Kultur Osterfestspiele Baden-Baden: Reichhaltiges Programm auch jenseits der großen Produktionen

Außer Wagners „Parsifal“ (wir berichteten) gab es bei den Osterfestspielen in Baden-Baden auch die Kinderoper „Ritter Parceval“
Außer Wagners »Parsifal« (wir berichteten) gab es bei den Osterfestspielen in Baden-Baden auch die Kinderoper »Ritter Parceval« zu erleben. Alina Wunderlin begeistert in der Titelrolle.

Mit dem Umzug der Osterfestspiele der Berliner Philharmoniker von Salzburg nach Baden-Baden vor fünf Jahren wurde deren Programm wesentlich erweitert. Das Festival bringt neben einer großen Opernproduktion – dieses Jahr „Parsifal“ – und großen Orchesterkonzerten viel gefragte Meisterkonzerte von Kammerensembles der Philharmoniker – und zwei weitere szenische Produktionen, darunter eine Arbeit für Kinder und junge Leute.

Musikpädagogik spielt im Festspielhaus überhaupt eine sehr große Rolle – und sie wird auf sehr hohem Niveau betrieben. Der „Ritter Parceval“ als Kinderoper zu Wagners Bühnenweihfestspiel war in diesem Jahr dafür ein ideales Beispiel. Schauplatz der Aufführungen war das malerische Theater Baden-Baden, ein prunkvoller Bau aus dem 19. Jahrhundert. Im Orchestergraben saßen neben Stipendiaten der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker veritable Philharmoniker, so dass schon Menschen ab sechs Jahren den Klang dieses Spitzenorchesters, dirigiert von Stanley Dodds, erleben konnten. Ganz vorzüglich war das Quintett der jungen Sänger, allesamt aufstrebende Studenten an Musikhochschulen des Landes. Nicht zuletzt war der szenische Aufwand in der Inszenierung von Kirsten Uttendorf groß, so dass den Opernfreunden von morgen ein hinreißend buntes Spektakel geboten wurde. Henrik Albrecht hat für seine Kinderoper „Ritter Parceval“, bei der am Libretto Andreas Durban beteiligt war, Motive von Wagner und seiner mittelalterlichen Vorlage von Wolfram von Eschenbach geschickt miteinander verknüpft. Die für Kinder schwer verständlichen Motive sind ausgespart, dafür geht es um die Selbstfindung des jungen Parceval, den seine Mutter Herzeloyde lieber im sicheren Wald behalten will, den es aber doch zur Welt der Ritter, zum Kampf mit dem bösen Klingsor und zum Gral drängt. Was der aber ist, bleibt offen. Das Stück bannt über eine Stunde sein Publikum durch die vielen effektvoll eingesetzten szenischen Mittel, die vielen Wechsel im Spiel und die Freude (und große Kunst), mit der Alina Wunderlin als Parceval, Elisabeth Birgmeier als Kundry und ihre Kollegen singen und spielen. Neben ein paar eingängigen eigenen Nummern in unterschiedlichen Stilen setzt Albrecht Musik von Wagner ein. Die Kinder erleben so ganz intensiv schon die Töne und Klänge des Bayreuther Meisters. Teilweise in der Botanik dieser Produktion spielte auch die Kammeroper der Festspiele mit einer speziellen Version von Mozarts Oper „Die Gärtnerin aus Liebe“. Auch hiermit fördert das Festspielhaus mit viel Einsatz und Erfolg junge Kräfte in der Oper. Die viel versprechende Sopranistin Victoria Kunze als Sandrina war dabei schon zum zweiten Mal in einer großen Rolle bei der Kammeroper zu bewundern. Stilistisch sehr breit war wieder das Repertoire der Meisterkonzerte, die in der Woche vor Ostern auch tagsüber viele Besucher – die meisten der Konzerte waren ausverkauft – zu ausgewählten Orten in Stadt und mittlerweile auch Umland locken. Das reichte von Barockmusik bis zu zeitgenössischen Stücken, wobei es immer wieder ganz überraschende Bezüge zum „Parsifal“ zu entdecken gab. Neben dem Musikfest, bei dem neben den Philharmonikern wieder das Bundesjugendorchester dabei war, gab es fünf große Orchesterkonzerte des Berliner Elite-Klangkörpers, der wieder eine immense Breite sinfonischer Musik abdeckte. Mit Bernsteins zweiter Sinfonie „The Age of Anxiety“ (mit dem Lenny eng verbundenen Pianisten Krystian Zimerman) wurde an den 100. Geburtstag des großen Musikers erinnert, der die Berliner leider nur ein einziges Mal dirigiert hatte. Sir Simon Rattle setzte dazu Beethoven-Sinfonien aus seinem epochalem Zyklus aufs Programm. In einem weiteren Konzert musizierte er zum ersten Mal mit der Star-Mezzosopranistin Elina Garanca bei exquisiten Lied-Zyklen von Alban Berg und Maurice Ravel. „Don Juan“ von Richard Strauss gab es zu Beginn dieses Abends, am folgenden Tag dirigierte Daniel Harding die gewaltige „Alpensinfonie“. Bariton Gerald Finley, der im „Parsifal“ die Klagen des Amfortas mit der Feinheit eines Liedsängers vortrug, sang dabei „richtige“ Lieder von Schubert in Orchesterfassungen. Ivan Fischer war der andere Gastdirigent mit Mendelssohns „Sommernachtstraum“-Musik (zwei Blumenmädchen sangen die Soli) und dem von Vilde Frang gespielten zweiten Bartók-Violinkonzert. Trotz eher begrenzter Temperaturen draußen waren die Osterfestspiele es blühendes Festival voll musikalischem Zauber.

x