Zweibrücken „Wo soll Vertrauen herkommen?“

Griechenland wartet auf ein drittes Hilfspaket, aber noch ist eine Staatspleite nicht wirklich abgewendet. Unsicherheit herrscht über die Zukunft des Landes; die Banken sind geschlossen und die Wirtschaft scheint gelähmt. Wie sich das im täglichen Leben niederschlägt und wie „die Griechen“ die Krise erleben, berichtet die Zweibrücker Kieferorthopädin Iris Maria Tsaknaki-Schunck. Ihre Eltern leben in Athen.

„Wir telefonieren täglich“ erzählt die 33-jährige Wahl-Zweibrückerin, die seit acht Jahren in Deutschland lebt. Die Situation sei tatsächlich sehr angespannt. Dabei geht es ihren Eltern eigentlich nicht schlecht. Der Vater ist Kieferorthopäde, die Mutter Zahnärztin; beide im Ruhestand. „Dass die wirtschaftliche Situation sich verschlechtern würde, hat sich abgezeichnet“, so Tsaknaki-Schunck. Dies auch in den Praxen ihrer Eltern, die immer weniger Patienten verzeichneten – zumal Kieferorthopädie keine Kassenleistung ist. Ihr Vater habe rechtzeitig vorgesorgt, was Bargeld betreffe, erzählt sie, und er habe Reserven sicher angelegt. Für alle Fälle werde sie ihm auch eine Kreditkarte auf ihr deutsches Konto ausstellen lassen. „Menschen mit geringem Einkommen haben natürlich viel größere Probleme“, räumt die Kieferspezialistin ein, die ihr Studium in Athen und in Mainz absolvierte. Zum Glück sind ihre Eltern und auch die Großmutter gesund. Denn bei importierten Medikamenten kann niemand Engpässe ausschließen. Es darf kein Geld mehr ins Ausland überwiesen werden, was nicht zuletzt die Produktion griechischer Betriebe hemmt. Noch sei aber alles zu kaufen, meint Tsaknaki-Schunck, und auch Benzin gebe es an den Tankstellen. Die Geldautomaten, an denen man pro Tag 60 Euro abheben darf, funktionieren nach wie vor. Viel los ist dennoch nicht in den Athener Geschäften. Einkäufe beschränken sich auf das Notwendige, zumal niemand weiß, was kommt. Alles wird bar abgewickelt, selbst Mietzahlungen. Dennoch haben Einbrüche oder Diebstähle nicht erkennbar zugenommen. Auf seinem Konto will niemand viel Geld haben, aus Furcht vor einer Bankpleite. „Die Regierung glaubt selbst nicht an die jetzt beschlossenen Maßnahmen. Wie soll es dann die Bevölkerung tun?“ fragt die Kieferorthopädin rhetorisch. Auf das Umsetzen der Beschlüsse vertraue auch ihr Vater nicht. Aber anders als ihre Mutter hege er trotzdem die Hoffnung, dass es nach weiteren Zumutungen besser wird. Zähne zusammenbeißen lautet die aktuelle Devise. „Wie in den letzten Jahren konnte es ja nicht weitergehen“, bekräftigt die Zweibrückerin. Ob der jetzige Weg der richtige sei, werde man indes erst nach einiger Zeit sehen. Ein Grund, auf den Familienbesuch zu verzichten, ist die Krise für Iris Maria Tsaknaki-Schunck aber auf keinen Fall. „Wir fliegen im August wieder hin und machen Urlaub mit den Eltern“, kündigt sie an. „Wir“ sind in diesem Fall ihre Familie und die ihres Bruders, der ebenfalls in Deutschland lebt. (npm)

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