Zweibrücken Zirkus und Bombensplittersockel

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„Spontan“, die neue Ausstellung der Zweibrücker Künstlergruppe Prisma in ihrer Galerie, zeigt bis September ein breitgefächertes Spektrum an Werken von Artur Mann, Raymond David, Peter Hudlet, Klaus Wingerter, Hermann Weis, Betina Knerr und Bärbel Grub-Hapke.

Landschaftspanoramen sind das Thema von Bärbel Grub-Hapke. Ihre subjektive Wahrnehmung skizziert Zufluchtsorte wie Höhlenwohnungen in Kappadokien als von cremeweißem, gleißendem Licht überzogene Szenerie in warmen Brauntönen. Dschungel und die lodernden Feuer von Waldbränden werden in „Australien“ lebendig. Kraftvoll und eruptiv, in erdigen Rot- und Brauntönen, entwirft „Feuerland“ eine Studie vulkanischer Bewegungen mit dem Aufbrechen der Erde und dem damit einhergehenden Hervorbrechen von Lavaströmen. In einer Fließtechnik hat Bärbel Grub-Hapke auch ihr Erleben der Sahara als eine Fantasiewelt in Gelb, Grün und Ocker mit braunen Einsprengseln gestaltet – ein surrealistisches Bild der Wüste, das verschiedene Aspekte wie die trockene Wüste mit ihren wandernden Dünen, aber auch die nach dem seltenen Regen aufblühende Vegetation andeutet. Wüste und Meer verbindet „Spain“, versinnbildlicht durch wechselnde Perspektiven und den Kontrast von Cremebraun und Graublau. Mystisch-verhangen sind diese unwirklichen Fantasiewelten, in denen die Künstlerin der emotionalen Kraft der Lichtwirkung auf den Betrachter nachspürt. Dabei wird der Gestaltungsprozess des Bildes selbst zum Thema: In „Wasserwelten“ will Grub-Hapke durch das Schütten der Farbe über die Leinwand den spontanen Fluss des Wassers sichtbar machen. Sattes Grün und verregnetes Blau verschmelzen in „Irland“ zu einem magischen Sog; frische, unverbrauchte Grün- und Gelborange-Töne symbolisieren „Lebensfreude“. Von diesem Stil hebt sich ihr Bild „Cirque de Soleil – l’Acrobate“ signifikant ab. Fragment und Komposition verbinden sich in dieser abstrakt-kubistischen Malerei, die an den Expressionismus der 1920er Jahre erinnert und durch die kraftvolle Dynamik ihrer Bewegungsimpulse fesselt. Landschaften in einer sorgfältig durchstrukturierten Formensprache und perspektivischen Verfremdungen zeigt Hermann Weis, das neue Mitglied der Prisma-Gruppe. Klar und rigoros ist seine schnörkellose Gestaltung, sich überlagernde Schichtstrukturen zeichnen seine Bilder aus. Betina Knerr zeigt neben einer Serie von Gesichtern, die sich immer mehr auflösen und hinter rot-weiß-schwarzen Farbszenerien verschwinden, auch eine Buchstruktur-Serie und rot-braune Farbwelten mit abstrakten Formen im Raum. Klaus Wingerters Bilder erinnern an skurril-surreale Fantasy- und Märchenwelten. Auffallend ist ein fein strukturierter, in zahllosen Farbnuancen ausschattierter Flügel in dunklen Braunrot- und Blaulilatönen. Mit den Gestaltungsmöglichkeiten abstrakter Porträts setzt sich Artur Mann auseinander. Dominant sticht ein orangefarbener Kopf in einer Bilderserie hervor. Der dezent fragmentierte Hintergrund in cremigen Pastelltönen verstärkt die räumliche Tiefenstruktur und die klaren Konturen, die ein Charakteristikum seiner Bilder sind. Durch die Einbeziehung einer schwarzen Struktur gewinnen die Köpfe zunehmend an Kraft und Tiefe, die Farben treten gleichberechtigt neben die Form. Spiele und Wechselwirkungen zwischen Farbe und Form macht auch Raymond David zu seinem Thema mit zwei Skulpturen aus gesprengtem Glas von bestechender Brillanz. Schroff und kompakt erinnert eines der beiden Werke an eine Bergwelt, die wellenförmig gebrochene Struktur der anderen Skulptur lässt an erstarrte Gischt denken. Einen markanten Gegensatz zu dieser kristallinen Härte stellt seine Skulptur „behütet“ dar – eine Familie, die in die umfassenden, Schutz und Geborgenheit symbolisierenden Arme des Vaters eingeht und zu einer Einheit verschmilzt. Faszinierende Materialkombinationen und eine individuelle Formensprache zeichnen die Skulpturen von Peter Hudlet aus. An einen Baumhirten aus „Herr der Ringe“ erinnert eine aus warmen Holztönen herausgearbeitete Figur, aus deren schlankem Körper ein gabelförmig verzweigter Kopf erwächst. Ein fragiler Schilfvogel fesselt durch die Schwerelosigkeit seiner gewundenen Gestalt und die auseinanderstrebenden Bewegungsimpulse. Andere Skulpturen zeigen organische Formen, die auf einem Bombensplittersockel aus verrostetem, zerborstenem Kriegsmetall entstehen – aus dem Tod erwächst dennoch neues Leben. Ausstellung „Spontan“, Malerei, Grafik, Objekte, Künstlergruppe Prisma, Prisma-Galerie, Zweibrücken, Lammstraße 6, bis 2. September, Öffnungszeiten freitags 15-18 Uhr, samstags 10-13 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 0151/18029686.

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