Zweibrücken „Es steht Blues Band drauf, da soll auch Blues drin sein“

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Vor einem Jahr war im führenden deutschen Fachblatt „Blues News“ ein großes Interview mit der 2nd Bridge Blues Band zu lesen. Andi Rumpf, Marc Kambach, Otmar Klein und Rolf Lehberger hatten sich bei einem Leser-Voting mit ihrem Song „Ü 40 Blues“ für den CD-Sampler des Magazins qualifiziert. Jetzt ist die zweite CD der Zweibrücker Band in der Mache, Fred G. Schütz sprach mit Andi Rumpf, wohin die Reise musikalisch gehen soll.

Was hat der Band die große Geschichte in der „Blues News“ gebracht?

Kein Personal und definitiv keine goldenen Wasserhähne. Aber es hat die ein oder andere Tür geöffnet, zum Beispiel in Saarbrücken „Breite63“, das wir sonst als Auftrittsmöglichkeit nicht gehabt hätten. Wir werden von Clubbesitzern schon ein bisschen anders wahrgenommen. Es ist andererseits aber auch immer die Frage, was können wir tatsächlich machen, wo sind die Grenzen, allein von der Entfernung her. Wir haben ja noch unsere Brotberufe. Die jetzige Inkarnation der 2nd Bridge Blues hat bereits eine CD veröffentlicht. Da war es durchaus schwierig, die urheberrechtlichen Dinge zu klären. War das bei der neuen CD, die jetzt in Arbeit ist, einfacher? Das wissen wir noch nicht, da werde ich drangehen. Ich brauche fertige Roh-Mixe unserer Aufnahmen, dann die Rückübersetzungen unserer deutschen Texte ins Englische, da die meisten Rechteinhaber in Amerika sitzen. Dann muss man abwarten und ganz vorsichtig nachhaken, sonst wird man schnell aus der Bahn geworfen. Wie kommt man überhaupt an die Rechteinhaber ran? Ich gehe über die Datenbank der GEMA und verfolge die Songs zurück, wer da noch Rechte dran hat. Dann kann man dort nachhaken. Das letzte Mal ging es rein über E-Mail-Kontakt. Vielleicht probiere ich auch dieses Mal vorher anzurufen, vielleicht bekommt man so die Tür schneller auf. Die 2nd Bridge Blues Band hat ja immer mehr eigenes Original-Material, zu dem Sie die Texte geschrieben haben. Ist das der Weg, den die Band zukünftig beschreiten möchte? Die meisten Musiken hat Otmar Klein geschrieben, zum Beispiel „Genervt“, das war Otmars Geschichte. Bei den Konzerten wollen die Leute aber das Konzept, dass sie bekannte Blues-Klassiker neu getextet hören, so wie es zum Beispiel Stefan Gwildis mit Soul gemacht hat. Die eigenen Sachen von Gwildis sind gut, aber das wollen die Leute gar nicht so wissen. Auch bei unseren eigenen Sachen schafft es nicht jeder Song ins Programm, weil wir selbst merken, irgendwas fehlt dem Song noch. Man hat ihn vielleicht zwei-, dreimal beim Auftritt dabei, bis er sich wieder rausschleicht. Wir werden wohl nicht ganz vom übrigen Material wegkommen, nur eigene Songs, das glaube ich nicht. Kommen wir zu Ihnen als Gitarristen. Sind Sie jemand, der tatsächlich noch üben muss? Ich übe sogar mehr als früher. Einerseits, weil ich familiär jetzt mehr Zeit dafür habe, da meine Kinder groß sind; ich sehe zu, dass ich täglich wenigstens eine halbe Stunde dran bin. Meistens übe ich Läufe, aber jetzt im Sommer habe ich meinen persönlichen Sommerkurs mit einer Duke-Robillard-Lehr-DVD, weil der Blues und Jazz miteinander verquickt, und ich möchte sehen, ob ich da was Neues lernen kann. In welche Richtung soll sich die Band musikalisch entwickeln? Ich denke, wir sind schon da wo wir hingehören. Es ist unser Ding, diese Blues-Sachen zu spielen. Klar, jeder hat unterschiedliche Einflüsse, die in die Band bringt. Aber es steht Blues Band drauf, da soll auch Blues drin sein. Klar, das muss nicht immer die reine Zwölftakter-Geschichte sein, aber es soll schon ein deutlich bluesiger Charakter in den Songs sein. Die Band wird immer mal wieder als Mundart-Blueser angekündigt, was ja nicht zutrifft. Ist das nur nervig, oder steht das dann wirklich im Wege? Nein, dort wo wir uns um Auftritte bemühen, schicken wir ja unser eigenes Info-Material hin. Die Mundart-Sache ist natürlich sachlich nicht korrekt, genauso, wenn man immer von Rolf Lehbergers Heimatliebe liest, die er sicher hat, die aber in den Songs keine Rolle spielt. Manchmal hallt eben nach, was von der ersten Ausgabe der 2nd Bridge Blues Band manchen noch im Gedächtnis ist, als Wolfgang Ohler ja definitiv Texte mit Bezug zu Zweibrücken geschrieben hatte. Das ist in Ordnung so, aber es hat sich was gewandelt, der Name ist geblieben. Thema Auftrittssituation für semi-professionelle Bands. Erleben Sie auch, dass Veranstalter immer weniger zahlen und auch die übrigen Bedingungen immer schlechter werden, oder hilft da die gestiegene Popularität durch den blues-news-Artikel? Das hat kaum was genutzt. Da hängen wir drin wie alle anderen Bands auch. Die Auftrittsmöglichkeiten sind begrenzt, und wir haben die Doppel-Nische mit deutschem Blues. Mancher Veranstalter sagt dann, wenn schon Blues, dann englisch. Wenn’s einer macht, dann wird er merken, es funktioniert. Aber wir kämpfen auch, ringen zäh um Auftrittsmöglichkeiten. Vielleicht ein paar Sätze zu Sebastian Matz, der vorletztes Jahr verstorben ist und mit dem Sie sozusagen seit Kindertagen zusammen musiziert hatten und der ein enger Freund von Ihnen war. Wäre es eine Option, die Musik von Sebastian Matz in die 2nd Bridge Blues Band zu überführen? Ich habe für das letzte Projekt „Matz live“ Texte geschrieben, da kann es schon sein, dass man Anleihen bei den eigenen Texten macht. Von der Musik her ist das eine andere Schiene, da würde das nicht ins Konzept passen. Aber Seb würde als Musiker sehr gut dazu passen, das wäre die Wunschoption für Tasten. Klavier oder Orgel könnte ich mir durchaus als Ergänzung für die Band vorstellen. Sie haben sich vom puren Gitarristen zum Songwriter und Arrangeur weiterentwickelt. Was daran ist für Sie am wichtigsten? Ich sehe mich als Musiker und Texter, aber beim Songwriting ist Otmar bei der Blues Band sehr stark im Boot. Es ist in Ordnung, die Texte zu schreiben, die Arrangements machen wir eh gemeinsam. Meine beiden Hauptrollen als Gitarrist und Texter, damit komme ich sehr gut klar.

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