Zweibrücken Kampf gegen Satan

Fesselnde romantische Klangfarben in sattem Streicherglanz, voll packender Dramatik erlebten die Zuhörer am Samstag in der fast ausverkauften Zweibrücker Alexanderskirche.

Die Cappella Istropolitana Bratislava und die Pfälzische Singgemeinde unter Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald präsentierten zusammen mit Solisten ein Hauptwerk der französischen Kirchenmusik des 19. Jahrhunderts: „Les Béatitudes“ von César Franck (1822-1890). Thema des Oratoriums sind die Seligpreisungen der Bergpredigt, ein zentraler Glaubenssatz des Neuen Testamentes, die das Matthäusevangelium ausführlich beschreibt. Die Dramaturgie des Werks spiegelt den Konflikt zwischen gut und böse als ewiges Ringen wieder: Mit Bläsermotiven in tiefen dunklen Farben setzte der Prolog ein, in dem Tenor Jörg Dürmüller mit seinem klaren, schlank geführten hellen lyrischen Tenor in apartem Kontrast in einer verhaltenen Klage die zerstörerischen Zustände beschrieb, die die Beziehungen zwischen den Menschen dominieren. Das Konfliktpotenzial widerstreitender Ideen und Lebensentwürfe wie dem Streben nach materiellen Werten oder nach Glück reflektierte die Musik in kontrastreichen dramatischen Prozessen und Entwicklungen, die Chor und Orchester voll bebender Spannung nuancenreich nachzeichneten. Die Musik ließ die erzählte Geschichte in ihrem Klangkörper zutiefst berührend und packend werden. Unter die Haut ging auch der vollkommen einheitliche Klang des Frauenchores in „La terre est sombre“. Voll höchster Dramatik, zu expressiver Intensität steigerten sich die in unerbittlicher Schrittfolge kreisenden Klagen über Tod und Verwaisung. Düster tremolierende Streicher warnten vor weiterem Unheil. Auch die durch schleppende Rhythmen in ihrer Selbstgerechtigkeit charakterisierten Pharisäer kamen in diesem tönend-bewegten Klangfresko zu Wort. Wie ein akustischer Lichtstrahl fiel der göttliche Trost Christi in diese erregte Klanglandschaft. Über gleichmäßig webenden Akkorden in einem wunderbar ausgeglichenen Klangbild entfaltete sich Georg Gädkers sonorer Bariton mit den Seligpreisungen. In diesen Widerstreit bipolarer Lebenskonzepte brach Alexander Vassilievs dunkler Bass als Satan in lautmalerisch ausschattierten kriechenden Bewegungen in engen Intervallfolgen ein, in hochromantischer Tonarten- und Klangfarbendramaturgie, die Dirigent Jochen Steuerwald und die Istropolitana Bratislava in subtiler Ausdrucksvielfalt ausdeuteten. Ein dramatischer Showdown war die Auseinandersetzung zwischen Satan und Christus, in das sich der flexibel agierende Männerchor über gellenden Orchesterakzenten immer wieder in einer suggestiv-beschwörenden „Teufelsmesse“ einklinkte. Zu wildem Aufbegehren des Orchesters schrie Vassilievs dunkler Bass Christus seine Herausforderung geradezu ins Gesicht, in plastisch ausgestalteten Orchesterstrukturen. Doch gegen das dumpfe Grollen setzten sich klare Strukturen und helle Harmonien zunehmend durch. Das lyrische Sopransolo von Vera Steuerwald als Mater Dolorosa mit Seufzermelodik beendete durch seine in sich ruhende, schmerzerfüllte Sicherheit die Dominanz Satans. Der wurde von den Harfenklängen der himmlischen Sphären und dem Segen Christi überwunden. Die zutiefst beeindruckende Aufführung zeichnete sich nicht nur durch Einzelleistungen aus, sondern vor allem durch das in sich stimmige interpretatorische Gesamtkonzept unter dem engagierten Dirigat von Jochen Steuerwald, das den Charakter des Werkes lebendig werden ließ.

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