs über Liebe und Politik

Mal gröhlend, mal schreiend, dann wieder mit beinahe sanfter Stimme singt McIlrath von der Liebe, vor allem aber von sozialer Ungerechtigkeit, Krieg („Hero of War“) und vom „Countdown to the very end“ (Countdown zum Ende) wie im 2004 veröffentlichten Lied „State of the Union“. Zu dieser Zeit war George W. Bush US-Präsident. Auch heute, 14 Jahre später, verliert der Song nicht an Gültigkeit. Während die Jungs aus Chicago ihre Fans dazu auffordern, sich angesichts der aussichtslosen Situation einen Platz in der Hölle zu sichern, fordern sie auf dem aktuellen und zehnten Studioalbum „Wolves“, ein starkes Selbstbewusstsein aufzubauen, um sich zu wehren, quasi vom Beuteopfer zum Jäger zu werden. „Es geht darum, Zähne und Krallen zu zeigen und sich nicht damit zufrieden zu geben, wie die Dinge stehen“, sagt McIlrath, der der Überzeugung ist, dass Musik mächtiger ist als der Einfluss von Eltern, Lehrern und Religionen. Nicht zuletzt geht es der Band darum, ein Gegengewicht zu politischen Machtspielchen, zu Rassismus, Sexismus und Nationalismus zu schaffen.

Zum dritten Mal bei Rock am Ring

Am Sonntagabend um 19.30 Uhr traten Rise Against zum dritten Mal am Nürburgring auf. Die Jungs sind geübt in Festivalauftritten. Rock am Ring findet er am besten: „Mir fällt gerade keines ein, das cooler ist.“ Wer so auf der Bühne abgeht, braucht Ausgleich, erklärt McIlrath. Er hält sich fit, macht regelmäßig Sport. „Die Show ist körperlich anspruchsvoll. Und es schauen dir eine Menge Leute dabei zu“, sagt der 39-Jährige aus Indianapolis. Bei jeder Show erinnert er sich nach eigenen Angaben daran, wie hart Touren eigentlich ist.

Akustikalbum mit neuen und alten Songs

Im Juli bringt die Band, die ihren ersten Fernsehauftritt überhaupt in Stefan Raabs Show „TV Total“ hatte, ein Akustikalbum raus. Darauf werden zehn Songs der Band veröffentlicht, eingespielt unter anderem mit Streichern – vom neuen Album, aber auch von den vorherigen.

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