Zweibrücken Werksstudent und Regisseur

ZWEIBRÜCKEN. Kann nicht funktionieren, hätten die meisten Experten geantwortet, wenn sie gefragt worden wären, ob ein Handballer aus der Rheinland-Liga in der Dritten Liga erfolgreich Regie führen kann. Dass das sehr wohl funktioniert, beweist Florian Enders beim SV 64 Zweibrücken. Der Neuzugang hat als Spielmacher großen Anteil an der guten Startserie, die heute (18 Uhr, Westpfalzhalle) gegen die HSG/VfR Eintracht Wiesbaden ausgebaut werden soll.

„Ich habe es ihm zugetraut“, sagt Stefan Bullacher, Trainer des Tabellendritten, über seinen Regisseur, der nun zwei Klassen höher sein Können zeigt. „Es ist schon ein großer Sprung“, hatte Enders nach dem Auftaktspiel gegen Korschenbroich selbstkritisch festgestellt. „Das war kein gutes Spiel von mir“, sagt der 24-Jährige in der Rückblende. Danach lief es aber. Bei ihm und dem Team. Mit seinem Treffer zum 25:23 machte er gegen Duisburg den ersten Heimsieg perfekt. „Taktisch vielleicht nicht die klügste Entscheidung, wenige Sekunden vor dem Schlusspfiff zu werfen. Aber die Lücke war da, ich musste es einfach tun“, meint er schmunzelnd. Florian Enders hat sich den Wechsel reiflich überlegt. „Um mich weiter zu entwickeln und zu sehen, ob ich da bestehen kann“, sagt er. Dass er den Reifeprozess in der Dritten Liga durchlaufen würde, war bei Vertragsschluss nicht abzusehen. Da hatte es noch nach Oberliga mit dem SV 64 ausgesehen. In der Klasse hatte er 2011/12 schon gespielt, mit seinem Heimatverein TV Bitburg. Sein Talent war klar erkennbar: 203 Tore erzielte er damals. Der 1,93 Meter große Rückraumspieler studiert in Saarbrücken im achten Semester Betriebswirtschaftslehre und peilt den Master-Abschluss an. Zudem arbeitet er als Werksstudent bei einer Bank in Luxemburg. Als Mini begann er beim TV Bitburg mit dem Handball, weil ein Freund seines Vaters dort das Traineramt übernahm. Er durchlief in Bitburg alle Jugend-Teams, spielte in der Rheinland- und der Landesauswahl. Als er das Studium in Saarbrücken aufnahm, trainierte er zunächst bei der HG Saarlouis mit. Als Goran Suton Trainer wurde, war das nicht mehr so einfach machbar. Das erzählte er Stefan Bullacher bei einem Jugendspiel. Bullacher coachte die SV-Kinder, Enders den Bitburger Nachwuchs. „Bulli hat mir gesagt, wenn ich möchte, kann ich jederzeit beim SV mittrainieren“, erzählt Enders. Prompt schaute er im Training in Zweibrücken mal vorbei. „Es hat von Anfang an gepasst“, sagt der Mann, dessen Spitzname „Flenders“ sich aus seinem Vor- und Nachnamen zusammensetzt. Namensähnlichkeiten zu „Flanders“, dem Nachbarn der Fernsehfamilie „Simpsons“ sind natürlich beabsichtigt. Was ihm beim SV so gut gefällt? „Es ist hier wie in Bitburg; eine Mannschaft, die sich richtig gut versteht. Es macht einfach viel Spaß mit den Jungs“, fühlt sich „Flenders“ wohl. Dass es menschlich 100 Prozent passt, hat ihm neben seiner Spielintelligenz und dem Willen, besser zu werden, den Einstieg leicht gemacht. „Vor allem helfen mir die Jungs, mit denen ich zusammenspiele“, sagt er. Wenn links Aris Wöschler spiele, rechts neben ihm Kubo Balaz oder Jerome Müller, „ist es auf der Mitteposition nicht ganz so schwer. Die Jungs kennen sich gut, spielen schon lange miteinander. Das gibt auch mir viel Sicherheit“, sagt er. Sicher kombinierend soll heute Wiesbaden geschlagen werden. „Keine Angst, von uns hebt keiner ab. Wir wissen das alles sehr gut einzuschätzen“, sagt Enders. „Wir können jeden schlagen, wenn wir als Mannschaft zusammenspielen“, sagt Enders, dem auch im Deckungszentrum eine wichtige Rolle zukommt. Wenn es die Zeit erlaubt, schaut er Spiele seiner Freunde aus Bitburg, die in die Oberliga aufgestiegen sind und drückt Fußball-Zweitligist Kaiserslautern die Daumen. Dass es ein Fehler wäre, Mitaufsteiger Wiesbaden zu unterschätzen, bekräftigt Trainer Bullacher. „Die haben eine gute Mannschaft, spielen eine sehr aggressive Deckung. Dadurch haben sie sich aber schon selbst geschwächt“, sagt Bullacher. Zwei Rote Karten inklusive Sperren quittierten die Hessen. „Am Samstag sind wohl alle wieder spielberechtigt.“ Beim SV 64 muss Nils Wöschler passen, der sich beim Schulsport einen Bänderriss im Fußgelenk zugezogen hat.

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