Zweibrücken Vergnügte Ruh mit dem Steuerwald-Duo

Nora Steuerwald
Nora Steuerwald

„Ursprünglich wollten wir an diesem Wochenende das 70-jährige Bestehen der Evangelischen Jugendkantorei feiern,“ erzählte Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald. „Nun sind wir froh, dass wir eine musikalische Abendandacht abhalten können.“

Zu dieser Abendandacht unter strengstem Corona-Hygienekonzept waren knapp 20 Besucher zu dem Speyrer Duo in die Zweibrücker Alexanderkirche gekommen. Jochen Steuerwald an der Truhenorgel und seine Tochter, Mezzosopranistin Nora Steuerwald, gestalteten Werke barocker Meister wie Johann Sebastian Bach(1685-1750), Johann Pachelbel (1653-1706) und Johann Lorentz (1610-1689). Die kleine Truhenorgel mit ihrem intimen Klang unterstrich den kammermusikalischen Charakter der Interpretationen.

Schöner Klang aus der Truhenorgel

Bereits im Präludium E-Dur BWV 878a aus dem zweiten Band des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach fesselte Jochen Steuerwalds Vortrag an der Truhenorgel durch die frappierende Beweglichkeit und Leichtigkeit des Klangs. Sein transparentes Spiel brachte den dialogischen Charakter des Themas ebenso gut zur Geltung wie die unerwartete Farbigkeit des Werkes, die sogar bei der geringeren Registerzahl des kleinen Orgelinstrumentes in bestechender Klarheit hervortrat.

In der Arie „Leget euch dem Heiland unter“ aus Bachs Kantate „Himmelskönig, sei willkommen“ BWV 182 betonte Steuerwald den innigen Charakter dieser Arie durch das warm überhauchte Klangbild der kleinen Truhenorgel. Gegenläufige Bewegungen des Themas hoben sich sehr plastisch aus seinem differenzierten Spiel ab. Nora Steuerwalds weiche Tongebung passte hervorragend zu dieser Interpretation. Die junge Mezzosopranistin mit der warmen, dunkel getönten Stimme fand für jede Strophe einen eigenen Ausdruck mit subtilen Schattierungen.

Weit gespannte Melodiebögen

Einmal klang ihre Stimme wie eine erregte Aufforderung, wobei die gewandten Koloraturen kein Selbstzweck waren, sondern den Appell unterstützten. Aber auch ein ruhiges Innehalten verdeutlichten ihre Koloraturen sehr gut durch das Moment des In-sich-Kreisens. Die Interpretin überzeugte auch durch ihre sehr gute Textverständlichkeit. Bachs Arie „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“ aus der gleichnamigen Kantate faszinierte durch ihr stimmungsvolles, sich immer mehr verdichtendes Klangbild. Die weit gespannten Melodiebögen der Sängerin begeisterten durch ihre dunkle, satte Fülle begeisterte. Sie standen in eindrucksvollem Kontrast zur Kleingliedrigkeit der Orgelfiguren.

In Johann Pachelbels Choral „Herr Christ, der ewig Gottes Sohn“ verbanden Nora und Jochen Steuerwald die vom Komponisten einfach gehaltene Gesangsstimme mit subtilen Ausdrucksnuancen in der Orgelbegleitung zu einer rundum stimmigen Einheit.

Überraschung: Johann Lorentz

Farbenreich und innig, mit stellenweise mutwillig wirkenden Vorhalten spielte Jochen Steuerwald das Choralvorspiel zu „Herr Christ, der einig Gottes Sohn“ des nur wenig bekannten deutschen Komponisten Johann Lorentz (1610-1689), der in Dänemark wirkte. Nora Steuerwalds Stimme verströmte sich hier wie in einem eindringlichen tönenden Gebet, das in eine zutiefst anrührende Bitte mündete.

Die großen Intervalle im Vorspiel der Arie „Gott hat alles wohlgemacht“ aus Bachs Kantate „Geist und Seele wird verwirret“ BWV 35 verliehen der Musik einen sehr dynamischen Charakter, den Jochen Steuerwald durch seinen forschen Anschlag noch unterstrich. Diese Aufbruchstimmung betonten auch Nora Steuerwalds Koloraturen, deren fließende Leichtigkeit sie ganz ungezwungen und ungekünstelt wirken ließ.

Fülle und Präzision

Unaufdringliche Fülle und Präzision charakterisierten auch Jochen Steuerwalds Gestaltung der Fuge in E-Dur BWV 878b aus Bachs „Wohltemperierten Klavier II“, mit dem er in einer subtilen Registermischung der Truhenorgel den künstlerischen Bogen dieser musikalischen Andacht beschloss.

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