Nachruf Kulturjournalist Stefan Folz gestorben

Stefan Folz
Stefan Folz

Am Samstag ist der langjährige saarländische RHEINPFALZ-Kulturkritiker Stefan Folz im Alter von 62 Jahren gestorben.

An seinen ersten Artikel für die RHEINPFALZ kann ich mich nicht mehr erinnern, ich weiß nur noch, dass es 1993 war. Unter dem Zweibrücker Kulturamtsleiter Roland Treiber hatte Stefan Folz eine befristete Stelle im Kulturamt, er organisierte Veranstaltungen, und er moderierte auch. Seine Moderationen waren nicht so steif, wie das damals noch üblich war. Als er nicht mehr im Kulturamt arbeitete, hat er auf meine Frage, ob er sich – mit seinen Kulturkenntnissen – vorstellen könnte, für unsere Zeitung zu schreiben, gemeint, er könne es ja mal versuchen.

Fortan schrieb der 1960 in Merzig geborene Kulturbegeisterte über Konzerte und Theateraufführungen, über Kunstausstellungen, Lesungen, Bücher und CDs, sogar über Tanz. Denn vielseitig war er schon immer. Nur wenige konnten ein Konzert so gut beschreiben, dass man es beim Lesen nacherleben konnte. Auch die oft schwurbeligen, verkopften Worte von Künstlern zu ihren Werken übersetze er ins Allgemeinverständliche. Denn er fragte immer nach und hörte geduldig zu. Das galt für Hobbykünstler wie für die ganz Großen. 75 Artikel schrieb Stefan Folz durchschnittlich pro Jahr.

Sympathisch und offen

Gerne erinnerte er sich an die Opernsängerin Montserrat Caballé, die Sinfonia Varsovia unter Leitung von Yehudi Menuhin, die unterhaltsamen Abende mit Harald Schmidt, Otto und Georg Preuße alias Mary. Dass die berühmten Leute oft sehr nett sind, gehörte zu seinen schönen Erfahrungen. Am 24. Juni 2017 schrieb er in seinem Blog: „Die Meldung vom Tod Gunter Gabriels hat mich daran erinnert, dass ich vor ein paar Jahren einmal ein Interview mit ihm führen durfte. Ich hätte vorher nie gedacht, dass der Mann im persönlichen Kontakt so sympathisch und offen ist.“ Das galt auch für Stefan Folz, der (zusammen mit dem vor ein paar Jahren verstorbenen Kollegen Karl-Heinz Dettweiler) lange die Kulturseiten der Zweibrücker Rundschau prägte. Dabei wollte er ursprünglich etwas ganz anderes machen.

Nach seiner Schulzeit und dem Abitur in Homburg studierte er an der Saarbrücker Universität Germanistik und Katholische Theologie für Lehramt, entschied sich dann aber doch gegen die Schule, hängte eine Ausbildung zum Industriekaufmann dran und eine abgeschlossene Verwaltungsprüfung. Ab 1994 organisierte er im Kulturamt St. Ingbert Großveranstaltungen wie das Internationale Jazzfestival und den Kleinstkunstwettbewerb um die St. Ingberter Pfanne, aber auch das laufende kulturelle Saisonprogramm.

Buchautor und Verleger

2005 schrieb er den Roman „Allee der Schatten“ nach Motiven aus einer Fernsehserie, deren Schauplatz das Gutshaus Belitz ist. Darin geht er mitunter so sarkastisch vor wie in seinem Blog. In der Neuen Folzschen Verlagsanstalt, die er 2012 als Verleger zusammen mit Mathias Beck (Galerie Beck, Homburg) gründete, sind 15 Bücher erschienen, das letzte vor drei Wochen. Sein letzter Artikel in der RHEINPFALZ erschien 2019, es war eine Besprechung von „Kohlhiesels Töchter“ auf der Naturbühne Gräfinthal.

Danach machte ihm immer mehr seine bereits einige Jahre vorher aufgetretene Nierenschwäche zu schaffen, die ihn zur Dialyse zwang. Er musste kürzer treten, hatte weitere Gesundheitsprobleme und verbrachte die letzten beiden Jahre in einem Homburger Pflegeheim. Nach einer erneuten Operation im Mai, fast vollständig gelähmt, starb er am Samstag an den Folgen seines Verzichts auf die Dialyse in der Homburger Uniklinik. Er wird in der Nähe von Aachen beigesetzt, wo seine Schwester lebt. Seinen Nachlass betreuen sein langjähriger Freund, der Zweibrücker Künstler Jürgen Rinck, und Denise Maurer.

x