Zweibrücken Kuschelig-leichte Lieder gegen den Regen

„Sofia“ nimmt Fahrt auf und wird immer ausgelassener, bis sich der Refrain im locker-leichten Rhythmus entlädt. „Wir werden heute richtig Party machen!“, kündigt Sänger Emanuele Schembri an. Das Versprechen halten die Musiker der Band Corona beim letzten Konzert des Ernstweiler Musiksommers.

Wer bei der italienischen Band erwartet, dass sie ganz patriotisch mit einem Lied aus ihrem Heimatland anfängt, liegt falsch. „Simply the Best“ von Tina Turner überzeugt dank der kraftvollen Stimme Schembris, der zwischendurch auf dem Mikroständer Luftgitarre spielt. Da sind schöne Variationen drin, ein langes E-Gitarren-Solo und fetzige Momente. So ganz kommt Corona aber nicht an die Originalinterpretin ran.

Nach dieser nicht-italienischen Entgleisung findet die Band zu ihren Wurzeln zurück. „Jetzt kommt was fürs Herz, gesungen von der bezaubernden Rossana. Ein Bestseller“, kündigt Schembri Jose Felicianos „Che Sera Sera“ an. Die angekündigte Rossana Bossio verleiht dem rührseligen Lied ihre eigene Note. Sie geht von der Bühne, geht zwischen den Leuten durch und animiert sie zum Mitsingen. In ihrem sonnigen Gemüt können die rund 230 Zuschauer baden. Die helle, schnörkellose Kopfstimme wird durch Schembri basslastiger. In den Refrains geht das Lied auf zu einem schönen Duett. Es wird nicht das einzige bleiben.

„Stand by Me“ singen die zwei kurzerhand auf Italienisch. Dadurch wirkt das Lied noch romantischer und verspielter. Ach ja, Italienisch ist schon eine schöne Sprache. Die Italo-Lieder gelingen der Band überwiegend sehr originalgetreu. Durchgehende Urlaubsstimmung legt sich über den Ernstweilerhof. Nur die grauen Wolken trüben das Bild.

Aus dem romantisch-liebestollen Schlummer erwacht Corona mit „Despacito“. „Ist ja wie Sommerurlaub hier!“, ruft Schembri mitten im Lied. Damit hat er nicht unrecht: Die Sonne scheint – naja, zumindest im Lied –, die Meereswellen brechen sich über dem Hof. Das sind die Assoziationen, die einem beim Gute-Laune-Song durch den Kopf gehen. Das Lied ist fetzig, aber eben nicht auf Teufel-komm-raus. Das gilt auch für die Band. In ihrem Repertoire ist viel Platz für Lieder zum Kuscheln. „Er hat noch schnell für euch Spanisch gelernt“, meint Rossana Bossio.

Immer mehr Leute stehen auf und bewegen sich tanzend Richtung Bühne. Ob die Band nach diesem spanischen Lied überhaupt noch nach Italien einreisen darf?

Gut, dass Corona auch mal poppigere Lieder spielt. „So, für euch kommt jetzt auch noch ein deutscher Song. Wir nehmen euch mit in den Süden“, ruft Schembri von der Bühne. Da ist es nicht schwer zu erraten, was kommt.

„Ab in den Süden“ ist ein energetisches Cover, das vor allem von der Ausstrahlung der beiden Sänger und der E-Gitarre (Pedro Costa) lebt. Da darf auch mal Bassist Filipe de Sousa kräftiger in die Saiten hauen. Dino Bossio am Keyboard und Schlagzeuger David Iacolino machen die Band komplett. Im zweiten Set krachen die bekannten Hits „Lambada“ und „Marina“ von der Bühne. Trotz des Regenschauers ist die Stimmung ungebrochen gut, scheint sich sogar noch ein bisschen zu steigern.

Zwischendurch gibt’s mit „Volare“, dessen Refrain das Publikum echoen soll, den Stimmungs-Check. „Hände nach oben!“, ruft Bossio. „Das wird den ganzen Abend so gehen!“ Aus ihrem Mund klingt das fast wie eine Drohung. Pedro Costa will gerade richtig in seine E-Gitarren-Saiten hauen, da unterbricht die Sängerin „Sarà perché ti amo“. „Stopp! Alle Arme nach oben, sonst spielen wir einfach nicht weiter.“ Nachdem das geklärt ist, kann das Lied seine ganze weiche Atmosphäre entfalten.

Corona hat die Zuschauer mit kuschelig-leichten Liedern infiziert. Den Namen hat die Band übrigens schon seit sieben Jahren.

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