Zweibrücken Sie heben ab in die Unendlichkeit

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Cantamus – lasst uns singen: Der Name ist Programm bei dem gemischten Chor, der dieses Jahr 20-jähriges Bestehen feiert. Am Samstag nahmen die Sänger die 200 Besucher im Audimax der Zweibrücker Fachhochschule mit auf eine Reise von Beethoven bis Rosenstolz. „ Auf Deutsch“ hieß das Programm.

Cantamus (Leitung: Bernd Jost) kann man unter vielen Chören sofort heraushören: Die zügigen, schwungvollen Tempi, die strukturierten dynamischen Kontraste und vor allem der schlanke und frische Klang sind charakteristisch, ebenso wie die Begeisterung für das Singen, die sofort auf das Publikum überspringt. „Es geht mir gut“, ein Lied von Marius Müller-Westernhagen, trifft die Stimmung im Saal. Mit klarem Klang formen die geschmeidigen Stimmen, die sich wie eine einzige anhören, die Melodie. Fesselnd und ausdrucksstark deuten sie den Text sehr nuancenreich aus, in sehr sicher gehaltenen Tempi und Rhythmen. In eindringlicher Mahnung stimmen die Frauenstimmen den nachdenklichen Udo-Jürgens Hit „Ihr von morgen“ an. Mit packendem Ausdruck und vollem Klang dringt Cantamus tiefer und tiefer in den Text mit seiner apokalyptischen Vision ein, findet feinste Ausdrucksschattierungen und zieht die Zuhörer immer stärker in den Bann dieser Beschwörung. Ein ungemein klarer Klang, nah und entrückt zugleich, verleiht dieser Hymne aus dem Jahr 1985 eine fast schon mythische Note. Eine „poetische Miniatur, in der das Große sich im Kleinen spiegelt,“ nannte ein Rezensent einmal den Reinhard-Mey-Song „Über den Wolken“, den der Liedermacher später den Anwohnern des Berliner Flughafens Tempelhof gewidmet hat. Und wirklich steigt dieses Lied von 1974 ganz beiläufig in das große Thema „Freiheit“ ein: Die Erfahrung auf einem Flugplatz mit seinen alltäglichen Abläufen erzählt der Chor ganz unaufgeregt im Erzählton einer Ballade – wie gewohnt – sehr klangschön. Langsam, fast unmerklich, ändert sich der Ausdruck zunehmend, wird spannungsreicher und mündet in den unaufhaltsamen Appell nach „Freiheit“. Spannungsreich ist „Major Tom“, eine Figur, die David Bowie erfunden hat. Bebend vibrieren die Klavierakkorde von Theresa Fuhrmann, die durch den Wechsel der Stimmgruppen entstehenden unterschiedlichen Klangfarben unterstreichen diese Erregung noch. Die Schwerelosigkeit des Raumschiffs erzählt nicht nur der Text dieser Ballade. Auch die Interpretation der Cantamus-Sänger betont durch die Klarheit des sehr schlanken Chorklangs diese Wirkung, die zu einer einzigen verschmolzenen Stimmen heben ebenfalls ab in die Unendlichkeit. Die Freude am Singen hat Vorstand Klaus Fuhrmann in Textform gegossen: Zur Melodie von „Mein Weg“ hat er das Lied „Mein Chor ist mein Chor“ geschrieben: „Da sind Menschen, die sich freuen, wenn du kommst. Die miteinander fröhlich sind und die Gemeinschaft spüren“ sangen die Cantamus-Sänger. Sie ließen ihr Publikum an dieser Erfahrung teilhaben, denn Chorleiter Bernd Jost forderte die etwa 200 Besucher auf, mit dem Chor zusammen die Lieder „Halleluja, das ist so richtig schön“ und „Singen macht Spaß“ zu singen – im Kanon, versteht sich, und ohne aus dem Takt zu kommen! Beim zweiten Mal hat das auch ganz gut geklappt. Bei so guter Stimmung ist es auch nicht verwunderlich, dass die Sänger sogar ihre Geburtstage im Chor feiern – so wie die Lehrerin Ulrike Rohnert, die an diesem Abend 63 Jahre alt wurde und aus diesem Anlass von ihren Chorfreunden ein Ständchen erhielt – „Zum Geburtstag viel Glück“ – dem Motto des Konzertes getreu in deutscher Sprache.

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