Zweibrücken Zurück zur Natur: Der Hornbach soll wieder seinen eigenen Weg finden

Auch in Seitenarmen plätschert’s wieder.
Auch in Seitenarmen plätschert’s wieder.

Am Hornbach soll ein Auenwald entstehen, der vor Hochwasser schützt und Raum für Tiere und Pflanzen bietet. Der Abschnitt zwischen Bickenalb und Birkhausen ist fertig. Jetzt geht es Richtung Rimschweiler. Dort bereiten Schrebergärten Probleme.

Wer auf der Brücke steht, die kurz vor Rimschweiler über den Hornbach in Richtung Birkhausen führt, der sieht einen stark veränderten Flusslauf, nicht mehr kerzengerade und akkurat, sondern schlingernd und unregelmäßig. Der Zweibrücker Umweltbetrieb (UBZ) informierte auf Anfrage, dass der Hornbach auf den 880 Metern zwischen der Brücke und der Stelle, wo die Bickenalb einfließt, von Oktober 2021 bis April dieses Jahres renaturiert wurde, ebenso der Mühltalerbach an der Zufahrtsstraße zur Birkhausen. Die Arbeiten seien abgeschlossen, es müssten nur noch etwa 2000 Kubikmeter Erdaushub abtransportiert werden.

Damit der vor vielen Jahrzehnten begradigte Hornbach sich wieder verzweigen, krümmen und zur Ursprungsform zurückfinden kann, habe man den Hornbach unter anderem wechselseitig verbreitert und Strömungslenker eingebaut, so der UBZ. Damit soll eine großräumige eigendynamische Entwicklung des Bachs samt Flussaue angeschoben werden. Erste Erfolge sind laut UBZ bereits sichtbar.

Totholz ist wichtig fürs Leben am Bach

Strukturiert habe man den Hornbach mit Wasserbausteinen, Totholzbündeln und Raubäumen, also gefällten Bäumen, die am Ufer als Totholz installiert werden. „Holz im Bach ist durch nichts zu ersetzen“, erklärt der UBZ die Bedeutung der Bäume für die Renaturierung. Einige Fischunterstände seien als Übergangsbehausung ebenfalls eingebaut worden. An beiden Seiten des Ufers sei ein 15 Meter breiter Korridor entstanden, der teilweise bepflanzt wurde, sich aber überwiegend selbst zur Flussaue entwickeln soll.

Die Böschungen wurden laut UBZ ebenfalls teilweise bepflanzt, im Wesentlichen aber der Sukzession überlassen, also der natürlichen Rückkehr der für den Standort typischen Pflanzen und Tiere. Am Hornbach stünden genügend Erlen als Samenspender zur Verfügung, so der UBZ. Langfristiges Ziel sei der Aufbau eines Auwaldes, in dem sich der Hornbach selbst entwickeln und durch Erosion und umstürzende Bäume selbst Totholz generieren kann. Der UBZ stellt klar: „Die jetzige Maßnahme ist lediglich ein Anstoß. Der Zeitraum für eine solche Entwicklung beträgt mehrere Jahrzehnte.“

Vor 100 Jahren großen Schaden angerichtet

Mit der Renaturierung des Hornbachs soll die EU-Wasserrahmenrichtlinie umgesetzt werden. Dem einst natürlichen Lauf des Hornbachs sei arg zugesetzt worden, erklärte die Wasserwirtschaft der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd im Herbst. Das Gewässer sei regelrecht in ein Korsett gezwängt worden, alles habe man seit den 1920er Jahren begradigt, Seitenwände und Flussbett. Das habe großen ökologischen Schaden angerichtet und die Hochwassergefahr erhöht. Nun sollen die Fehler der Vergangenheit abschnittsweise wieder gutgemacht werden.

Der Hornbach soll bis ins Jahr 2026 in vier Abschnitten renaturiert werden. Birkhausen bis Bickenalb war der erste Abschnitt, nun kommen die 600 Meter bis zum Gelände des Obst- und Gartenbauvereins Rimschweiler an die Reihe. Diese Arbeiten sollen vom Juli 2023 bis Februar 2024 erledigt werden.

Schrebergärten bis ans Wasser „nicht legal“

Ein Problem für die Renaturierung sind die Schrebergärten, die nahe des Birkhausen-Parkplatzes am Bach liegen. Laut dem Umwelt- und Entsorgungsbetrieb (UBZ) geht die Nutzung „über die eingefriedeten Grundstücke hinaus bis ans Wasser, die Uferbereiche sind mit Stegen durchsetzt, werden gärtnerisch gestaltet oder als Grünschnittdeponie benutzt, der Baumbestand ist aufgrund von Anpflanzungen zum Großteil nicht standortgerecht“. Die stellvertretende UBZ-Leiterin Nicole Hartfelder sagte am Mittwoch in der Sitzung des Hauptausschusses: „Das ist ein illegaler Zustand, der dort herrscht.“ Auch Oberbürgermeister Marold Wosnitza sprach von „baulichen Anlagen, die in dieser Form gar nicht legal sind“. Er erinnerte daran, dass so Hindernisse entstehen, die zu Hochwasser führen können. Außerdem würden die Besitzer und Pächter Wasser aus dem Bach holen, um ihre Gärten zu bewässern. Der OB fand: „All diese Sachen sind hochproblematisch.“ Und er ergänzte: „Wir müssen da ran.“

Weil die Gärten und das Ufer so intensiv genutzt werden, sei dort eine erfolgversprechende Renaturierung nicht realistisch, schreibt der UBZ. Deshalb wird der Hornbach in diesem Bereich auf einer Länge von 400 Metern von den Schrebergärten weg in die Wiese verlegt. Der Großteil der hierfür benötigten Flächen gehört der Stadt, nicht aber die Schrebergärten. Deren Nutzer zu informieren sei Sache der Herzog-Wolfgang-Stiftung, sagte Wosnitza auf Nachfrage von Harald Benoit (AfD).

Blick von der Birkhausen-Brücke bei Rimschweiler auf den sich wieder krümmenden Hornbach; links wird Erdaushub abtransportiert.
Blick von der Birkhausen-Brücke bei Rimschweiler auf den sich wieder krümmenden Hornbach; links wird Erdaushub abtransportiert.
Schnurgerade: So sah der Hornbach an dieser Stelle früher aus.
Schnurgerade: So sah der Hornbach an dieser Stelle früher aus.
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