Zweibrücken „Ich will nach Tokio zu den Spielen“

Jasmin Külbs muss aktuell aufgrund einer Schulterverletzung pausieren. Bei Olympia in Rio 2016 schied die Judoka in der ersten R
Jasmin Külbs muss aktuell aufgrund einer Schulterverletzung pausieren. Bei Olympia in Rio 2016 schied die Judoka in der ersten Runde aus.

«KÖLN.» Wie klappt es, die Kurve zu kriegen, sich immer wieder für den Sport zu motivieren? Jasmin Külbs, Judoka des JC Zweibrücken und Olympia-Teilnehmerin in Rio 2016, sagt dazu ganz klar: Was hilft, ist nur der Blick nach vorne. Gerade wenn sie, wie jetzt nach einer Operation, zu Pausen gezwungen ist.

Sie haben eine Operation an der Schulter hinter sich. Was ist passiert?

Ich kann nur vermuten, was passiert ist. Es war im Poolfinale beim Grand-Slam-Turnier Ende Februar in Düsseldorf. Der Kampf ist aus, die Schulter tut weh, und ich weiß nur: Da stimmt was nicht. Lange nachdenken, ob ich weiterkämpfe oder nicht, konnte ich gar nicht. Die Trostrunde stand an, da bin ich einfach auf die Matte, und das war es dann ... Was sagt der Arzt? Alle haben gedacht, es ist die alte Schulterverletzung. War es aber nicht. Das hat gehalten, daneben ist was kaputt gegangen. Der Arzt sagt, dass es schon kurios ist und nicht so oft vorkommt. Pech! Sie haben bei Olympia gekämpft und mussten sich davor ebenfalls einer Schulter-OP unterziehen. Nun geht bald die Qualifikation für die nächsten Olympischen Spiele los, und der Arm liegt erneut in der Schlinge. Wirft einen das nicht völlig aus der Bahn? Im ersten Moment schon. Ich habe schon bitter geheult. Aber es nützt ja nichts, nur mies und negativ zu sein. Davon wird es nicht besser. Also sage ich mir: Gut, dass es jetzt passiert ist und nicht erst in einem halben Jahr. Jetzt bleibt mir Zeit, und die nehme ich mir. Klar, nervt es mich. Aber ich muss nach vorne sehen! Sprechen wir über Wochen oder eher Monate? Im Optimalfall kann ich in fünf, sechs Monaten wieder mit Judo anfangen. Wenn es sieben Monate dauert, steige ich erst dann wieder ein. Ich nehme mir die Zeit, die es braucht. Judo ist also schon noch im Kopf? Auf jeden Fall! Ich will nach Tokio zu den Olympischen Spielen (2020, Anmerkung der Redaktion). Ich war in Rio bei den Spielen, und es ist nicht gut gelaufen. Ich weiß, ich kann es besser. Das will und werde ich zeigen. Mal ehrlich: Was war schlimmer, der verlorene Kampf bei Olympia oder die erneute schwere Verletzung? Kurzfristig auf jeden Fall die Nachricht von der notwendigen OP. Das Verlieren bei Olympia tut definitiv länger weh. Da habe ich bis heute noch Stiche im Herz, wenn ich dran denke. War damals eigentlich klar, Sie machen auf jeden Fall weiter? Nach den Spielen in Rio war es für mich schon schwer, die Motivation zu finden und weiterzumachen. Ich muss sagen, mein Umfeld hat gestimmt, die standen alle hinter mir. Dann gab es die Trainerwechsel, einen neuen Bundes- und einen neuen Stützpunkttrainer, das hat mir damals schon sehr geholfen. Wie sehen die Tage ohne Judo aus? Nicht so spektakulär. Mehr als Physiotherapie geht nicht. Ich kann nicht Autofahren, nicht schreiben. Also gehe ich auch nicht an die Uni. Dafür genieße ich das normale Leben. Ich habe Zeit, meine Eltern daheim in Böhl-Iggelheim zu besuchen, kann spontan mit ins Kino, ins Musical. So was geht während der Wettkampfphase nicht. Schon mal darüber nachgedacht, den Judoanzug im Schrank zu lassen und was ganz anderes zu machen? Ich habe mich tatsächlich schon oft gefragt, warum ich mir und meiner Gesundheit das antue. Da ist kein Privatleben, Geld ist mit Judo auch nicht zu verdienen. Und trotzdem schon wieder Trainingsgedanken im Kopf? Bei mir ist Tokio im Kopf, wie gesagt, da will ich hin. Ans Training denke ich derzeit noch nicht wirklich. Erst mal wäre ich schon froh, wenn ich die Schlinge vom Arm nehmen dürfte. Mitte Mai geht die Reha los, und dann wird es jeden Tag bergauf gehen. Darauf freue ich mich. Blicken wir mal ein paar Monate nach vorne. Der Arzt hat grünes Licht signalisiert, Ihnen geht es gut, Sie stehen wieder auf der Matte. Werden Sie da an die Verletzung denken? Am Anfang auf jeden Fall. Ich weiß, wovon ich rede. Bei jedem Wurf ist erst mal Unsicherheit. Fasst der Gegner zu oder kommt Zug auf den Arm, sind schon Zweifel und Sorgen da, ob die Schulter hält. Das ist so. Die Sicherheit wird aber mit einem vernünftigen körperlichen Aufbau wieder kommen, da bin ich sicher. Und in dem Moment, wo ich nicht mehr an die Schulter denke, bin ich zurück. Und der Spaß am Judo ist wieder da.

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