Zweibrücken Fremde Federn eingefärbt

Er ist ein Wanderer zwischen musikalischen Welten, ein rastloser Spurensucher, ein Erneuerer und vor allem ein Individualist, der sich um des Erfolges willen von keinem Trend anstecken lässt. Von seiner jüngsten musikalischen Expedition berichtet Hubert von Goiserns aktuelles Album „Federn“, das er am Dienstag in der Saarbrücker Garage vorgestellt hat.

Hatte der Oberösterreicher, dessen Musik der frühen Jahre oft verkürzt als Alpen-Rock dargestellt wird, mit seinem Musikforscher-Gen von Tibet bis nach Afrika die Welt bereist und daraus ebenso seine eigene Musik geformt, wie er es mit der alpinen Volksmusik getan hat, so ist er zuletzt in ein Land aufgebrochen, dessen Musik uns so überaus vertraut ist. In den USA landete er, desillusioniert von der industrialisierten Country-Musik Nashvilles in den Südstaaten, in Louisiana und New Orleans, lebte und lernte hier Jazz, Blues und Cajun an deren Wurzeln kennen. Daraus entstand dann das Album „Federn“ mit 15 eigenen Liedern und Adaptionen, von denen er zehn in dem über zweistündigen Konzert den rund 1100 Besucher präsentierte. Und was Goisern aus den USA mitgebracht hat, ist stimmig, von der druckvollen Rocknummer über den schwungvollen Country-Song bis hin zur herzensschweren Ballade – und das alles umgesetzt auf der Basis seiner eigenen Tradition. So finden dann auch im Konzert Pedalsteel- und Stromgitarre, Ziehharmonika und Keyboard zusammen und selbst das Alphorn hat im finalen „Krippensteiner“ seinen Auftritt. Und wo Goisern als Volksmusiker dem Publikum zuweilen schwer daher kam, hat er mit dieser Musik leichtes Spiel, scheint uns doch mittlerweile Blues und Cajun näher zu sein, als traditionelle alpine Klänge. Und da steht ihm das musikalische Fenster sperrangelweit offen vom Gassenhauer „Jambalaya“ über die Thelonious-Monk-Nummer „I bin ganz alloah“, vom Blues „Am helllichten Tag“ bis zu „So a Segen“, ein Lied, das eine uralte, österreichische Volksweise sein könnte, in Wahrheit aber „Amazing Grace“ ist, kompakt instrumentiert, trotzdem episch und verträumt. Allein die emotionale Schwere des Blues scheint in Goiserns Musik noch nicht angekommen zu sein. Und Hubert von Goisern hat etwas zu sagen – auch wenn das, den vom saar-pfälzischen Idiom geprägten Ohren nicht immer leicht verständlich ist. So setzt er im Power-Blues „Snowdown“ ein Statement „für alle, die ihre Freiheit aufs Spiel setzen und ihr Leben riskieren“ und gegen all die Aushorcher und Abschöpfer, die „in ihrer Datensuppe so langsam ersaufen“, ob in China und dem Iran, in Moskau, Tel Aviv oder Berlin.

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