Kultur James Bond: Man stirbt nur zwei Mal oder wie ich fast der Erste war

Roger Moore starb am 23. Mai. Allerdings 2017, nicht 2019.  Foto: dpa
Roger Moore starb am 23. Mai. Allerdings 2017, nicht 2019.

Einmal wollte ich der Erste sein. So voll schnell halt, mega-digital. Adrenalin pur – nachdem der Feierabend mit einem Weizenbier am Berliner Platz begonnen hatte. Zuvor war mir die S-Bahn vor der Nase weggefahren. Die halbe Stunde wollte ich mit einem Kaltgetränk in der Abendsonne überbrücken. Hätte ich doch bloß mein Smartphone in der Tasche gelassen, dann wäre am nächsten Morgen mein Erscheinen im Büro nicht zum Spießrutenlauf geworden. Aber der Reihe nach.

Eigentlich nichts los auf Facebook – bis auf einen Nachruf auf Roger Moore

Smartphone raus, mal kurz schauen, was bei Facebook so los ist. Die üblichen Katzen-, Hunde- und Pferdevideos. Unterbrochen von Fotos, die zeigen, was meine Facebook-Freunde zuletzt in diversen Restaurants gegessen haben. War kein Gold-Steak à la Ribery dabei. Nichts aufregendes. Dann aber Schnappatmung. Pulsrasen. „Roger Moore ist tot.“ Steht da. Und im Kopf beginnt der Totalumbau unserer Printseite, das Vorformulieren der Online-Meldung. Erste Sätze für den Nachruf werden bereits gedichtet, während ich auf den Link klicke und bei einem Artikel auf der Homepage von T-Online lande. Schnell bei Wikipedia geschaut. Unter gestorben steht da: „23. Mai“. Datum stimmt.

In der Redaktion will mir keiner meine Titelstory über den James-Bond-Darsteller abkaufen

In der Redaktion anrufen und meinen Sohn informieren sind in Sekundenschnelle erledigt. Das Weizenbier auch. Zurück in die Amtsstraße, wo der angerufene Kollege, ein erfahrener Onliner, bereits die ganze Schlusskonferenz wuschig gemacht hat. Kurz vorm Verlagsgebäude rufe ich noch mal an, um zu veranlassen, dass wir unsere Titelstory durch Roger Moore ersetzen werden. Das traue ich mir jetzt so was von zu, so spät noch 150 Zeilen aus dem Ärmel zu schütteln. Was die Onliner können, kann ich schon lange. Denke ich, und wundere mich, dass der Kollege am anderen Ende der Leitung den Ernst der Lage verkennt und mit lautem Gelächter auf meine Vorschläge reagiert. Nochmals der Blick aufs Handy. 23. Mai stimmt doch. Aber vielleicht hätte ich noch etwas weiterlesen sollen. „23. Mai 2017“, steht da. Und richtig, ich habe damals selbst den Nachruf geschrieben. Von meinem Sohn kommt in dem Moment ein riesiges Fragezeichen als Antwort auf meine Nachricht.

Der Autor

Frank Pommer ist Ressorleiter Kultur bei der RHEINPFALZ.

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