Zweibrücken „Leerlauf haben wir nur selten“

Mittendrin: Anja Gauf-de Gruisbourne gibt das Essen aus.
Mittendrin: Anja Gauf-de Gruisbourne gibt das Essen aus.

«ZWEIBRÜCKEN.» 80 Kisten Mineralwasser, 80-mal Apfelsaft, 40-mal Orangensaft, Obst und Rohkost in ganzen Steigen, 40 weiße Bratwürste, 120 rote Rindswürste, 360 Pizzabrötchen, zehn Gläser Nutella – und jeden Tag 150 Brötchen und noch 100 Becher Joghurt. Das sind unter anderem die Mengen, mit denen das zehnköpfige, fürs Essen zuständige Organisationsteam im Camp 64, der Trainingswoche des SV 64 Zweibrücken in den Osterferien, versucht, die heranwachsenden Jugendlichen der Jahrgänge 2005 bis 2008 satt zu bekommen. Eine logistische Großaufgabe. Anja Gauf-de Gruisbourne bestätigt das: „Vieles, wie den Sprudel, haben wir nach festen Listen schon drei Wochen vor dem Camp bestellt. Manches, wie das Mittagessen, bekommen wir vom Capino in der Hallplatz-Galerie geliefert. Das ist in diesem Jahr das erste Mal und schon fast Luxus. Aber wir müssen dennoch jeden Tag noch frisch einkaufen gehen.“ Denn neben den drei Hauptmahlzeiten Frühstück, Mittag- und Abendessen gibt es für die Kinder während der Trainingszeit immer Pausen-Snacks, bestehend aus Rohkost, viel Obst und Brötchen. Rundumversorgung gefragt Was den Arbeitsaufwand fürs Camp 64-Küchenteam in diesem Jahr etwas entspannt, ist die Tatsache, dass nicht unterschiedlich gekocht werden muss. „Das ist schon ungewöhnlich diesmal. Sonst hatten wir fast immer Vegetarier, Veganer oder Kinder mit Laktose- oder Fructose-Intoleranz dabei“, erläutert Gauf-de Gruisbourne. Es seien sogar schon Kinder da gewesen, die nur Spezialnahrung essen konnten. Die 51-Jährige wusste nicht erst seit ihrer Hochzeit mit Bürgermeister Christian Gauf, dem früheren SV 64-Abteilungsleiter: „Es hieß damals: Er heiratet meine Familie, ich einen ganzen Verein“, meint die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen lachend. Dass die Arzthelferin und Diabetes-Assistentin in der Praxis Staab in Ixheim sich zusammen mit einem Team von Camp-Dauerhelfern ums Essen kümmert, „hat sich aus dem Kioskdienst rund um die SV-Spiele so ergeben.“ Der Kioskdienst sei immer professioneller, inzwischen ein Selbstläufer geworden. Auch bei der 17. Auflage des Camps bekommen die Handballer, die zur Hälfte vom SV 64 und aus anderen Vereinen kommen, eine Rundumversorgung. Der Speiseplan hat sich laut Gauf-de Gruisbourne über die Jahre entwickelt. „Wir haben über die Jahre viel ausprobiert wie Kartoffelsuppe oder Wurstsalat, auch mal selbst Pizza gemacht. Aber da stimmte die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht“, sagt sie. Diese Woche gibt es Nudeln und Kartoffeln immer im Tageswechsel. Gramm und Kalorien werden dabei nicht gezählt. „Es sind Jugendliche im Wachstum. Wir wollen, dass sie bei der sportlichen Belastung gescheit essen“, sagt Gauf-de Gruisbourne. Dass die bei vier Trainingseinheiten am Tag durchaus großen Hunger haben, bestätigen ihr die stets leergeräumten Snackplatten in den Pausen. „Da fallen die Kids wie die Heuschrecken übers Buffet her“, erzählt sie lachend. Ernährung wichtig für Leistung Martin Schwarzwald hat das Camp 64 selbst noch als Teilnehmer erlebt. Am Dienstag stand der A-Lizenz-Inhaber als Trainer des Frauen-Zweitligisten TV Beyerhöde-Wuppertal in der Halle. Nach der Saison ist für Schwarzwald, der nach wie vor in Kaiserslautern im Bereich Grafik und Marketing arbeitet, aber Schluss in Wuppertal. Er heuert in Mainz wieder heimatnäher beim Damen-Drittligist SG DJK Mainz-Bretzenheim an. Wie wichtig die Rolle der Ernährung im Sport ist, je höher der Leistungsbereich wird, weiß der 32-Jährige genau. Bei seiner vorherigen Station HSG Bensheim-Auerbach, wo er als Damen-Co-Trainer auch für die Jugend zuständig war, „da war das noch extremer“, sagt er. Der Verein habe sich Experten von einer Krankenkasse ins Boot geholt, um die Jugendlichen per Workshop für die Ernährung zu sensibilisieren. Bei den Auerbacher Damen und auch bei seinem Klub in Wuppertal sei das aber kein großes Thema mehr. „Meine jetzigen Spielerinnen wurden zu 99 Prozent in den Nachwuchszentren in Leverkusen oder Dortmund ausgebildet. Die kennen sich mit der richtigen Ernährung im Leistungssport aus.“ Nichtsdestotrotz sei das Thema sehr individuell. So fliege sein Team Anfang Mai zum Auswärtsspiel bei den Füchsen Berlin. Und da werde im Vorfeld, nach Rücksprache mit der Mannschaft, genau geklärt, wer wann was essen will. Diese Informationen werden dann an das gebuchte Hotel weitergegeben oder entsprechende Restaurants ausgesucht. „Und bei Auswärtsfahrten mit dem Bus haben wir sogar eine kleine Küche samt Mikrowelle an Bord. Frisches Obst gibt’s sowieso immer“, berichtet Schwarzwald. Auch hier wird also ein großer Aufwand betrieben, damit die sportliche Leistung nicht etwa an der Ernährung scheitert. Wie im Camp des SV 64. Jeden Morgen um 7.45 Uhr holt Anja Gauf-de Gruisbourne erst ihren Schwiegervater Klaus ab, der es sich seit Jahr und Tag nicht nehmen lässt, den Kakao für die Kinder zuzubereiten und beim Frühstück zu helfen. „Leerlauf haben wir danach nur selten“, sagt Gauf-de Gruisbourne über die Arbeit des Teams nach der ersten Verköstigung des Tages. Sei es, um am Dienstag ab 16 Uhr schon mit dem Würstchen grillen zu beginnen oder wie gestern nach dem Mittagessen mal eben 20-mal Grundteig für die etwa selbst gebackenen 400 bis 450 Waffeln in der Kaffeepause vorzubereiten. „Da fangen wir schon gleich nach dem Mittagessen mit dem Backen an.“

Martin Schwarzwald, Trainer eines Zweitligisten und Gastcoach beim Camp 64, weiß, wie wichtig die Ernährung im Leistungssport is
Martin Schwarzwald, Trainer eines Zweitligisten und Gastcoach beim Camp 64, weiß, wie wichtig die Ernährung im Leistungssport ist.
Das gibt es diese Woche im Camp 64 für zu essen.
Das gibt es diese Woche im Camp 64 für zu essen.
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