Zweibrücken Nur noch sieben Prozent katholische Kirchgänger

Die Heilig-Kreuz-Kirche in Zweibrücken.
Die Heilig-Kreuz-Kirche in Zweibrücken.

Gesellschaftlicher Wandel in Zahlen: Die Anzahl der Gottesdienstbesucher geht zurück, die Anzahl der Kirchenaustritte steigt. Auch Trauungen und Taufen gibt es seltener. Die nun vorgelegte Statistik des Bistums Speyer für das katholische Dekanat Pirmasens, die auf 40 Jahre zurückblickt, bietet da wenig Überraschungen. Nicht viel anders sieht es bei den Zahlen der Protestanten aus.

Vor 40 Jahren besuchten zehnmal so viele Katholiken die Messe wie heute. Wobei da auch Corona eine Rolle spielt, denn in den Hochphasen der Pandemie durften keine Gottesdienste stattfinden, und die Menschen scheuten generell Ansammlungen. Blicken wir also auf das letzte Vor-Corona-Jahr: Verzeichnete das Dekanat 1980 noch 28.225 Gottesdienstbesucher, waren es 2018 noch 4642, Tendenz stetig fallend. Ebenso die Zahl der Katholiken an sich. 1980 waren es 96.900, im Jahr 2018 nur noch 62.900. Besuchten damals also rund 30 Prozent der katholischen Gläubigen die Messe, waren es 2018 noch sieben Prozent.

Das katholische Dekanat Pirmasens reicht von Zweibrücken im Westen bis nach Lug im Osten, von Martinshöhe im Norden bis nach Schönau im Süden.

Bezeichnend ist die Rubrik „Austritte“. Seit 1984 sind die Zahlen durchgängig dreistellig. Sie schwankten in den 90er Jahren, lagen mal bei 116, mal bei 350, seit 2012 jedoch beständig über der 400er-Grenze. Die vorläufige Spitze wurde 2019 mit 645 Austritten erreicht. Generalvikar Andreas Sturm, der Vertreter des Speyerer Bischofs Karl-Heinz Wiesemann, erklärte anlässlich der Veröffentlichung der Bistumsstatistik, er habe in den vergangenen Monaten mit vielen Menschen gesprochen, die aus der katholischen Kirche ausgetreten sind oder austreten wollen. „Häufig ging es dabei um die Frage nach der konsequenten Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs, nach der Haltung der Kirche zu Frauen, aber eben auch zu der Frage nach dem Umgang mit homosexuellen Menschen oder wiederverheiratet Geschiedenen.“ Immer klarer zeige sich, dass „die Kirche im 21. Jahrhundert grundlegende Veränderungen und eine neue Gestalt braucht, um die befreiende Botschaft des Evangeliums mit den Herausforderungen, Nöten und Fragen der Zeit in Verbindung zu bringen.“

Die Spitze bei den kirchlichen Bestattungen zeigt die Statistik für das katholische Dekanat im Jahr 1982 mit 1010 Beerdigungen. 2019 gab es 925 kirchliche Bestattungen, voriges Jahr waren es 805. Solch hohe Zahlen sucht man bei Taufen, Erstkommunion, Firmung und Trauungen vergeblich. Gab es 1980 noch 904 Taufen im Dekanat Pirmasens, ist die Zahl inzwischen längst auf unter 400 pro Jahr gefallen. 2018 wurden 372 Täuflinge gezählt, im Jahr darauf 361 und vergangenes Jahr 227. Auch kirchliche Trauungen sind noch stärker rückläufig. Vom Spitzenwert von 1981 − das Dekanat zählte damals 478 kirchliche Hochzeiten − ist man mit 135 kirchlichen Hochzeiten (im Jahr 2018) beziehungsweise 88 (2019) und 34 (2020) weit entfernt. Wobei auch hier Corona eine Rolle spielt: Taufen und Hochzeiten lassen sich verschieben, Bestattungen nicht.

Ein direkter Vergleich der Zahlen von evangelischer und katholischer Kirche ist kaum möglich, da die Zuschnitte der Dekanate nicht deckungsgleich sind. Die Tendenz aber ist vergleichbar. So hat die evangelische Kirche in Zweibrücken, wozu die Stadtmitte und die Stadtteile gehören, im vergangenen Jahr 354 Gemeindeglieder verloren – 143 sind ausgetreten, 211 sind verstorben. Insgesamt zählte die evangelische Kirche in Zweibrücken und den Stadtteilen 13.359 Gemeindeglieder. 2019 waren es noch 13.792.

Das Minus im Jahr 2020 wurde leicht abgefedert durch zehn Eintritte und 24 Taufen, mit der die Zugehörigkeit zur Kirche dokumentiert wird. Und gerade bei den Taufen ist auch bei der evangelischen Kirche im vergangenen Jahr ein Corona-Knick zu erkennen. Eine Taufe ist in der Regel ein großes Familienfest, das aber mit den Hygienebestimmungen zur Abwehr der Corona-Pandemie nicht vereinbar war. So waren es im Vor-Corona-Jahr 2019 mit 105 noch über viermal so viele Taufen in Zweibrücken.

In der Statistik für das vergangene Jahr haben die Todesfälle durch oder mit Corona kaum eine Rolle gespielt. So sind 2019 sogar 23 Gemeindeglieder mehr verstorben als im vergangenen Corona-Jahr.

Info

Die Statistik des Bistums Speyer im Internet: www.bistum-speyer.de, Rubrik „Nachrichten“ anklicken.

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