Zweibrücken „Udo war interessant für die Frauen“

Udo Jürgens ist bei einem Spaziergang am Sonntagnachmittag in der Schweiz gestorben. Die Nachricht von seinem plötzlichen Tod schockiert nicht nur seine Fans, sondern auch die, die ihn abseits der Bühne kennenlernen durften. Hotelier Roland Zadra erinnert sich an einen zuvorkommenden Gast, die Sängerin Cindy Berger an ein musikalisches „Ausnahmetalent“ und an den Menschen Udo Jürgens – ihren „Kumpel“.

In den 70ern gingen Cindy Berger und Udo Jürgens gemeinsam auf Tournee. In welchem Jahr das war, weiß Cindy Berger heute nicht mehr. Auch unter welchem Titel sie gemeinsam die Bühnen erobert haben, hat sie nach 40 Jahren vergessen. Doch die Erinnerungen an gemeinsame Momente sind da. Momente, in denen sie den Udo Jürgens kennenlernen durfte, der seinen Fans verborgen blieb. „Man ist nie ganz der Mensch, der man auf der Bühne ist. Das war auch Udo nicht. Er war für mich ein richtiger Kumpel.“ Ein Kumpel, der laut Berger keine Party ausgelassen hat. Die Stunden nach einem Konzert habe Udo Jürgens damals nie alleine auf seinem Hotelzimmer verbracht. Berger erinnert sich an „feuchtfröhliche“ Feiern und einen ganz besonderen Moment im Hotelpool. Die Kabarettistin und Sängerin Lisa Fitz war damals mit den beiden auf Tour und „unsterblich in Udo verliebt“, wie sich Berger erinnert. „Udo war auch immer als Mann interessant für die Frauen, das kann ich gut verstehen“, verrät Berger. Am Abend nach einem Konzert habe Fitz Berger davon überzeugen können, noch eine Runde im Pool zu drehen, in der Hoffnung, Udo Jürgens etwas näher zu kommen. „Sie hat ihn dann versucht anzumachen.“ Udo Jürgens war damals Mitte 40, hatte eine Schwäche für jüngere Frauen, und die beiden Musikerinnen waren gerade in ihren 20ern. Und trotzdem sei seine Antwort klar gewesen: „,Das kannst du sein lassen, du bist zu alt für mich’, hat er ihr geantwortet“, erinnert sich Berger und lacht. „Das war Udo. Der war auch knallhart und hat gesagt, wenn ihm was nicht gepasst hat.“ Auch in Zweibrücken hat Udo Jürgens vorbeigeschaut und stand 2002 in der Westpfalzhalle auf der Bühne. Sein Plan, auf dem Land einen ruhigen Abend im Hotel zu verbringen, ging nicht auf. Roland Zadra, Geschäftsführer der Fasanerie, erinnert sich noch gut an den Abend, an dem Udo Jürgens eigentlich nur noch gemütlich etwas essen und einen Wein trinken wollte und plötzlich 100 Fans vor der Tür standen. „Wir sind zu ihm gegangen und haben gefragt, was wir machen sollen. Aber Udo Jürgens hat gesagt, wir sollen da gar nichts machen – ,Es sind ja meine Fans und ich habe mir diesen Beruf ausgesucht.’“ Und so habe er sich mitten in der Nacht Zeit genommen, Autogramme geschrieben und das Abendessen in die Nacht verschoben. „Er war sowieso so ein liebenswürdiger und zuvorkommender Gast, ganz ohne Starallüren“, erinnert sich Zadra. „Man macht sich vorher 1000 Gedanken. Aber meistens machen die Manager ein riesiges Heckmeck, und die Künstler sind dann vollkommen problemlos. So war es auch bei Udo Jürgens.“ Seit Cindy Berger weiß, dass Udo Jürgens tot ist, sind ihr die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit besonders präsent. Zu glauben, dass der Protagonist dieser Geschichten nie wieder auf einer Bühne stehen, nie wieder in einem Hotelpool schwimmen wird, fiel Berger schwer. Ein Freund überbrachte ihr am späten Sonntagnachmittag die Nachricht. „Es war ein richtiger Schock. Ich habe gedacht: Das kann nicht sein.“ Der Freund hatte im Radio vom Tod des Musikers gehört und Cindy Berger direkt danach angerufen. Kurze Zeit später kamen viele SMS, in der Stadt wird Berger darauf angesprochen. Jetzt weiß sie, dass es stimmt: „Ich bin traurig und denke ständig daran. Ich traue mich kaum noch, frohe Weihnachten zu wünschen“, sagt sie. Vor etwa fünf Jahren hat sie Udo Jürgens zum letzten Mal gesehen. Sie waren beiden Gäste bei einer Veranstaltung in Saarbrücken. „Wenn ich da gewusst hätte – aber daran denkt man ja nicht“, sagt sie. Berger behält Udo Jürgens in guter Erinnerung: „Er war ein toller Mann. Es gibt viele Gute, aber er war exzellent. Man wusste bei ihm immer, woran man ist. Udo war sehr diszipliniert, zuverlässig, und er hat nie über andere geredet. Dass er sich aus Gerede rausgehalten hat, war angenehm. Er hatte immer nur Musik im Kopf.“ Seine Musik wird Berger noch lange im Kopf bleiben – vor allem ein Lied: „Griechischer Wein“ mag sie besonders gerne und singt den Titel auch in ihrem eigenen Programm. (yah)

x