Zweibrücken Heiliges Tier oder Bazillenbomber

Susanne Pfefferle geht in der Taubenstraße in Ixheim mit Hund Barney spazieren.
Susanne Pfefferle geht in der Taubenstraße in Ixheim mit Hund Barney spazieren.

In der Antike galt sie als heilig, etwa als Attribut der mesopotamischen Himmelsgöttin Astarte und der römischen Göttin Venus. In Zweibrücken erinnert die Taubenstraße an den symbolträchtigen Vogel.

In der Geschichte Noahs kehrt die Taube am Ende der Sintflut mit einem Ölzweig zur Arche zurück und verkündet damit, dass Land in Sicht ist. Bei den Germanen galt die Taube als Zeichen des Todes, und die Kelten sahen sie als Trauervogel. Das Christentum benutzt das Bild der Taube überall dort, wo vom Heiligen Geist gesprochen wird. Die Taube verkündet die Geburt Jesu, ist bei dessen Taufe dabei, und in Darstellungen der Dreifaltigkeit wird der Geist als Taube zwischen Vater und Sohn dargestellt. Sie gilt als Symbol für Liebe, Reinheit, Treue und Unschuld. Gegenwärtig ist die Taube über alle ideologischen Grenzen hinweg ein Friedenssymbol. In der Politik werden die Hardliner als Falken bezeichnet, die Gemäßigten als Tauben. Picasso erkor die Taube zum Friedenssymbol. Sein Entwurf für den Weltfriedenskongress 1949 verbreitete sich rasant in Pazifisten-Kreisen. Als Nutzvogel leistet sie den Menschen seit Jahrhunderten wertvolle Dienste. Feldherren diente sie wegen ihres guten Orientierungssinns zum Transport von Botschaften. Brieftauben waren im Ersten Weltkrieg für das Militär unverzichtbar, von der Schweizer Armee wurden sie bis 1995 eingesetzt. Die geselligen und standorttreuen Tiere werden schon seit der Antike domestiziert. Die Römer betrieben die Taubenzucht als Liebhaberei. In Deutschland beginnt die Rassen- und Sporttaubenzucht um 1840. Es soll ungefähr 500 Rassen geben. Die Taubenzüchter treten mit ihren Tieren bei Schönheitswettbewerben an. Bei den Brieftaubenzüchtern kommt die Taube als leistungsfähiger Sportvogel zum Einsatz. Je nach Alter und Kondition kann eine Taube mit einer Reisegeschwindigkeit von hundert Stundenkilometern über tausend Kilometer zurücklegen. „Die Taube“ ist auch der Titel einer Novelle von Patrick Süskind. In Hans Albers Gassenhauer „La Paloma“ (spanisch für: die Taube) heißt es: „Falle ich einst zum Raube empörten Meer, fliegt eine weiße Taube zu dir hierher.“ In der Gastronomie war die Taube einst fester Bestandteil von Festtagstafeln, im sagenhaften Schlaraffenland soll sie sogar gebraten in die Münder geflogen sein. Heute hat die Taube ein Image-Problem. Besonders in Großstädten ist sie Stadt-Feind Nummer eins. Ratte der Lüfte und Bazillenbomber wird sie genannt. In Ixheim erinnert eine Straße an das gefiederte Multitalent. Die Serie In welcher Straße geht ein Witwer mit abgeschnittenem Kopf um und schneidet Grimassen? Welche erinnert an türkische Hengste? Mit welcher Straße treibt man selbst ortskundigen Taxifahrern die Schweißperlen auf die Stirn? Hinter den Zweibrücker Straßennamen verbergen sich oft skurrile, überraschende und manchmal schaurig-blutige Geschichten. Josef Reich hat ihnen nachgespürt.

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