Zweibrücken SV-Herren ringen Zwillingsbruder nieder

Zweibrücken. Im ersten Drittliga-Jahr hätten die Männer des SV 64 Zweibrücken so eine enge Partie wie gegen Mitaufsteiger HSG VfR/Eintracht Wiesbaden wohl noch verloren. Am Samstag bezwangen sie die Hessen in der mit 500 Zuschauern gefüllten Westpfalzhalle in einem Kampfspiel aber mit 30:27 (17:15). Matchwinner beim Arbeitssieg war SV-Torhüter Ladislav Kovacin, der in der Schlussphase entscheidende Paraden zeigte.

Wie sehr um den Sieg gekämpft wurde, versinnbildlichte die Szene zwei Minuten vor dem Schlusspfiff: SV 64-Kreisläufer Jonas Denk bekommt den Ball, macht sich in einem regelrechten Ringkampf von seinem Gegenspieler frei – und trifft zum 29:24. Da war die Partie bereits gelaufen, die zwei Punkte waren auf der SV-Habenseite. Die Mannschaft von Trainer Stefan Bullacher hat nun 10:2-Zähler in der Weststaffel und ist Zweiter hinter den verlustpunktfreien Hagenern. Man konnte am Samstag das Gefühl haben, dass dem SV 64 so was wie der eigene Zwillingsbruder gegenüberstand. Aufsteiger Wiesbaden, erst mit zwei Punkten, kombinierte gefällig im Angriff, stand in der 6:0-Defensive nicht schlecht und versuchte es bei den eigenen Angriffen häufig über die Außenpositionen. Die Wiesbadener spielten ordentlich mit, kamen aber nach dem 2:2 (3.) nie wieder richtig ran – so wie der SV 64 vor zwei Jahren in vielen Begegnungen in der Dritten Liga Süd. „Ich habe meiner Mannschaft nach dem Spiel gesagt, dass sie handballerisch richtig gut gespielt hat“, meinte HSG-Trainer Stephan Metz. „Wir haben in der zweiten Hälfte zehn Minuten gut verteidigt, der Torwartwechsel hat auch was gebracht. Aber dann werfen wir vorne zehn Minuten kein Tor“, haderte er. „Bitter für uns“, befand er, auch wenn die Rollenverteilung in Zweibrücken für ihn im Vorfeld klar gewesen sei. „Die waren favorisiert, wir konnten befreit aufspielen.“ Der SV habe verdient gewonnen. Für SV 64-Coach Bullacher bestätigte sich das, was er seiner Mannschaft schon vorher eingebläut hatte: „Wir waren gut beraten, nicht auf den Tabellenstand zu schauen – und sind es auch weiter.“ Der zufriedene Bullacher lobte seinen starken Torwart Ladislav Kovacin: „16 gehaltene Bälle, das war überragend.“ Nach einer kurzen Findungsphase startete in Hälfte eins vor allem SV 64-Rückraumschütze Jerome Müller durch: Der Jugend-Nationalspieler war von den Eintracht-Deckung kaum zu stoppen, traf mit Schlag- und Sprungwürfen fast nach Belieben. Und weil Benni Zellmer auf der vorgezogenen Abwehrposition gewohnt aufmerksam verteidigte und Bälle abfing, lag der SV Mitte der ersten Hälfte mit 11:7 vorne. Eigentlich hatte man nie das Gefühl, die Gastgeber könnten das Spiel verlieren. Aber nach den erarbeiteten, komfortablen Führungen schlichen sich kleine Fehler ein, die den Wiesbadenern jeweils ermöglichten, wieder aufzuschließen (14:13, 25.). „Beide Teams sind Aufsteiger, da macht man im Übermut einfach Fehler“, meinte Bullacher. Auch nach dem 17:15 zur Pause blieb es eng. Der eingewechselte HSG-Torwart Marc Kunkel hatte nun Müllers Würfe besser im Griff und vom Rest des SV-Rückraums kam bis dato zu wenig. Aris Wöschler merkte man an, dass er krank war und kaum trainiert hatte. Dafür fasste sich Regisseur Florian Enders jetzt ein Herz, traf mehrmals, ebenso wie Jonas Denk am Kreis, nachdem Zellmer auf Linksaußen gewechselt war. 22:19, 22:21, 25:24 – es blieb spannend. Und dann half SV-Keeper Kovacin seinem Team entscheidend. Ein abgewehrter Strafwurf (52.) von Yakub Kaplan, zwei gehaltene Bälle, ein abgefangener Gegenstoß – der SV 64 war wieder auf der Siegerstraße. Zehn Minuten vor dem Spielende feierte auf Rechtsaußen noch Robin Egelhof sein Drittliga-Debüt. Der Linkshänder aus Stelzenberg war vergangenen Dienstag 17 Jahre alt geworden, ist seitdem spielberechtigt. „Bulli hat gesagt, dass ich Einsätze bekommt, aber ich war schon nervös heute“, meinte Egelhof. Torwart Yannic Klöckner meinte nach dem Spiel lachend im Vorbeigehen: „Beim ersten Versuch haben dir noch die Nerven geflattert, was?“ Da ging Egelhofs Dreher von Außen am kurzen Eck vorbei. Aber er durfte noch mal: Aris Wöschler spielte einen tollen Bodenpass durch die Abwehr, und Egelhof vollendete zum 30:27. „Das wird teuer für ihn heute“, meinte SV-Kapitän Wöschler schmunzelnd, „Geburtstag, Debüt und 30. Tor – das sind drei Kisten Bier.“ „Eine habe ich schon bezahlt“, versetzte Egelhof, von dem Trainer Bullacher sagt: „Er hat angedeutet, dass er ein Guter wird.“ (sai)

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