Zweibrücken Mister „Kopfleger“ und die Punkte 30 und 31

Die Mannschaft des SV 64 Zweibrücken hatte am Samstag die Fans zur Party ins Vereinsheim „Callis“ eingeladen. Für die richtige Party-Stimmung sorgten die Zweibrücker vorher selbst: Mit 34:24 (16:14) schlugen sie GWD Minden II. Revanche für die Hinspielniederlage geglückt – und die Qualifikation für den DHB-Pokal (mindestens Platz sechs) rückt immer näher.

ZWEIBRÜCKEN. Dabei hatte es 40 Minuten lang nicht nach diesem klaren Zweibrücker Erfolg ausgesehen. „Es gab eine klare Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit, vor allem in der Abwehr, als wir wieder in gewohnterer Formation verteidigt haben“, machte SV 64-Trainer Stefan Bullacher sachlich den Grund für den Erfolg aus. Emotional fügte er an: „Ich kann es nicht fassen, wir haben jetzt 31 Punkte, absoluter Wahnsinn“. Die Punkte 30 und 31 versuchte Zweibrücken angesichts etlicher angeschlagener Spieler mit einer umgekrempelten Formation zu holen. Jerome Müller übernahm zunächst die für ihn ungewohnte Spielmacherrolle. Es entwickelte sich eine ausgeglichene Drittliga-Partie. Der drückte zunächst optisch der pfeilschnelle, sehr präzise und variabel werfende Rechtsaußen der Mindener, Arti Antonevitch, seinen Stempel auf. Was der kommende Saison beim Zweitligisten Emsdetten spielende Rechtsaußen zeigte, war absolut sehenswert. Das tröstete ihn aber angesichts der Niederlage wenig. „Man darf als Mannschaft nicht so früh den Kopf hängen lassen“, sah Antonevitch einen Grund für die hohe Niederlage. „Die hatten ihren stärksten Mann auf Rechtaußen. Unglaublich, wie gut der war“, lobte SV-Kreisläufer Jonas Denk, der sein Team mit 1:0 in Führung warf, im zweiten Abschnitt klasse blockte, Antonevitchs Qualitäten. Auch der Mindener Spielmacher Jannik Jungmann überzeugte. Glänzend sein Eins-gegen-Eins-Spiel, dem die in ungewohnter Formation verteidigende Zweibrücker Abwehr in Hälfte eins selten etwas entgegensetzen konnte. Weil bei den Zweibrückern Robin Egelhof mal wieder ein Klasse-Spiel ablieferte, sich Torwart Ladislav Kovacin im Spielverlauf steigerte und Benny Zellmer, nachdem er den Gegenstoß in der ersten Halbzeit noch vorbeigeworfen hatte, ein großartiges Spiel machte, hielt Zweibrücken die Partie offen und drückte ihr zusehends den Stempel auf. Zellmer avancierte dabei zum „Mister Kopfleger“. Immer wieder düpierte er Mindens Keeper Colin Räbiger, der seinen Torwartkollegen Moritz Krieter, der sich an der Hüfte verletzte, nach 23 Minuten ablöste, mit technisch wunderschön am Kopf vorbei gelegten Würfen. „Der erste hat geklappt, das gibt Selbstvertrauen. Dann klappte der zweite und der dritte“, freute sich Zellmer. „Dass wir heute von Anfang an in der Abwehr keinen Zugriff bekamen, leider überhaupt keine Torwartleistung hatten, das hat den Unterschied ausgemacht“, analysierte Mindens Trainer Markus Ernst. Dass Minden zudem Wechselmöglichkeiten fehlten, darin stimmten der Mindener Coach, Antonevitch und Zellmer überein. „Es ist aber nicht so, dass bei uns alle hundert Prozent fit waren“, relativierte Zellmer. Aber beim SV quälte sich ein angeschlagener Aris Wöschler, warf Räbiger, der einen bitteren Abend erlebte, trotz verletzter Hand ein ums andere Mal durch die berühmten „Hosenträger“. Bis zur 40. Minute hatte Antonevitch eine 100-Prozent-Trefferquote. Beim Stand von 22:20 setzte er einen Gegenstoß an die Latte. Bullacher nahm die Auszeit, danach drehte der SV auf. Denk zum 23:20, Egelhof zum 24:20. Kovacin hielt gegen Jungmann, Zellmer traf zum 25:20 und 26:20. Minden gab auf, die Körpersprache signalisierte das deutlich. Das SV-Team hingegen hatte richtig Lust aufs Torewerfen oder wie Keeper Kovacin, der nun serienweise Glanztaten ablieferte, aufs Gegentore verhindern. Als der SV-Torwart nach 52 Minuten seinen Kasten räumte, gab es viel Applaus. Den holte sich der Rest der Truppe acht Minuten später als Lohn ab. (add)

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